Ohne ihn wären die Karlstadter Marktsonntage nicht das, was sie sind: Über 50 Jahre war Josef Forstner Marktmeister und sorgte bei mehr als 200 Märkten dafür, dass fahrende Händler mit ihren Ständen und Verkaufswagen kommen. Beim Andreasmarkt wurde er offiziell verabschiedet.
"Wir sind stolz auf unsere vier Marktsonntage mit Fieranten, die von weit her kommen, mit dem Einzelhandel und der Gastronomie in der schönen Altstadt", stellte Bürgermeister Paul Kruck heraus. Josef Forstner sei seit 50 Jahren das Gesicht hinter der Qualität und Vielfalt beim Ostermarkt, Frühlingsmarkt, Oktobermarkt und Andreasmarkt. Er sei nicht nur herumgereist, um sich umzuschauen und Händler anzusprechen, sondern habe auch eine Marktatmosphäre geschaffen, die ihres gleichen sucht. Dafür könne man ihm nur symbolisch danken. Von der Stadt Karlstadt gab es Stadtwein und Pralinen, die ausschließlich für seine Frau bestimmt seien. Susanne Keller von der Stadtmarketing GmbH überreichte eine goldene Ehrenamtskarte, Martin Krause vom Gewerbeverein einen Blumenstrauß.
"Unserem Josef zum Abschied – deine Marktleute" stand auf der großen Karte, die Edgar Fella aus Hammelburg im Namen der Fieranten mitgebracht hatte. Alle 40 fahrenden Händler, die beim Andreasmarkt dabei waren, hatten darauf unterschrieben. "50 Jahre Marktmeister, das ist einmalig, nicht nur in Franken und Bayern, sondern ganz Bayern", war sich Fella sicher, der seinen Stand mit Grußkarten und Haushaltswaren fast immer am Marktplatz vor dem abgeschalteten Brunnen aufbaut. Diesmal nicht, weil er krank war, doch die Bronchitis hielt ihn nicht davon ab, sich von Josef Forstner zu verabschieden. Zur Karte gab es noch einen riesigen Fresskorb.
Josef Forstner selbst sprach von einem Abschied mit lachenden und weinenden Auge. Er habe die Sache durchgestanden der Sache wegen, aber nicht nur: "Wir sind eine große Familie. Freundschaften sind im Laufe der Jahre entstanden, wir haben familiäre Dinge ausgestanden und uns auch mal getröstet. Ich bin stolz auf euch, wie ihr bei jedem Markt mitgemacht habt." Mit Walter Keller präsentierte er auch seinen schon eingearbeiteten Nachfolger und übergab ihm seine "Marktakte" mit der Marktordnung und vor allem den Kontaktdaten aller 50 treuen Händler. Er wünschte ihm eine glückliche Hand und viel Spaß. Zudem bedankte er sich bei der Stadt Karlstadt für die immer gute Zusammenarbeit.
Eine Adresse wird Walter Keller gleich aussortieren müssen. Beim Andreasmarkt kam Günter Michel aus Würzburg ein letztes Mal nach Karlstadt. Der 81-Jährige hört nach über 50 Jahren in der Bekleidungsbranche auf. Die Besucher der Markttage kennen ihn. Er war mit seinem Stand für Unterwäsche und Socken immer auf dem Marktplatz an der Ecke zum Modehaus Koch zu finden. "Vom Publikum und der Sympathie her müsste ich noch fünf Jahre weiter machen", erklärt der erfahrene Händler. Aber in den letzten Jahren falle es ihm zunehmend schwerer, den Stand samt der Ware auf- und abzubauen. Insgesamt 21 Jahre war Günter Michel bei den Karlstadter Markttagen dabei, schätzte die Atmosphäre und dass eigentlich immer etwas "ging". Viele Stammkunden werden ihn vermissen. Mehrfach hörte Günter Michel bei den letzten zwei Marktsonntagen von ihnen die Frage, wo sie denn künftig ihre Unterwäsche herkriegen sollen. Darauf konnte er nur antworten: "Bei mir nicht mehr".