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MAIN-SPESSART
Jahresrückblick (Teil 3): Nichts bleibt für die Ewigkeit
Jahresrückblick (Teil 3): Unsere Gesellschaft verändert sich permanent – im Guten wie im Schlechten. Das hat sich 2016 auch im Landkreis Main-Spessart gezeigt. Hier ist das vergangene Jahr im Zeitraffer.
Viele Pendler aus dem Landkreis, die sonst auf der B 27 fahren, müssen Umwege und Zeiteinbußen hinnehmen. Grund ist die Sanierung der Straße zwischen Retzbach und Thüngersheim. Drei Monate dauert die Maßnahme.
Foto: Theresa Müller | Viele Pendler aus dem Landkreis, die sonst auf der B 27 fahren, müssen Umwege und Zeiteinbußen hinnehmen. Grund ist die Sanierung der Straße zwischen Retzbach und Thüngersheim. Drei Monate dauert die Maßnahme.
Jochen Jörg
 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:48 Uhr

Kein Jahr vergeht ohne teils tiefgreifende Einschnitte in unser soziales Gefüge. Welche Veränderungen es in diesem Bereich 2016 im Landkreis gegeben hat, beleuchten wir im dritten Teil unseres Jahresrückblicks.

Januar

Überraschung im Lohrer Stadtrat: Die Abstimmung über ein städtisches Verkehrsentwicklungskonzept endet mit 12:12 Stimmen – und somit gilt das Vorhaben als abgelehnt. Noch im Mai 2015 hatte das Gremium eine konkrete Planung fast einstimmig befürwortet. Ende 2016 vollziehen die Räte eine erneute Kehrtwende: Mit knapper Mehrheit beschließen sie, im Haushalt 2017 finanzielle Mittel für das Konzept einzustellen.

Es ist fix: Das Festbier für die Lohrer Spessartfestwoche wird auf unbestimmte Zeit von der zur Würzburger Hofbräu gehörenden Keiler Bier GmbH geliefert. Grundvoraussetzung ist, dass das Bier im Lohrer Keiler-Brauhaus gebraut wird. Diesen Beschluss fasst der Lohrer Stadtrat mit großer Mehrheit. Zuvor hatte ein „Arbeitskreis Festbier“ ausgelotet, ob nicht noch andere Brauereien als Lieferanten infrage kommen. Grund war der Lohrer „Bierskandal“: Die Würzburger Hofbräu hatte 2012 Stadt und Festbesucher getäuscht, indem sie das Festbier heimlich und vertragswidrig in Würzburg braute.

FEBRUAR

Das Mädchenbildungswerk in Gemünden mit Realschule und Gymnasium benennt sich in Theodosius-Florentini-Schule um. Der Anlass ist, dass ab dem kommenden Schuljahr aufgrund des Geburtenrückgangs auch Jungen aufgenommen werden. Namensgeber ist Ordensgründer Theodosius Florentini.

Mit dem Einzug der ersten Flüchtlinge aus Syrien geht in Lohr eine für 110 Menschen ausgelegte Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber an den Start. Ungewöhnlich ist der Ort: auf dem Gelände des Bezirkskrankenhauses für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie. Ein privater Investor hatte das ehemalige Schwesternwohnheim gekauft und für rund zwei Millionen Euro generalsaniert. Er vermietet es nun für vorerst zehn Jahre an die Regierung von Unterfranken.

Die ehemalige Turnhalle an der Lohrer Gärtnerstraße, die zu einer Veranstaltungshalle umgebaut wird, bekommt einen Namen: „Alte Turnhalle“ ist der Vorschlag, der den Stadträten am besten gefällt. Im Mai wird die Halle eröffnet.

Die Mehrheit der Karlstadter Stadträte spricht sich dafür aus, dass die vorgesehene Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber in der Eußenheimer Straße aus zwei Gebäuden für insgesamt 156 Personen bestehen soll. Später werden die Pläne gekippt. Die Verhandlungen von Investor und Regierung waren gescheitert – auch, weil eine Lösung wegen des Rückgangs der Flüchtlingszahlen nicht mehr für so dringlich erachtet wurde.

März

Die letzte Videothek Lohrs, die sich versteckt in einem Hinterhof in der Friedenstraße befindet, macht zu. Der Filmverleih ist nicht mehr rentabel und deswegen werden die rund 3000 DVDs und Blu-rays verkauft.

Die Felssicherung entlang der B 27 zwischen Himmelstadt und Karlstadt ist abgeschlossen. Ärger gibt es allerdings, weil der sogenannte Türkenkopf, eine Felsformation mit einer Art Gesicht und Turban, entgegen der Absprache nur teilweise erhalten wird.

APRIL

Neue Wege geht die Raiffeisenbank Main-Spessart: Erstmals können die 40 000 Mitglieder ihre Vertreter einheitlich an einem Wahlsonntag bestimmen. Bislang wurden die Vertreter in den Ortschaften bei Versammlungen an verschiedenen Tagen gewählt.

Die Regierung will Bayern bis 2020 mit öffentlichen WLAN-Hotspots überziehen. Einen der ersten unterfränkischen Internet-Zugänge dieser Art schaltet Markus Söder, Minister der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat, in Hafenlohr frei.

MAI

Das Gemündener Entsorgungsunternehmen Kirsch + Sohn GmbH wird vom Konzern Remondis übernommen. Der Schritt erfolgt rückwirkend zum 1. Januar 2016. Die Firma Kirsch hat rund 200 Mitarbeiter, Entlassungen gibt es keine.

In der neuen Gemeinschaftsunterkunft unweit des Krankenhauses in Marktheidenfeld trifft die erste Flüchtlingsfamilie ein. In den 36 Wohnmodulen ist Platz für 180 Menschen.

JUNI

Rund 3000 Mitarbeiter der Bosch Rexroth AG demonstrierten in Lohr gegen geplante Einschnitte im Geschäftsbereich Mobile Anwendungen. Rexroth will rund 1100 seiner in dieser Sparte bundesweit 6200 Arbeitsplätze streichen, um Kosten zu senken. Betriebsräte und die IG Metall sehen in der Umstrukturierung kein zukunftsfähiges Konzept.

Nichts wird es mit dem Plan, abseits der Altstadt von Marktheidenfeld eine neue „Lichtspielhaus“-Disco in Verbindung mit einem Baumarkt zu bauen. Die Verhandlungspartner Helmut Viering und Sascha Beeger erklären das Projekt für gescheitert. Viering beantragt daraufhin, an gleicher Stelle nur den Baumarkt errichten zu dürfen. Doch der Stadtrat besteht auf seiner Forderung, Baumarkt und Disco müssten verknüpft werden.

Da sich die Flüchtlingssituation entspannt, kann die Notunterkunft im ehemaligen Brauerinternat in Arnstein geräumt werden. Die Bewohner werden anderswo untergebracht. Im August ziehen auch die letzten Flüchtlinge aus dem Hotel Atlantis in Gemünden aus.

Weil sie wegen des steigenden Online-Handels in Platznöte gekommen war, zieht die Post in Lohr an einen anderen Standort um. Der neue Zustellstützpunkt befindet sich im Industriegebiet an der Bürgermeister-Dr.-Nebel-Straße. Pro Tag werden von dort aus rund 20 000 Briefe und 1500 Pakete bearbeitet.

JULI

Der Zugangsbereich zum Areal des Lohrer Bezirkskrankenhauses wird sich gewaltig verändern. Der größte bauliche Einschnitt wird ein Gebäudekomplex für 100 Betten sein, der bis 2020 fertig sein soll. 75 Betten sind für die Gerontopsychiatrie vorgesehen, also für die Versorgung von älteren Patienten mit psychischen Erkrankungen. Hinzu kommen 25 Betten für die Allgemeinpsychiatrie.

Rechtzeitig zu Beginn der Freibadsaison eröffnet das Wonnemar in Marktheidenfeld seine neue Rutsche. Clou: Neben der Rutsche ist eine Stoppuhr angebracht, die die eigene Rutschzeit und den Tagesrekord anzeigt.

AUGUST

Die Firma Willy Kreutz in Steinfeld mit rund 90 Beschäftigten stellt Insolvenzantrag. Zunächst heißt es, der Betrieb sei nicht zu retten und die Produktion werde nach Abarbeitung der vorhandenen Aufträge eingestellt. Im September dann die überraschende Wende: Das schon totgesagte Unternehmen wird übernommen – und zwar ausgerechnet durch einen Lokalmatadoren, die BGW-Bohr.

Die Waldaschaff Automotive GmbH verlegt ihren Standort ins rund 30 Kilometer entfernte Esselbach. Ein Mietvertrag für ein Grundstück im Industriegebiet Bärnroth wird von der Geschäftsführung des Automobilzulieferers und der Gemeinde unterschrieben. Bis zu 700 Arbeitsplätze sollen entstehen.

SEPTEMBER

In Neustadt am Main geht die Angst um. Verantwortlich dafür sind mehrere Übergriffe, bei denen junge Flüchtlinge verletzt worden waren. Die Ermittlungen der Polizei führen zu keinem Erfolg. Nach einiger Zeit beruhigt sich die Situation wieder.

Der Dorfplatz in Partenstein bleibt namenlos. Der Gemeinderat lehnt einen Antrag der evangelischen Kirchengemeinde ab, den Platz anlässlich des Reformationsjubiläums nach Martin Luther zu benennen. Bei der Ratssitzung im Juni sollte schon mal über den Vorschlag abgestimmt werden – doch es gab Streit. Katholiken fühlten sich von Protestanten überrumpelt, der Rat vertagte sich.

OKTOBER

Seit klar ist, dass die SuedLink-Stromtrasse mit Erdkabeln entstehen soll und nicht mit Freileitungen, ist der Pegel der Erregung bei den Menschen im Landkreis Main-Spessart merklich gesunken. Das zeigen mehrere Info-Veranstaltungen. Ob der Landkreis überhaupt tangiert wird, wird sich 2017 zeigen.

Neun Jahre hat es stets eine vierstellige Besucherzahl angelockt, jetzt steht es vor dem Aus: das SoundBad-Festival im Lohrer Freibad. Die Organisatoren des Musikevents kündigen an, dass es 2017 keine Neuauflage geben wird. Grund: Man habe beinahe jedes Mal „um die schwarze Null kämpfen müssen“.

NOVEMBER

Die Gemeinde Steinfeld will Ende 2017 unweit von Mariabuchen einen Naturfriedhof eröffnen. Er wird passenderweise in der Waldabteilung „Alteruh“ entstehen.

Die BayWa AG verlässt Lohr. Das Unternehmen kündigt an, das Technik-Geschäft zum Jahresende auf die Betriebe in Karlstadt und Marktheidenfeld zu verlagern.

Dezember

Der Bundestag verabschiedet den neuen Bundesverkehrswegeplan. Der erste Abschnitt der B 26n vom Autobahnkreuz Schweinfurt-Werneck bis nach Karlstadt ist im „vordringlichen Bedarf“ gelistet. In Arnstein herrscht große Freude, weil sich nun ein Ende der Verkehrsbelastung abzeichnet. Dagegen prophezeien die Gegner der „Westumgehung“, dass sich der Verkehr nach dem Bau der Trasse über Karlstadt ergießt. Ebenfalls in der höchsten Dringlichkeitsstufe des Plans befindet sich die Ortsumfahrung von Gemünden.

Die Umstellung der Feuerwehren auf den Digitalfunk ist im Landkreis Main-Spessart weit fortgeschritten. Laut aktueller Zahlen nutzen schon zwei Drittel der Wehren die Technik. Bis 2018 soll die komplette Alarmierung über das Digitalfunknetz erfolgen.

Banken-Aderlass im Landkreis: Sowohl die Sparkasse als auch die Raiffeisenbank geben bekannt, zahlreiche Filialen zu schließen. Die Hauptgründe: Immer öfter greifen die Kunden zu digitalen Bankdiensten. Außerdem zwingt das anhaltende Niedrigzinsniveau dazu, Kosten zu sparen. Bei der Sparkasse sind fünf von 42 Geschäftsstellen im Main-Spessart-Kreis betroffen: Erlenbach (im Bild, oben), Gräfendorf, Karbach, Rechtenbach und Schollbrunn. Die Raiffeisenbank macht sogar elf ihrer 48 Filialen dicht: Habichsthal, Hausen, Homburg, Karbach, Neustadt, Rechtenbach, Remlingen, Rodenbach, Sackenbach, Tiefenthal und Trennfeld. Zudem werden die Geschäftsstellen in Bergrothenfels (im Bild, unten), Hafenlohr und Ruppertshütten eine Beratung nur noch nach Terminvereinbarung anbieten. In Fellen ist geplant, nur noch SB-Automaten für Bargeld und Kontoauszüge zu belassen.
Foto: Müller / Pleier | Banken-Aderlass im Landkreis: Sowohl die Sparkasse als auch die Raiffeisenbank geben bekannt, zahlreiche Filialen zu schließen. Die Hauptgründe: Immer öfter greifen die Kunden zu digitalen Bankdiensten.
Banken-Aderlass im Landkreis: Sowohl die Sparkasse als auch die Raiffeisenbank geben bekannt, zahlreiche Filialen zu schließen. Die Hauptgründe: Immer öfter greifen die Kunden zu digitalen Bankdiensten. Außerdem zwingt das anhaltende Niedrigzinsniveau dazu, Kosten zu sparen. Bei der Sparkasse sind fünf von 42 Geschäftsstellen im Main-Spessart-Kreis betroffen: Erlenbach (im Bild, oben), Gräfendorf, Karbach, Rechtenbach und Schollbrunn. Die Raiffeisenbank macht sogar elf ihrer 48 Filialen dicht: Habichsthal, Hausen, Homburg, Karbach, Neustadt, Rechtenbach, Remlingen, Rodenbach, Sackenbach, Tiefenthal und Trennfeld. Zudem werden die Geschäftsstellen in Bergrothenfels (im Bild, unten), Hafenlohr und Ruppertshütten eine Beratung nur noch nach Terminvereinbarung anbieten. In Fellen ist geplant, nur noch SB-Automaten für Bargeld und Kontoauszüge zu belassen.
Foto: Müller / Pleier | Banken-Aderlass im Landkreis: Sowohl die Sparkasse als auch die Raiffeisenbank geben bekannt, zahlreiche Filialen zu schließen. Die Hauptgründe: Immer öfter greifen die Kunden zu digitalen Bankdiensten.
Die Marktheidenfelder Bürgerinitiative „Mainbrücke retten“ sammelt eifrig Unterschriften. Sie kämpft damit gegen die Pläne der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, die die Durchfahrt für Schiffe verbreitern und dazu den mittleren Brückenbogen entfernen will. Auch der Stadtrat lehnt dies ab.
Foto: IZB | Die Marktheidenfelder Bürgerinitiative „Mainbrücke retten“ sammelt eifrig Unterschriften. Sie kämpft damit gegen die Pläne der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, die die Durchfahrt für ...
Die bayerische Staatsregierung strebt einen dritten Nationalpark an – neben dem Steigerwald und der Rhön ist auch der Spessart ein Kandidat. Kaum werden die Pläne bekannt, formiert sich im Spessart Widerstand. Seither wird diskutiert, ob ein Nationalpark gut oder schlecht für die Region wäre.
Foto: J. UNGEMACH | Die bayerische Staatsregierung strebt einen dritten Nationalpark an – neben dem Steigerwald und der Rhön ist auch der Spessart ein Kandidat. Kaum werden die Pläne bekannt, formiert sich im Spessart Widerstand.
Mit 49:7 Stimmen entscheidet sich der Kreistag Main-Spessart für Lohr als Standort des künftigen Zentralklinikums. Die sieben Gegenstimmen kommen – mit Ausnahme einer aus Urspringen – sämtlich aus dem Raum Gemünden. Vier Gemeinden hatten sich offiziell als Standort beworben: Lohr, Gemünden, Marktheidenfeld und Urspringen. Das Zentralklinikum wird die bisherigen drei Krankenhäuser in Lohr, Karlstadt und Marktheidenfeld (im Bild) ersetzen. Der Neubau mit gut 200 Betten wird nach ersten Schätzungen rund 100 Millionen Euro kosten.
Foto: Andreas Brachs | Mit 49:7 Stimmen entscheidet sich der Kreistag Main-Spessart für Lohr als Standort des künftigen Zentralklinikums.
Die Karlstadter lehnen in einem Bürgerentscheid die Sanierung des Freibads ab. Mit Enttäuschung reagieren die Initiatoren der Abstimmung auf das Ergebnis. Sie hatten insbesondere die Kostenexplosion des Neubaus auf etwa zwei Millionen Euro kritisiert. Nach der Badesaison werden die Funktionsgebäude abgerissen (im Bild).
Foto: Karlheinz Haase | Die Karlstadter lehnen in einem Bürgerentscheid die Sanierung des Freibads ab. Mit Enttäuschung reagieren die Initiatoren der Abstimmung auf das Ergebnis.
 
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