
In den vergangenen Jahren gab es in Gemünden immer wieder Investitionen in schnelles Internet. Aber vor allem aus den Stadtteilen gab es auch immer wieder Beschwerden, dass das Internet weiter lahmt. Die Stadt investierte zum einen selbst in den Breitbandausbau, in Gemünden, Langenprozelten und Adelsberg hatte sich zum anderen die Telekom bis Ende 2017 selbst auf eigene Kosten dazu verpflichtet – versprochen wurden 30 bis 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s). In Langenprozelten aber gab es Ärger: Weil sich der Ausbau dort hinauszog, verbesserte zwischenzeitlich der Internetanbieter Hab-Net GmbH (Tochterunternehmen der Stadtwerke Hammelburg) sein Netz in Gemündens größtem Ortsteil, was die Telekom als Hindernis für ihren Eigenanbau sah.
Seit Kurzem gibt es neue Förderprogramme, eines vom Freistaat Bayern und eines vom Bund, mit denen möglichst jeder Haushalt in Gemünden ans Glasfasernetz angeschlossen werden soll. Über das bayerische Förderprogramm, die Bayerische Gigabitrichtlinie, können Orte gefördert werden, in denen das Internet langsam ist oder bisher nur ein Anbieter mindestens 30 Mbit/s anbietet. Über das Bundesförderprogramm können sogar Gebiete gefördert werden, in denen das Internet bereits zwischen 100 und 200 Mbit/s schnell ist. Bei beiden Förderprogrammen beträgt der Fördersatz 90 Prozent, der Eigenanteil der Stadt Gemünden 10 Prozent.
Für welche Orte ein Glasfaserausbau vorgesehen ist
Joachim Först vom Consultingbüro Dr. Först Consult in Würzburg, das von der Stadt zur Unterstützung und Umsetzung beauftragt wurde, sprach am Montag im Stadtrat über das bisherige Vorgehen und die weitere Planung. Zunächst hat das Büro eine Markterkundung unter allen Netzbetreibern gestartet, um herauszufinden, welche Bandbreiten an den einzelnen Hausanschlüssen vorliegen und ob die Netzbetreiber einen Eigenanbau vorgesehen haben. Dabei habe die Telekom die Rückmeldung gegeben, dass sie die Gemündener Innenstadt ab Ende des Jahres im Eigenausbau mit Glasfaser erschließen möchte.
Gemünden sowie die Stadtteile Langenprozelten, Hofstetten und Adelsberg seien im Rahmen des bayerischen Förderprogramms nicht förderfähig, da dort Kabelfernsehen verlegt sei, so Först. Ausschreibungen für Glasfaseranschlüsse soll es über das bayerische Programm für Gemündener Stadtteile in vier Losen geben. Im Los 1 sind Seifriedsburg, Neutzenbrunn, Aschenroth und Reichenbuch (182 Gebäude), im Los 2 Schönau (35 Gebäude), im Los 3 Wernfeld, Kleinwernfeld und Massenbuch (544 Gebäude) und im Los 4 Harrbach samt Staustufe (74 Gebäude). Das Förderziel sind mindestens 200 Mbit/s im Down- und Upload für private Anschlüsse und mindestens 1 Gbit/s für gewerbliche Anschlüsse.
Die Stadt Gemünden muss zehn Prozent der Kosten selbst tragen
Wenn ohnehin Straßenbaumaßnahmen geplant seien, so Först, sollten diese gleichzeitig geplant werden, damit die Straßen nicht mehrfach aufgerissen werden müssen. Auf Nachfrage von Stadtrat Hans-Joachim Schüßler, ob das geplante neue Gemündener Altstadtpflaster gleichzeitig mit dem Eigenausbau der Telekom gemacht werden könne, sagte Bürgermeister Jürgen Lippert, dass die Telekom nur im Seitenbereich verlegen werde, dass daraus also nichts werde.
Auf Nachfrage von Stadtrat Helmut Aulbach (FWG), welche Kosten dabei auf die Stadt zukommen, sagte Först, dass pro Anschluss mit 3500 Euro zu rechnen sei. Bei 835 Anschlüssen und einem Eigenanteil von zehn Prozent kommt man so auf gut 292.000 Euro. Laut Bürgermeister Lippert sollen die Kosten dafür ab kommendem Jahr eingestellt werden. Der Ausbau werde voraussichtlich drei Jahre dauern, so Först. Gefördert werde der Anschluss bis ins Haus, aber niemand müsse einen neuen Tarif abschließen.
Schaippach, Hohenroth und Langenprozelten kommen später
Die Stadt wurde gemeinsam mit dem Beratungsbüro vom Stadtrat einstimmig beauftragt, die Ausschreibung für das bayerische Förderprogramm zu starten. Die Netzbetreiber hätten derzeit viel zu tun und brauchen laut Först in der Regel drei Monate für eine Angebotsabgabe. Für das Bundesförderprogramm soll die Los-Bildung erst im Herbst 2022 stattfinden, voraussichtlich enthalten seien dabei Schaippach, Hohenroth und nicht ausgebaute Teile Langenprozeltens und einzelne Aussiedlerhöfe.
Breitbandausbau - die unendliche Geschichte, oder das Unvermögen der Verantwortlichen