Seit über zwei Jahren laufen in Lohr die Arbeiten für den privatwirtschaftlichen Ausbau des Glasfasernetzes durch die Firma GlasfaserPlus. Seither gräbt sich in deren Auftrag die international agierende Baufirma Circet mit verschiedensten Baukolonnen und von so manchen Kapriolen begleitet durch die Stadt.
Nun, in der zweiten Jahreshälfte 2024, biegt das Großprojekt, welches laut ersten Ankündigungen schon Ende 2022 hätte abgeschlossen sein sollen, auf die Zielgerade ein. Als letzter größerer Ausbauabschnitt steht allerdings ein Bereich an, in dem es aus verschiedenen Gründen nochmal knifflig werden könnte: die von dichter Bebauung und engen Gassen geprägte Altstadt.
Am Montag, 2. September, sollen die Arbeiten beginnen. Wie der bei Circet für das Projekt verantwortliche Bereichsleiter Andreas Schmidt gegenüber der Redaktion erklärte, werden sich ab dann von drei Startpunkten aus jeweils Teams mit zwei Baukolonnen abschnittsweise durch die Altstadt graben.
Start an drei Stellen
Die Startpunkte sind demnach der untere Eingang in die Turmstraße, der Schlossplatz sowie die Ecke Alfred-Stumpf-Straße/Anlagenstraße. Die Arbeiten werde Circet selbst ausführen, sagt Schmidt. Die vor wenigen Wochen von der Stadt getätigte Aussage, wonach Circet selbst nicht mehr graben werde, sei eine Fehlinformation gewesen, so Schmidt.
Nachdem es in den vergangenen zwei Jahren allerhand Probleme und Pfusch beim Glasfaserausbau in Lohr gegeben hatte, stellt Schmidt in Aussicht, dass es nun auf der Zielgerade rund laufen soll. Man habe sowohl bei der Bauleitung vor Ort als auch bei den eingesetzten Subunternehmen "alles verändert".
Bereichsleiter zeigt sich selbstkritisch
Beim bisherigen Glasfaserausbau in Lohr hätten die Abläufe teilweise "vorne und hinten nicht gepasst", zeigt sich Schmidt selbstkritisch. Die Folge seien enorme Beschwerden gewesen.
Teilweise habe man den Überblick verloren, gesteht Schmidt. Das zeige sich auch in einer mangelhaften Dokumentation, in die sich die neue Bauleitung nun erst einarbeiten müsse. An etlichen Stellen habe man bereits verschlossene Stellen wieder öffnen müssen, um zu schauen, was und wie dort im Untergrund gebaut wurde.
Die offizielle Abnahme der Baustellen durch die Stadt sei bis auf wenige Ausnahmen noch nicht angelaufen. Er gehe davon aus, dass sich die Abnahmen auf jeden Fall bis in das Jahr 2025 erstrecken werden.
104 Anschlüsse in der Altstadt
Der nun unmittelbar bevorstehende Glasfaserausbau in der Altstadt soll indes Ende November bis Anfang Dezember abgeschlossen sein. Laut Schmidt geht es in der Altstadt insgesamt um 364 Grundstücke. 104 davon hätten nach aktuellem Stand einen Glasfaseranschluss gebucht. Bei den anderen würden die Leitungen an den Grundstücken entlanggeführt, sodass bei Bedarf später Anschlüsse abgezweigt werden könnten.
Wegen der in der Altstadt vorherrschenden Grenzbebauung komme die in anderen Gebieten praktizierte Variante, bei Anwesen ohne gebuchten Anschluss wenigstens einen kurzen, 30 bis 80 Zentimeter langen Glasfaserstutzen ins Grundstück zu verlegen, in der Altstadt nicht in Frage, erklärt der Circet-Vertreter.
Dass der bereits mehrfach angekündigte Glasfaserausbau in der Altstadt jeweils wieder verschoben worden war, liegt seinen Worten zufolge am historischen Altstadtpflaster. "Das war ein Knackpunkt", sagt Schmitt. Doch mittlerweile habe man eine Firma gefunden, die sich jüngst bereits in Schmalkalden bei ähnlichen Verhältnissen wie in Lohr bewährt habe, so Schmidt. Und an der "schieren Größe und Komplexität des Bauvorhabens" sowie der zu Beginn eng gesteckten Zeitplanung. Circet habe mittlerweile bei etlichen Abläufen nachgesteuert und Personal an Schlüsselstellen ausgewechselt.
Infoveranstaltung am Dienstag
Für die Anwohner der Altstadt wird es eine Infoveranstaltung geben. Diese findet laut Circet am kommenden Dienstag, 27. August, um 19 Uhr in der Alten Turnhalle statt.
Schon jetzt kündigt Schmidt an, dass man versuchen werde, beim Ausbau in der Altstadt die Belastungen so gering wie möglich zu halten. Gleichwohl könne es zu kurzfristigen Einschränkungen beispielsweise bei Garagen- und Hofzufahrten kommen.
Die Stadt Lohr teilt auf Anfrage der Redaktion mit, dass sie für den Glasfaserausbau in der Altstadt immer nur Abschnitte freigeben werde. "Hierdurch haben wir eine gute Kontrollmöglichkeit der Arbeiten", so Pressesprecher Dieter Daus. Geplant sei, dass spätestens nach zwei Tagen Gräben wieder verschlossen seien.
Die Stadt werde auf ihrer Homepage die Unterseite "Breitbandausbau" ständig aktualisieren. So können sich laut Daus Bürgerinnen und Bürger stets über den aktuellen Stand informieren und einsehen, welche Straßenstücke als Nächstes von der Aufgrabung betroffen sein werden.
Mit Blick auf bisherige Bauabschnitte teilt Daus mit, dass erst rund zehn Prozent der Kabeltrassen von der Stadt abgenommen sind. Die angekündigten Probebohrungen an Stellen, an denen Pfusch im Untergrund vermutet wird, habe es jedoch noch nicht gegeben.