Gemeinden haben es zurzeit nicht leicht, die gesetzlichen Vorgaben zur Bereithaltung von kindgerechten Betreuungsangeboten für Kindergarten und Kinderkrippe bereitzuhalten. Zu viele Unwägbarkeiten, wie nicht vorhersehbares Buchungsverhalten von Eltern erschweren die Planung. Für Großgemeinden wie die Stadt Arnstein mit zwölf Ortsteilen und sieben Einrichtungen verschiedener Träger wird das noch problematischer. Zwar hat die Stadt schon vor Jahren eine Sprengelung nach Stadtteilen vorgenommen, doch besteht Wahlfreiheit für die Eltern.
In der letzten Sitzung des Stadtrats stellten der Chef der Verwaltung Horst Herold und Bürgermeister Franz-Josef Sauer die aktuelle Situation für den Bereich der Krippenplätze (eins bis drei Jahren) und der Regelplätze (bis zur Einschulung) vor.
Im städtischen Kindergarten fehlen 30 Plätze
Verglichen wurden von der Verwaltung die gegenwärtig Entwicklung der Geburten in der Großgemeinde insgesamt und gesondert in den einzelnen Ortsteilen. Bei den "Regelkindern" wurde so ein Bedarf von insgesamt 234 Plätzen ermittelt, dem stehen gemäß Betriebserlaubnissen 319 Plätze gegenüber, das entspricht einer Überdeckung von stolzen 36 Prozent. Ein anderes Bild bei den Krippenkindern: Bei 93 Geburten in dem Bemessungszeitraum kann die Stadt derzeit nur 65 Plätze anbieten. Damit werden nur 70 Prozent Abdeckung erreicht. Bei einer gewünschten Quote von 80 oder gar 90 Prozent müssten das zwischen 75 und 84 Plätze sein.
Vollends unübersichtlich wird die Rechnung, wenn man sich die einzelnen Einrichtungen betrachtet. Während beispielsweise in Schwebenried und Müdesheim Angebot und Nachfrage im Augenblick noch ausgeglichen sind und in Binsfeld sogar ein kleiner Überhang besteht, sieht es im städtischen Kindergarten am Hofriedplatz ernst aus, hier fehlen über 30 Plätze. Damit sei man zwar deutschlandweit noch durchaus gut aufgestellt, meinte Bürgermeister Sauer, doch angesichts des gesetzlichen Rechtsanspruchs gibt es hier erheblichen Handlungsbedarf.
Generalsanierung nicht wirtschaftlich
Besonders ernst ist die Situation bei den "Werntalzwergen" am Hofriedplatz. Dort ist die Krippe komplett belegt und es gibt eine Warteliste. Von 40 als notwendig erkannten Plätzen stehen nur 24 zur Verfügung. Die vier Regel- und die beiden Krippengruppen werden von Kindern aus der Kernstadt und den Ortsteilen Heugrumbach sowie Gänheim besucht. Probleme bereiten hier auch ständig wechselnde Buchungszeiten. Wegen der beengten Räumlichkeiten muss hier wohl baulich erweitert werden. Die Stadt Arnstein ist hier der alleinige Träger.
Umfassende Überlegungen sind auch für die Einrichtung in Gänheim nötig. Träger ist hier die Kirchenstiftung, das Kindergartengebäude aber in der "Alten Schule" gehört der Kommune. Es ist nur beschränkt kindgerecht, zu klein und baulich unzureichend. Eine Generalsanierung erscheint nach fachlicher Beurteilung nicht wirtschaftlich, sodass mittelfristig ein Neubau erfolgen muss. Allerdings gibt es noch - auch in Gänheim - noch unterschiedliche Auffassungen seitens des neuen Standorts. Aktuell müssten hier sechs Krippen- und zehn Regelplätze geschaffen werden. Kinder kommen hier auch aus Binsbach.
Suche nach neuem Standort in Müdesheim
Für die Kindergärten in Schwebenried und Büchold sieht die Stadtverwaltung keinen Handlungsbedarf, schließlich sind Neubauarbeiten hier entweder schon fast abgeschlossen oder schon weit fortgeschritten. Zufriedenstellend ist die Situation auch in Binsfeld mit einem großen Einzugsbereich (Binsfeld, Thüngen, Stetten, Halsheim) und bei den "Wurzelzwergen", dem stadtübergreifenden Waldkindergarten.
Die Ansicht des Verwaltungschefs Herold, dass auch für den Kindergarten "Haus Kunterbunt" in Müdesheim (Reuchelheim und Marbach) kein Handlungsbedarf bestehe, verwahrten sich die beiden örtlichen Stadträte Bernd Kröner und Bertram Wolf nachdrücklich. Zwar gebe bei den Regelplätzen noch Reserven, aber angesichts der besonderen Geburtensituation, die ab dem nächsten Jahr eine kurzzeitige Spitze von bis zu zehn zusätzlichen Krippenplätzen erforderlich machen würden. Sie bestanden hier auf rechtzeitige, adäquate Maßnahmen. Weil aber auch in Müdesheim die Räumlichkeiten sowohl im Haus als auch im Umgriff extrem beengt sind und daher kaum Erweiterungen möglich sind, muss auch hier nach anderen Lösungen, bis hin zu einem neuen Standort gesucht werden.
Alle Kindergärten sollen erhalten werden
Als Sofortmaßnahme zur Bewältigung der Kurzzeit-Spitze schlug Bürgermeister Sauer vor, die erteilten Betriebserlaubnisse zu modifizieren. Nach den vorgeschriebenen Berechnungsmodalitäten wird ein Krippenkind wie zwei Regelkinder gezählt. Für Müdesheim könnten daher von den 15 überschüssigen Regelplätzen acht bis zehn leicht in halb so viele Krippenplätze umgewidmet werden.
Nach dem dann einstimmig gefassten Stadtratsbeschluss sollen diese Maßnahmen sowie die Erweiterung um zwölf Krippenplätze in Arnstein und sechs Krippenplätze, beziehungsweise zehn für Regelkinder in Gänheim umgesetzt werden. Außerdem unterstrich das Gremium den Willen, alle Kindergärten in der Großgemeinde zu erhalten.