Johanna Heller aus Binsbach steht vor einer großen Herausforderung. In Kürze reist die 20-Jährige für ein Jahr nach Kolumbien. „Anderen Menschen helfen, eine neue Sprache und eine neue Kultur kennenlernen – ganz auf mich gestellt sein: Das fasziniert mich“, sagt die Fachabiturientin, die zum ersten Mal alleine verreist.
Am 23. August landet die Binsbacherin in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá. Dort trifft sie ihre Pflegefamilie aus Soatá, einer Kleinstadt am Fuße der Anden, bei der sie zwölf Monate wohnt. Arbeiten wird sie in einem Projekt der Organisation „Internationaler christlicher Jugend-Austausch“ (ICJA).
Auf Johanna kommen drei Aufgaben zu: Sie unterrichtet Kinder und betreut sie beim Sport, außerdem engagiert sie sich in der Arbeit mit Senioren. In Soatá bringt sie Schülern von sechs bis zehn Jahren Englisch, Mathematik und Deutsch bei. „Da ich bereits ein Langzeitpraktikum in einem Kindergarten absolviert habe, weiß ich, dass mir die Arbeit mit Kindern sehr gefällt“, erklärt sie.
Besonders freut sich Johanna auf ihre Aufgabe im Sportverein. Johanna treibt selbst gern Sport und will das auch in Kolumbien tun. Außerdem wird die gebürtige Würzburgerin an Seniorennachmittagen teilnehmen. Sie hofft, trotz der sprachlichen Barrikaden viel von der kolumbianischen Kultur zu erfahren.
Nach nur einem Schuljahr Spanischunterricht in der zehnten Jahrgangsstufe spricht Johanna die Landessprache noch nicht fließend. Ein einwöchiger Kurs zu Beginn ihres Aufenthalts soll ihre Kenntnisse auffrischen. „Das muss am Anfang erst mal ausreichen“, meint sie.
Den Wunsch, nach dem Schulabschluss das Land zu verlassen, hatte Johanna früh. „Schon seit der achten Klasse denke ich daran, nach meinem Abitur ins Ausland zu gehen“, sagt sie. Nachdem sie in der zehnten Klasse das Celtis-Gymnasium in Schweinfurt verlassen hatte, holte sie in diesem Jahr ihr Fachabitur an der Fachoberschule in Schweinfurt nach. Dort entschied sich Johanna für den sozialen Zweig, den sie mit der Bewerbung bei der ICJA auch nach ihrer Schulzeit weiterverfolgt. Als „völlig überraschend“ beschreibt sie die Einladung der Organisation zu einer dreitägigen Infoveranstaltung in Berlin.
Dort erfuhr sie, dass sie nun in Kolumbien und nicht in ihrem Wunschland Mexiko eingesetzt wird. Darauf reagierte die Binsbacherin zunächst skeptisch: „Wer denkt bei Kolumbien nicht an Drogenmafia oder Guerillatruppen?“, schreibt sie in ihrem Werbeflyer. Doch: „Je mehr ich über das Land lese und je näher die Abreise rückt, umso mehr freue ich mich auf das kommende Jahr“, fügt sie hinzu. Denn sie ist überzeugt: „Jedes Land hat sein eigenes Flair und seine eigene Kultur.“
Um mehr vom südamerikanischen Lebensstil zu erfahren, plant Johanna kleinere Ausflüge während ihres Auslandsjahrs. „Medellín würde mich reizen.“ Aber auch die indigenen Dörfer und die kolumbianische Karibikküste interessieren sie. Rund vier Wochen Urlaub stehen ihr zu.
Generell fasziniert sie der Gedanke, Freunde, Familie und die Heimat hinter sich zu lassen. Trotzdem freut sie sich, dass einige Freunde schon ihren Besuch angekündigt haben. Ein wenig Angst, dass sie in der 9000 Kilometer entfernten Fremde das Heimweh übermannt, hat die Binsbacherin schon. Etwas Flugangst hat sie auch. „Aber sobald ich gelandet bin, wird alles gut“, ist sich Johanna sicher.
Ein größeres Problem stellt die Finanzierung der Reise dar. Zwei Drittel der Kosten von 10 400 Euro werden vom Staat übernommen. Den restlichen Betrag von rund 3600 Euro sollen die Teilnehmer durch Spenden sammeln. Um das Geld aufzubringen, hat Johanna in der Schule Kuchen verkauft und bei der Firma ZF Friedrichshafen in Schweinfurt gearbeitet. Nach weiteren Spendenaufrufen mit selbst designten Werbeflyern hat sie bereits 1000 Euro gesammelt.
Wer Johanna Heller unterstützen oder mehr Informationen möchte, kann sie unter jo.heller@gmx.de kontaktieren.