Während draußen der erste Schnee des Jahres in dichten Flocken fiel und drinnen im Foyer der Scherenberghalle Lichtlein auf den roten Kugeln am Christbaum tanzten, stellte sich auch in der Jahresschlusssitzung des Gemündener Stadtrats am Mittwochabend eine weihnachtliche Stimmung ein. Traditionell wird in Gemünden in der letzten Sitzung des Jahres nicht debattiert und auch nichts beschlossen, stattdessen halten der Erste und der Zweite Bürgermeister vor geladenen Gästen Rückschau und ziehen eine Bilanz der kommunalpolitischen Arbeit. Die fiel hervorragend aus.
Jürgen Lippert und sein Stellvertreter Werner Herrbach sind als eher sachlich-nüchtern bekannt. Bemerkenswerterweise enthielten ihre Rückblicke auf die in wenigen Monaten endende sechsjährige Wahlperiode geradezu anrührende Passagen. Da einige Stadtratskollegen nicht mehr zur Wahl stehen werden, steht ein Einschnitt bevor. So betonten beide Redner den bisherigen Gemeinsinn und Zusammenhalt im Stadtrat wie in der Stadt selbst. Nur so seien die vielen Projekte – darunter seit Jahrzehnten drückende Mammutaufgaben wie Mainbrücke, Hallenbad und Trinkwasserversorgung – erfolgreich zu erledigen gewesen, und das bei zugleich erzieltem erheblichem Schuldenabbau. Spontanen Beifall gab es, als Herrbach der Dritten Bürgermeisterin Irmgard Pröschl besonders dankte. Sie kandidiert am 15. März nicht mehr, was nicht nur Herrbach bedauerte: "Schade, dass Du aufhörst!"
Ehrenbürger und -ringträger
Die Reihe der Ehrengäste in der öffentlichen Sitzung führten die Ehrenbürger Hedwig Wiesmann, Albin Schäfer und Hubert Schuster sowie die Ehrenringträger Schwester Urusla Falk, Lotte Bayer, Peter Hofmann und Günther Metz an, gefolgt vom Fischertrachtenpaar Kornelia und Winfried Roth und vielen Schul-, Behörden- und Amtsleitern. Die musikalische Umrahmung übernahm ein Bläserquartett der Sing- und Musikschule Gemünden unter der Leitung von Michael Reinhart (Bariton, Posaune) mit seinen Schülern Julian Döll (Tuba), Markus Albert und Paul Schneider (beide Trompete).
Bürgermeister Jürgen Lippert erinnerte zunächst an zwei Sterbefälle, Ehrenringträger Walter Joa und Ex-Bürgermeister Georg Ondrasch, und listete sodann die wiederum zahlreichen Veranstaltungen und Jubiläen von Vereinen, des Friederich-List-Gymnasiums und des Jugendtreffs Seifriedsburg im abgelaufenen Jahr auf. Besonders strich er die Aktivität des Stadtmarketingvereins "Gemünden aktiv" heraus mit zahlreichen Angeboten wie Klein-Venedig-Fest, Scherenburgfest, der Reihe "Musik in der Stadt", Lange Einkaufsnacht und Fährfestival. "Ich glaube, das Stadtmarketing hat sich im Landkreis und darüber hinaus einen hervorragenden Ruf erworben." Schon heiße es: "Die Gemündener machen aus jedem Anlass ein Fest." Allen Vereinen und ehrenamtlich engagierten Mitbürgern sagte Lippert Dank: "Ich bin immer wieder begeistert von diesem tollen Engagement über das ganze Jahr hinweg."
Schulden um mehr als ein Viertel gesenkt
Sodann ging das Stadtoberhaupt auf die Investitionen seit 2014 ein – die Feuerwehrausstattung, die Schulen (besonders die Mittelschulen), sieben Brückenneubauten oder -sanierungen und das Hallenbad, auch die eingeführte Jugendsozialarbeit, die Vereinsförderung. Trotzdem habe die Stadt die Verschuldung um 1,7 Millionen auf 5,4 Millionen Euro verringert, und der Schuldenberg des Kommunalunternehmens Stadtwerke schrumpfte um 4,1 auf 14,5 Millionen Euro.
"Die Aufgaben werden nicht geringer werden, sondern anspruchsvoll bleiben", blickte der Bürgermeister voraus und verwies auf die soeben begonnene Baugebietsausweisung "Mühlwiesen II", die Digitalausstattung der Schulen, die weitere Feuerwehrausstattung, die Erweiterungen der Kindertagesstätten Gemünden und Langenprozelten, den barrierefreien Ausbau des Bahnhofs Gemünden (durch die Bahn) mit dem Umgriff (durch die Stadt) und die beabsichtigte Sanierung der Scherenberghalle. Eine gewisse Entspannung gebe es bei den Investitionen der Stadtwerke, dafür stehen die seit "Jahrzehnten vernachlässigten Straßen" an.
"Wir arbeiten außerordentlich konstruktiv zusammen"
Den Stadträten dankte Lippert für die "Ausübung dieses Ehrenamtes", obwohl das Gremium für die zu treffenden Entscheidungen oft kritisiert werde. "Über die Zusammenarbeit mit Ihnen kann ich nur lobende Worte finden. Wir arbeiten außerordentlich konstruktiv, sachlich und fair zusammen." Das gelte auch für seine Stellvertreter, ebenso für die Mitarbeiter der Stadtverwaltung und des Kommunalunternehmens.
Ähnliche Worte fand der stellvertretende Bürgermeister Werner Herrbach: "Wir haben tolle Erfolge aufzuweisen. (...) Wenn ich zurückblicke, glauben Sie mir, war dies eine besten Wahlperioden, bei denen ich mitgestalten durfte. Es hat Spaß gemacht." Herrbach weiter: "Wir alle haben die Stadt vorangebracht, nicht nur bei Investitionen, sondern auch bei Veranstaltungen. (...) Man spürt richtig eine positive Atmosphäre."