zurück
Gemünden
Jennifer Ashley hilft jungen Flüchtlingen im Landkreis MSP
Die 30-jährige Sozialpädagogin bietet über den Paritätischen Wohlfahrtsverband Rundumberatung an. Ihre 19,5 Stunden für junge Flüchtlinge reichen kaum für ihre 70 Fälle.
Jennifer Ashley vom Paritätischen Wohlfahrtsverband berät unter anderem in der Stadtbibliothek in Gemünden Flüchtlinge.
Foto: Björn Kohlhepp | Jennifer Ashley vom Paritätischen Wohlfahrtsverband berät unter anderem in der Stadtbibliothek in Gemünden Flüchtlinge.
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:01 Uhr

Welche Schule ist die Richtige? Welche Ausbildungsberufe kann man in Deutschland machen? Welcher passt zu mir? Das sind die Hauptthemen, mit denen junge Flüchtlinge zu Jennifer Ashley kommen. Für den Jugendmigrationsdienst des Paritätischen Wohlfahrtsverbands berät die 30-Jährige seit vergangenem Jahr hauptsächlich in Gemünden junge Migranten in Main-Spessart zwischen 12 und 27 Jahren. Sie hat viel zu tun.

Mit ihren wöchentlich 19,5 Stunden für junge Migranten hat sie im Landkreis derzeit etwa 70 Fälle.  Obendrein hat sie 15,5 Stunden für Flüchtlinge in Main-Spessart, die älter als 27 sind, und vier Stunden für junge Migranten in Würzburg.

Aber Ashley hat ein Problem: In Gemünden macht sie ihre Beratung zweimal wöchentlich morgens im Lesesaal der Stadtbibliothek, wo es natürlich auch Publikumsverkehr gibt. "Grundsätzlich wäre das Angebot für den ganzen Tag gedacht", sagt Ashley, aber nachmittags sei in der Bibliothek zu viel los, als dass man dort vertrauliche Gespräche führen könnte. Deshalb tingelt sie auch an die Volkshochschulen in Karlstadt und Marktheidenfeld, dort habe sie immerhin einen festen Raum. In Gemünden sei sie dringend auf Raumsuche. "Ich sitze halt immer irgendwo und bin nicht immer greifbar."

Die meisten jungen Flüchtlinge kommen aus Syrien und Afghanistan

Der Jugendmigrationsdienst des Paritätischen existiert seit 2004. Bevor Jennifer Ashley im Februar 2018 ihre Stelle im Landkreis antrat, gab es ihn nur in Würzburg und lediglich stundenweise in Main-Spessart. Die meisten jungen Flüchtlinge, die zu ihr kommen, stammen aus Syrien und Afghanistan, sie habe aber auch Klienten aus Somalia, Eritrea, dem Irak und dem Iran, erzählt sie. Rund zwei Drittel seien männlich.

Bei den über 27-Jährigen berät die Sozialpädagogin mit einer Kollegin vom Paritätischen nur anerkannte Flüchtlinge oder solche mit "guter Bleibeperspektive", weil das Innenministerium als Geldgeber das so möchte – außerdem EU-Ausländer und Spätaussiedler. Flüchtlinge im laufenden Asylverfahren hingegen, die nicht aus Syrien oder Eritrea kommen, werden von Kollegen der Caritas beraten. In der Jugendmigration, die vom Familienministerium finanziert wird, bietet Ashley sämtlichen jungen Geflüchteten, die neu in Deutschland sind, Beratung an – unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus.

Beratung zu allem Möglichen

"Jeder Fall ist individuell", sagt sie. Jeden Flüchtling betreue sie intensiv mindestens fünf, sechs Monate lang, die Jüngeren noch länger. Wenn ein Thema erledigt sei, komme oft das nächste. Die 30-Jährige bietet im Grunde eine Rundumberatung an: Sie macht Ausbildungsberatung, hilft bei Bewerbungen und bereitet auf Vorstellungsgespräche vor, hält Kontakt mit ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern, mit dem Jobcenter und der Arbeitsagentur, leistet Hilfe bei Fragen der Ausländerbehörde, etwa zum Familiennachzug, und sie berät auch zu kulturellen Themen, wie Familie, Ehe und Partnerschaft.

Dass die in Rannungen (Lkr. Bad Kissingen) aufgewachsene Ashley mit einem amerikanischen Vater selbst einen Migrationshintergrund hat, mache es ihr im Gespräch mit Flüchtlingen oft einfacher. Auch ihr nicht gerade geradliniger Lebenslauf (Hauptschule, Ausbildung, Wirtschaftsschule, Abitur, Fachhochschule) helfe ihr in ihrem Beruf, so könne sie aufzeigen, dass es immer Möglichkeiten gibt, sich weiterzubilden. Bei ihrem Sozialpädagogik-Studium hatte sie dann den Schwerpunkt Soziale Arbeit in der Migrationsgesellschaft.

Afghanen hätten oft Angst vor der Abschiebung

Flüchtlinge, die zu ihr kommen, hätten oft großen Redebedarf und seien dankbar, dass man ihnen hilft. Vor allem Afghanen, die fürchten müssen abgeschoben zu werden, hätten oft viel Angst. Nur geduldete oder bereits abgelehnte junge Afghanen fragten sich oft: "Darf ich überhaupt eine Ausbildung oder einen Nebenjob machen?" Wenn die mit ihrer Berufsintegrationsklasse fertig seien und sähen, wie junge Syrer dann eine Ausbildung anfangen dürfen, fielen die in ein Loch. Ashley: "Die dürfen einfach nichts machen."

Sie versuche dann etwa über ortsansässige Vereine Angebote aufzutun, damit sie etwas zu tun haben, in Kontakt mit Einheimischen und nicht etwa "auf dumme Gedanken" kommen. Ein solches Angebot war zum Beispiel das Anlegen eines interkulturellen Kräutergartens am Jugendzentrum in Marktheidenfeld.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Gemünden
Karlstadt
Marktheidenfeld
Björn Kohlhepp
Abschiebungen
Ausbildungsberatung
Ausbildungsberufe
Ausländerbehörden
Caritas
Fachhochschulen
Familienministerien
Jobcenter
Sozialarbeit
Wirtschaftsschulen
Wohlfahrtsverbände
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • B. L.
    Dieser Kommentar trägt nicht zu Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • F. H.
    @HausundHofhund: Was in Gemünden seit Jahrzehnten ohne großes Trara prima funktioniert, müssten tüchtige Einwohner in Marktheidenfeld und anderswo doch auch hinbekommen: Schutz suchenden Menschen dabei zu helfen, wertvolle Mitbürger zu werden.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • W. M.
    Ach Meefisch!! Vielleicht sind Sie einmal froh, wenn Sie im Krankenhaus von einem Arzt, von einer Pflegekraft behandelt werden, die Ihrer Ethnie überhaupt nicht entspricht. Ich kann Ihnen sagen, es gibt MENSCHEN, die dafür dankbar und vollauf zufrieden sind. Noch etwas zu Ihren Planspielen wie dem Mauern oder Straßenbauen. Sie leben Gott sei Dank in einem Staat, in dem für Haus- und Straßenbau ansatzweise n o c h genug finanzielle MIttel vorhanden sind. Auf die Straße, die in Afghanistan gebaut wird, für die Sie dann die "Planung" übernehmen, darauf freue ich mich heute schon. Mit anderen Worten: Die können in ihren Heimatstaaten überhaupt kein Land aufbauen, weil es ganz einfach an den stabilen, politischen Verhältnissen, an der Kaufkraft fehlt. Schon einmal so weit gedacht..........
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Auf eigenen Wunsch entfernt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Auf eigenen Wunsch entfernt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • W. M.
    An die lieben Kritiker: Die Arbeit von Frau Ashley ist nicht genug wertzuschätzen. Wir sollten für jeden froh sein, der sich hier intergrieren will und sollten endlich einmal aufhören, Leute nach ihrer Herkunft zu beurteilen. Man schaue nur einmal in die Pflegeberufe. Da leisten Integrationswilige schon wertvolle Arbeit. Einmal bitte das Ganze auch von dieser Seite betrachten.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Auf eigenen Wunsch entfernt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Auf eigenen Wunsch entfernt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Vielen Dank für Ihre Arbeit Frau Ashley.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • S. W.
    wieso? marktheidenfeld paßt doch optimal für flüchlinge
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • B. S.
    Wir haben einen Hinweis zu Ihrem Kommentar: Können Sie Ihre These mit (seriösen) Quellen belegen?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • B. S.
    Frau Ashley, lassen Sie die Flüchtlinge in Gemünden und lassen Sie Marktheidenfeld aus dem Spiel !
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten