Vor genau 100 Jahren, am 20. März 1921, wurde der „Skt.- Johannes-Zweigverein Steinfeld“ im Saal der Gaststätte zur Brauerei gegründet, um eine von Klosterschwestern geleitete Kinderbewahranstalt mit Krankenstation zu errichten.
In das Gebäude Nr. 110 am Kirchplatz zogen die ersten beiden barmherzigen Schwestern des göttlichen Erlösers vom Mutterhaus Würzburg im Mai 1921 ein, um dort in recht beengten Räumlichkeiten die Ziele zu erfüllen, die sich der Verein gesetzt hatte. Und so lautet der Leitspruch, der in Sütterlinschrift auf der ersten Seite des ältesten Protokollbuchs steht: „Von Gottes Hand begleitet für die Sache des Skt. Johannes-Zweig-Vereins Steinfeld: Zum Wohle der Kranken, zum Besten der weiblichen Jugend, zum Schutze der Kleinen!“
Darunter schrieb Benefiziat Ignaz Kraiß einen kurzen Rückblick auf die Vorgeschichte des Vereins. Der damalige Pfarrer Georg Gerstner gab demnach den Anstoß zur Vereinsgründung, als er im Oktober 1920 aus Anlass seines 25-jährigen Ortsjubiläums in Aussicht stellte, einen finanziellen Beitrag zu leisten „zur Errichtung einer Kleinkinderbewahranstalt und einer ambulanten Krankenpflege in Steinfeld. Diese Ankündigung wurde allgemein mit Freuden begrüßt. Doch viele äußerten sich gleich auch wieder resigniert und fragten: ‚Wir erleben das doch nicht mehr. Wenn wir Leute in den mittleren und älteren Jahren doch auch noch etwas davon haben könnten‘.“
Haus erst mal herrichten
Kurze Zeit später wurde bekannt, dass „das ledige Fräulein“ Elisabetha Herrmann ihr Anwesen Nr. 110 neben der Kirche (heute Kirchplatz 14) für diesen Zweck günstig verkaufen wolle. Der zweite Bürgermeister Linus Haas stellte zwar in Frage, ob das Anwesen nach entsprechender Instandsetzung für eine Kinderbewahranstalt groß genug sei, schlug aber vor, „wenigstens zuerst einmal das Haus herzurichten, um eine Krankenschwester und eine Schwester zur Erteilung des Unterrichtes für weibliche Handarbeit unterzubringen“. Dieser Gedanke wurde gutgeheißen und Bürgermeister Magnus Siegler berief eine Gemeindeversammlung zwecks Gründung eines Johanneszweigvereins ein.
Die Versammlung fand am 20. März 1921 im Saal der Gaststätte zur Brauerei Steinfeld statt. Das spärliche Gründungsprotokoll, geschrieben auf einem dünnen DinA5-Blatt, wurde dem Protokollbuch beigeheftet und enthält im Wesentlichen die Vereinsstatuten zur Arbeit des Vorstandes und zur Generalversammlung. Zum ersten Vorsitzenden wurde Benefiziat Ignaz Kraiß für die Amtszeit von sechs Jahren gewählt.
Schon im Mai 1921 erfolgten der Kauf des Anwesens am Kirchplatz und der feierliche Einzug der beiden Klosterschwestern. Es sollten jedoch noch zwölf Jahre vergehen, ehe sich im Jahr 1933 dank einer Schenkung der sehnliche Wunsch der Steinfelder nach einem Neubau der Kinderbewahranstalt mit Schwesternhaus erfüllte. Pfarrer Georg Gerstner, der die Pfarrei Steinfeld mit Kuratie Waldzell und Filiale Ansbach von 1895 bis zu seinem Tod 1932 leitete, erlebte die Fertigstellung des Bauwerks nicht mehr.
Ein Jahr nach der Gründung war die Zahl der Vereinsmitglieder von 78 auf 227 gestiegen, konnte sie doch mit einem Jahresbeitrag von drei Mark die ambulante Krankenpflege der Klosterschwestern in Anspruch nehmen. Diese sorgten zudem gegen Gebühren für den Handarbeitsunterricht, den Organisten- und Mesnerdienst, die Kirchenreinigung und den Altarschmuck sorgten. Jede Schwester erhielt vom Verein in den ersten Jahren eine jährliche Entschädigung von 120 Mark, das Mutterhaus in Würzburg einen Sozialbeitrag von 60 Mark und die Einnahmen aus Sammlungen von Naturalien.
Wegen Nachwuchsmangels aufgelöst
Die Station der Klosterschwestern in Steinfeld unter der Leitung von Oberin Leolina Galler wurde nach 50 Jahren segensreichen Wirkens am 30. November 1971 wegen Nachwuchsmangels aufgelöst.
Die Hauptaufgabe des Johanniszweigvereins ist heute die Betreuung und vorschulische Erziehung der Kinder durch staatlich geprüfte Erzieher. Diese können ihr pädagogisches Konzept in Steinfeld seit Juni 1996 in einem neuen Kindergartengebäude im Herrmannstift verwirklichen; auf einem Grundstück, das wie beim Vorgängerbau einem großzügigen Spender zu verdanken war.