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MAIN-SPESSART
Jahresrückblick (Teil 6): Ängstliche Bullen und fixe Babys
Es gibt Nachrichten, die vergisst man nicht so schnell – hier sind einige aus dem Jahr 2016.
Normalerweise werden im Landkreis Main-Spessart keine Kinder mehr geboren. Die meisten werdenden Mütter fahren zur Entbindung nach Wertheim, Schweinfurt oder Würzburg. Dorthin schafft es eine junge Gemündenerin nicht mehr. Ihre Eltern wollen sie mit Wehen nach Würzburg in die Uniklinik bringen – doch der kleine Jonathan hat es eilig und kommt im Bad seiner Großeltern zur Welt. Im Bild: Jonathan mit Bruder Lukas, Vater Nico Ressin-Zötzl und Mutter Viviane Zötzl.
Foto: Björn Kohlhepp | Normalerweise werden im Landkreis Main-Spessart keine Kinder mehr geboren. Die meisten werdenden Mütter fahren zur Entbindung nach Wertheim, Schweinfurt oder Würzburg.
Jochen Jörg
 |  aktualisiert: 16.12.2021 11:23 Uhr

Es gibt nichts, was es nicht gibt: Jeden Tag geschehen die merkwürdigsten, unglaublichsten und aberwitzigsten Dinge, auch bei uns im Landkreis. Einige davon – manche sind auch tragisch – rufen wir im sechsten und letzten Teil unseres Jahresrückblicks in Erinnerung.

Januar

Allen Boykottaufrufen auf Facebook zum Trotz wird der Karlstadter Faschingszug so groß wie in den Vorjahren. Über 80 Gruppen sind dabei – und das trotz erstmaliger Gebühren von 20 Euro für Fußgruppen und 30 Euro für Wägen.

Mit einem fast ganzseitigen Inserat im Sonntagsblatt sucht die Pfarrei St. Laurentius in Binsfeld nach einem Seelsorger. Für Aufregung sorgt die Anzeige auch, weil die Diözese Würzburg beschlossen hat, die Pfarreiengemeinschaft St. Bonifatius-Werntal aufzulösen, zu der St. Laurentius gehört.

Der Zellinger Gemeinderat gestattet einem Mann aus dem Ortsteil Retzbach, in der Nähe seines Hauses einen Hubschrauber-Landeplatz zu errichten. Der Geschäftsführer einer Helikopter-Firma fliegt von dort mehrmals im Jahr zu seinen Schnellrestaurants, die er „nebenbei“ in Hessen betreibt.

Februar

Grausiger Fund in Gemünden: Spaziergänger entdecken in einer Flussmündung ein Auto, in dem sich ein Toter befindet. Die Obduktion ergibt, dass der 85-Jährige aus Nordrhein-Westfalen im Wagen ertrunken ist.

März

Mit einem Eintrag in der Smartphone-App des Bistums Würzburg sorgt der Lohrer Pfarrer Sven Johannsen für Irritationen. Er kündigt darin die Lohrer Karfreitagsprozession als einen „aus Funk und Fernsehen bekannten Folkloreumzug“ an. Dazu weist er darauf hin, dass keine Süßigkeiten ausgeworfen würden. Das Bischöfliche Ordinariat zeigt sich irritiert. Der Eintrag wird geschwind gelöscht. Pfarrer Johannsen entschuldigt sich für die Wortwahl und stellt klar, dass er die Prozession nicht ins Lächerliche habe ziehen wollen. Er wünsche sich nur eine Rückbesinnung auf den religiösen Kern der Prozession.

Die erste bayerische Daily Soap „Dahoam is Dahoam“ zieht durch Bayern auf der Suche nach guten Ideen für neue Geschichten. Das Team macht auch Station in Karlstadt und diskutiert mit den Bürgern über die Zukunft der Lansinger. Lansing ist der Name des fiktives Dorfes, in dem die Soap spielt.

April

Beim Training für seine geplante Alpenüberquerung findet ein Mann im Wald bei Lohr drei Wurfgranaten aus dem Zweiten Weltkrieg. Er verständigt die Polizei, die wiederum den Kampfmittelräumdienst ruft. Die Sprengstoffspezialisten bergen die jeweils etwa vier Kilogramm schweren Granaten.

Weil er nicht auf die Schlachtbank will, ergreift ein 350 Kilo schwerer Zebu-Jungbulle auf dem Gelände eines Schlachtbetriebs in Retzbach die Flucht. Mehrere Stunden hält er die Polizei in Atem, die B 27 wird zwischen Himmelstadt und Karlstadt gesperrt. Erst am Ortseingang von Karlstadt gelingt es der Polizei, den Bullen zu stoppen. Ein Metzger setzt dem Leben des Tiers ein Ende.

Die Stadt Lohr untersagt Hermann Joha, mit Plakaten für seine Veranstaltungen zu werben. Der Filmproduzent, dem das Hotel Franziskushöhe gehört, reagiert verärgert und kündigt an, sich als Veranstalter aus Lohr zurückzuziehen. Im November lockert die Stadt die erst ein Jahr zuvor beschlossene strenge Plakatierungsverordnung, die das Anbringen von Plakaten an Straßenlaternen und Brückengeländern verbietet. Nun ist das Plakatieren an bestimmten Stellen wieder erlaubt.

MAI

Verwirrung in Karlstadt: Auf dem Marktplatz taucht ein zweiter Maibaum auf. Spaßvögel hatten den Baum in Mühlbach abmontiert, auf die andere Mainseite geschleppt und zum Karlstadter Baum gestellt. Mit vereinten Kräften wird der Baum zurück nach Mühlbach geschafft.

Eine Störung im Lohrer Stellwerk sorgt für einen vierstündigen Stillstand im Bahnverkehr zwischen Gemünden und Wiesthal. Betroffen sind 55 Züge und Tausende Reisende. Der auf die Schnelle angeforderte Schienenersatzverkehr per Bus funktioniert sehr schlecht, weshalb sich die Bahn tags darauf bei allen Betroffenen entschuldigt.

Auf drei Rädern legt ein Geländewagenfahrer nach einem Unfall in Aschfeld den drei Kilometer langen Heimweg nach Eußenheim zurück. Der stark betrunkene Mann war mit großer Wucht gegen eine Laterne gefahren, wodurch das rechte Vorderrad seines Autos abriss. Als die Polizei bei ihm klingelt, schläft der Mann seinen Rausch aus.

Ein Besucher der Flüchtlingsunterkunft in Bischbrunn löst einen größeren Polizeieinsatz aus. Mit vier Bewohnern hatte er auf dem Hof mit einem täuschend echt aussehenden Sturmgewehr und einer Pistole hantiert.

JUNI

Gut sieben Monate nach der Tötung seiner aus Lohr stammenden Familie wird ein 53-Jähriger zu 15 Jahren Haft verurteilt. Er hatte gestanden, im Oktober 2015 in Stuttgart mit über 80 Messerstichen seine Ehefrau und seinen Sohn getötet zu haben.

JULI

Das bayerische Wirtschaftsministerium ehrt die Lohrer Einzelhändler mit einem Preis für ihr „gutes Stadtmarketing“. Im Mai hatten sie beim „Zwergenaufstand“ an zwei langen Einkaufstagen mit 55 Zwergenfiguren für ihre Geschäfte geworben. Die Botschaft, die dahintersteckte: Ihre Läden seien zwar im Vergleich zu Einzelhandelsketten oder Internet-Riesen nur Zwerge, müssten sich vor der Konkurrenz aber trotzdem nicht verstecken.

Mit einem Spielzeugschwert in der Hand und einem Schnuller im Mund wird ein zweijähriger Bub frühmorgens in der Karlstadter Innenstadt aufgegriffen. Er war von zu Hause ausgebüxt, während seine Mama schlief. Noch während des Einsatzes der Polizei kommt die besorgte Mutter hinzu – sie ist überglücklich und sehr erleichtert, als sie ihren „kleinen Abenteurer“ wiedersieht.

Doppel-Anschlag im Raum Marktheidenfeld: Erst wird auf ein Haus im Esselbacher Ortsteil Steinmark geschossen, dann auf einen Kindergarten in Marktheidenfeld. In beiden Fällen wird niemand verletzt.

An der Schleifmühle bei Schollbrunn stürzt ein Pferd in eine Jauchegrube. Dabei verdreht es sich so unglücklich, dass es sich nicht selbst befreien kann. Das THW hilft mit einem Kran. Das Tier bleibt unverletzt.

August

Während der Laurenzi-Messe wird eine junge Frau in Marktheidenfeld Opfer eines schweren sexuellen Übergriffs. Zwei Tage später nimmt die Polizei auf dem Laurenzi-Festgelände den mutmaßlichen Täter fest: einen 38-Jährigen, der auf der Mess' beschäftigt war.

SEPTEMBER

In einem Rohbau im Eußenheimer Ortsteil Bühler kommt es zu einem Brand mit kuriosem Ausgang. Durch das Feuer in einer Garage wird eine Wasserleitung beschädigt, das herausspritzende Wasser löscht die Flammen.

OKTOBER

In Karlstadt versinkt ein Auto im Main. Der Fahrer, ein Urlauber, wollte aus einer öffentlichen Toilette Papierhandtücher holen, um die Spiegel abzuwischen. Als er aus dem WC kam, war das Auto die Böschung hinuntergerollt und schwamm in der Bucht. Ein Baggerschiff hebt es zurück an Land.

Wegen Untreue wird ein stellvertretender Schulleiter aus dem Landkreis Main-Spessart zu einer Freiheitsstrafe von elf Monaten und zwei Wochen, ausgesetzt zur Bewährung, verurteilt. Um seine negativen Kontostände bei 14 Banken auszugleichen, hatte sich der inzwischen suspendierte Pädagoge über drei Jahre bei Schulkonten bedient. Ursächlich für die Schulden ist seine Spielsucht.

NOVEMBER

Sieben Wochen ist eine 15-Jährige aus Berlin verschwunden und wird deutschlandweit gesucht. Dann wird sie bei einem 31-Jährigen in Himmelstadt gefunden. Das Mädchen und der Mann hatten sich offenbar gekannt.

ONLINE-TIPP

Alle Teile unseres MSP-Jahresrückblicks: www.mainpost.de/msp2016

Manchmal geraten die, die unsere Straßen vor Glatteis schützen sollen, selbst ins Schlittern: Auf der Staatsstraße zwischen Steinbach und Wiesenfeld rutscht an einem Morgen, an dem die Straßen spiegelglatt sind, ein Streufahrzeug in den Graben. Trotzdem werden der Polizei an jenem Tag keine weiteren Glätteunfälle gemeldet.
Foto: Johannes Ungemach | Manchmal geraten die, die unsere Straßen vor Glatteis schützen sollen, selbst ins Schlittern: Auf der Staatsstraße zwischen Steinbach und Wiesenfeld rutscht an einem Morgen, an dem die Straßen spiegelglatt sind, ein ...
Das Interesse der Medien ist riesig: Auf dem Platz vor der Lohrer Stadthalle wird die Schneewittchen-Skulptur des Karlstadter Künstlers Peter Wittstadt eingeweiht. Die Figur hatte im Vorfeld für viele Diskussionen gesorgt – zum einen, weil sie nicht der gängigen Vorstellung von Schneewittchen entspricht, zum anderen wegen der hohen Anschaffungskosten von über 100 000 Euro. Zwei Tage nach ihrer Aufstellung wird die Skulptur von Unbekannten mit roter Farbe beschmiert. Die Stadt säubert das Schneewittchen, erstattet Anzeige und kündigt an, sich Gedanken zu machen, wie sich potenzielle Wiederholungstäter abschrecken lassen.
Foto: JOHANNES UNGEMACH | Das Interesse der Medien ist riesig: Auf dem Platz vor der Lohrer Stadthalle wird die Schneewittchen-Skulptur des Karlstadter Künstlers Peter Wittstadt eingeweiht.
Ein Segelflieger muss auf einem Feld in der Nähe von Urspringen notlanden, weil ihn die Thermik im Stich lässt und ihm jeglicher Aufwind fehlt. Der junge Mann bleibt glücklicherweise unverletzt. Feuerwehrleute helfen bei der Bergung und transportieren das rund 275 Kilogramm schwere Segelflugzeug zur nächsten Straße.
Foto: Heidi Vogel | Ein Segelflieger muss auf einem Feld in der Nähe von Urspringen notlanden, weil ihn die Thermik im Stich lässt und ihm jeglicher Aufwind fehlt. Der junge Mann bleibt glücklicherweise unverletzt.
Jetzt herrscht endgültig Gewissheit: Der Luchs, der in Bayern schon ausgerottet war, ist zurück. Im Maintal bei Neuendorf läuft er im Staatswald vor die Linse einer Fotofalle. Das Bild zeigt zwar nur sein Hinterteil – doch der typische Stummelschwanz und das charakteristische Fellmuster lassen keinen Zweifel daran, dass es sich nur um ein Pinselohr handeln kann, wie der Luchs wegen zweier markanter Haarbüschel auf den Ohren auch genannt wird.
Foto: Forstbetrieb Hammelburg | Jetzt herrscht endgültig Gewissheit: Der Luchs, der in Bayern schon ausgerottet war, ist zurück. Im Maintal bei Neuendorf läuft er im Staatswald vor die Linse einer Fotofalle.
„Caro willst Du mich heiraten“ steht auf dem Schleppbanner, das ein Ultraleichtflieger durch die luftigen Höhen über der Homburg bei Gössenheim zieht. Gemeint ist Carolin Röhner, deren Freund Michael Feser sich diese besondere Art des Heiratsantrags ausgedacht hatte. Sein Fliegerfreund Patrick Hagedorn wirft zudem einen Strauß roter Rosen ab. Die Überraschung glückt – und die künftige Braut sagt Ja.
Foto: Jens Jedamzik | „Caro willst Du mich heiraten“ steht auf dem Schleppbanner, das ein Ultraleichtflieger durch die luftigen Höhen über der Homburg bei Gössenheim zieht.
 
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