
Manchmal kann man nur den Kopf schütteln: Jeden Tag geschehen die merkwürdigsten, erstaunlichsten und aberwitzigsten Dinge – so auch im Landkreis Main-Spessart. Die skurrilsten rufen wir im vierten Teil unseres Jahresrückblicks in Erinnerung.
JANUAR
Die Würzburger Hofbräu gibt zu, dass sie das Festbier für die Lohrer Spessartfestwoche des vergangenen Jahres – rund 1300 Hektoliter – in Würzburg hergestellt hat. Vertraglich festgelegt ist, dass das Festbier in Lohr gebraut werden muss, wo die Hofbräu-Tochter Keiler Bier GmbH eine Braustätte hat. Der Lohrer Stadtrat kündigt daraufhin den Fünf-Jahres-Vertrag mit der Hofbräu, gibt der Brauerei aber noch eine Bewährungschance, indem er unter Auflagen einem nur für 2013 geltenden Bierliefervertrag zustimmt. Für die Schwindelei muss die Brauerei der Stadt eine Entschädigung zahlen.
Schulfrei wegen Schneefalls: In mehreren Schulen in Unterfranken freuen sich die Kinder über ein verlängertes Winterwochenende, so auch in Thüngen.
FEBRUAR
Ein Mann fährt im Gemündener Ortsteil Wernfeld volltrunken mit seinem Auto in die Wern. Er kann sich selbst aus dem Wagen befreien und ans Ufer schwimmen – doch anstatt die Polizei zu rufen, geht er nach Hause und legt sich schlafen. Als ihn die Polizei am Morgen weckt, kann er sich nur noch teilweise an den Unfall erinnern. Ein Alkoholtest ergibt – etliche Stunden nach dem nächtlichen Vorfall – noch immer einen Wert von knapp 0,8 Promille. Zur Bergung des Wagens ist ein Kran nötig.
Einem 110 Meter langen Schiff, das von Frankfurt nach Rumänien überführt werden sollte, geht bei Lengfurt der Sprit aus. Der Kapitän wirft daraufhin den Notanker, die Schifffahrt auf dem Main muss komplett eingestellt werden. Ein Gütermotorschiff schleppt das liegen gebliebene Schiff an die Kaimauer des in der Nähe befindlichen Zementwerks, wo es aufgetankt wird.
APRIL
Einen massiven Umweltfrevel melden der Bund Naturschutz und die Polizei aus dem Naturschutzgebiet Sinngrund: Zwischen Burgsinn und Mittelsinn ist ein Biberdamm zur Laichzeit von Fröschen und Fischen mit Baggereinsatz zerstört worden. Später stellt sich heraus, dass die Deutsche Bahn Netz AG in Absprache mit dem Landratsamt Main-Spessart verantwortlich war. Sie wollte ihren Bahndamm schützen. Der Bund Naturschutz, dem die betreffende Fläche zusammen mit dem Naturpark Spessart gehört, verlangt zunächst Schadensersatz. Später einigt man sich auf eine Regulierung des Bibersees durch einen künstlichen Überlauf.
Eine verbotene Facebook-Party auf dem Grillplatz in Himmelstadt wird von der Polizei aufgelöst. Die rund 150 jugendlichen Gäste müssen das Gelände verlassen. Etwa 200 weiteren Personen wird der Zutritt untersagt. Die Polizisten aus Karlstadt werden bei ihrem Einsatz durch Kollegen der umliegenden Dienststellen unterstützt.
Auf seinem Weg zur (schließlich auch erreichten) Insel Mallorca macht Rentner Winfried Langner aus Niedersachsen mit seinem 15-PS-Bulldog auf dem Gemündener Campingplatz „Saaleinsel“ Station.
MAI
Die Meldung eines Mannes, zwei Flugzeuge seien zusammengestoßen und abgestürzt, sorgt in Himmelstadt für einen Großeinsatz von Feuerwehren, Technischem Hilfswerk, Rotem Kreuz und einem Rettungshubschrauber. Bald wird jedoch deutlich, dass es sich lediglich um zwei unbemannte Modellflieger handelte, die mit ihrer Spannweite von fünf Metern in der Luft durchaus für bemannte Segelflieger gehalten werden können.
JUNI
Einen Großeinsatz von Rettungskräften lösen drei junge Schlauchbootfahrer auf dem Hochwasser führenden Main bei Gemünden aus. Trotz des Schifffahrtsverbots sind die alkoholisierten Burschen auf dem reißenden Strom in einem Schlauchboot unterwegs, noch dazu ohne Ruder. Nur mit den Händen paddelnd erreichen sie bei Neuendorf das sichere Ufer. Bis dahin waren schon 43 Mann der Feuerwehren Lohr, Langenprozelten und Gemünden, die Wasserwachten Karlburg und Marktheidenfeld sowie ein Rettungshubschrauber eingetroffen.
Mehrere Stunden steht ein leerer, unverschlossener Reisebus mit eingeschalteter Warnblinkanlage in Burgsinns Fellener Straße. Die Suchaktion der Polizei nach dem vermissten Fahrer ergibt, dass er auf der Leerfahrt einen Bekannten besuchen wollte und sich bei diesem „verquatscht“ hat.
JULI
Eine trächtige Kuh läuft von der Weide eines Karlstadter Bauernhofs in Richtung Stadt – und schließlich direkt in den Main. Mit einem Traktor wird der Ausreißer wieder zurück ans Ufer gezogen.
Zwei Tage hängen 160 Teilnehmer einer Flusskreuzfahrt mit ihrem Schiff „Amaverde“ an der Schleuse Harrbach fest, weil die Schleusenwärter streiken. Dann werden die Australier und Neuseeländer mit Bussen abgeholt. Der unfreiwillige Aufenthalt in der schönen „town“ Harrbach gefiel ihnen.
AUGUST
Kunstradweltmeister Heiko Rauch und seine Frau Eva aus Langenprozelten machen mit ihren beiden Kindern Amelie (3) und Luisa (1) einen ungewöhnlichen „Urlaub“ in Bayern: Mit einem selbst gebauten Gefährt, ähnlich einer Rikscha, legen sie die über 600 Kilometer lange Strecke von Hof nach Lindau zu Fuß zurück. Für ihren Weg benötigen sie etwa vier Wochen.
SEPTEMBER
Ein betrunkener 16-Jähriger versenkt in Neustadt das Auto eines Freundes im Main. Der Jugendliche startet versehentlich den Motor, als er auf der Suche nach seiner Jacke den Schlüssel ins Zündschloss steckt, um Licht im Wagen zu haben. Mit Hilfe mehrerer Rettungskräfte kann der Wagen später aus dem Wasser geborgen werden.
Ärger in Arnstein: CSU-Bürgermeisterin Linda Plappert-Metz hat ihren Dienstwagen für private Fahrten genutzt, ohne dass es dafür einen Stadtratsbeschluss gab. Die ganz großen Konsequenzen bleiben nur aus, weil sich die CSU-Stadtratsmehrheit hinter die Rathauschefin stellt und die Fahrten nachträglich genehmigt.
OKTOBER
Für den Laien sieht sie aus wie eine ganz normale Kuh – für Fachleute jedoch ist sie „formschön“ wie kaum eine andere: Beim Zuchtviehmarkt in Dettelbach (Lkr. Kitzingen) wird Helga, eine Jungkuh der Rasse Deutsches Fleckvieh aus dem Stall der Familie Gerhard aus Retzstadt, in der Wertklasse 1 eingestuft – besser geht es nicht. Helga bringt den Gerhards stolze 2300 Euro ein – eine Summe, die deutlich über dem Preis für eine „Durchschnittskuh“ von 1614 Euro liegt. Helgas Käufer ist ein Mann aus Sendelbach – allerdings nicht aus dem Lohrer Stadtteil, sondern aus dem namensgleichen Ortsteil des Marktes Rentweinsdorf im Landkreis Haßberge.
Das Klinikum Main-Spessart stellt ein neues Marketingkonzept vor: Demnach wird in Zukunft nicht mehr vom Gesundheitsportal Karlstadt, Gesundheitszentrum Lohr oder Gesundheitspark Marktheidenfeld gesprochen, sondern ganz einfach von Krankenhäusern – so wie früher eben.
NOVEMBER
Lohrs Bürgermeister Ernst Prüße scheitert mit seinem Ansinnen, einen verbeamteten Lehrer per Dienstaufsichtsbeschwerde davon abzubringen, sich als Privatmann in Form von Leserbriefen kritisch über ihn als Rathauschef zu äußern. Die Regierung von Unterfranken wertet die Beschwerde Prüßes über die nach dessen Ansicht allzu kritischen öffentlichen Äußerungen des Beamten als unbegründet.
Aufmerksame Hilfssheriffs im Alter von zehn und elf Jahren machen die Polizei auf eine eingeschlagene Hinweistafel der Stadt am Mainkai in Marktheidenfeld aufmerksam. Die Kinder sammeln nicht nur die Glassplitter ein und bringen diese zur Dienststelle, sie machen sogar Beweisfotos per Handy. Als Dankeschön für ihre Hilfe werden sie von der Polizei mit Gummibärchen belohnt.
Sieger des ersten Kunstpreises der Stadt Lohr zum Thema „Schneewittchen verzaubert Lohr“ wird ein Entwurf des Bildhauers Peter Wittstadt aus Karlstadt. An der mehrteiligen Skulptur scheiden sich allerdings die Geister – und das nicht nur in Künstlerkreisen. Eine Entscheidung, ob die baumähnliche Darstellung in die Tat umgesetzt wird, hat der Stadtrat noch nicht getroffen.












