Die Lohrer Jahnstraße wird zeitnah umgestaltet. Sie soll einen deutlich von der Fahrbahn abgegrenzten Radstreifen erhalten. Die Parkplätze an der stadtauswärts gesehen rechten Fahrbahnseite werden dadurch wegfallen. Vorgestellt wurde die Planung am Montagabend im Stadtentwicklungsausschuss des Stadtrats. Dabei gab es von den Ratsmitgliedern fast nur lobende Worte.
In der Lohrer Jahnstraße sind pro Tag rund 6000 Kraftfahrzeuge unterwegs, daneben aber auch viele Radfahrer und Fußgänger. Allein das weiter hinten an der Straße gelegene Nägelsee-Schulzentrum steuern pro Tag rund 150 Schülerinnen und Schüler per Rad an. Im Stadtrat gab es daher schon länger den Wunsch, die Sicherheit der Radfahrer zu erhöhen. Zwischendurch war gar die komplette Sperrung der Straße für den Durchgangsverkehr im Gespräch. Doch das ist nun vom Tisch.
Wie die Planung stattdessen aussieht, stellten in der Sitzung Philipp Halbritter, Leiter des Amtes Bürgerdienste, und der für Tiefbau verantwortliche Michael Wolf vor. Demnach wird der derzeit stadtauswärts gesehen an der Stadthalle endende Radweg die ganze Jahnstraße hindurch verlängert und klar von der Fahrbahn abgegrenzt. Dazu wird von der jetzigen Fahrbahn ein zweieinhalb bis drei Meter breiter Streifen abgezwackt, auf dem die Radler in beide Richtungen unterwegs sein sollen.
Deutliche Abtrennung
Die Abtrennung von der Fahrbahn soll einerseits durch zwei durchgängige weiße Linien gekennzeichnet werden. Zusätzlich sollen alle paar Meter Warnbaken die Trennung markieren. Die dem Kraftverkehr vorbehaltene Fahrbahn der Jahnstraße soll nach der Umgestaltung rund 6,5 Meter breit sein, was laut Halbritter erforderlich und ausreichend für Begegnungsverkehr ist. Der eigenständige Radweg wird stadtauswärts bis zum ehemaligen Minigolf-Platz geführt. Ab da werden Fuß- und Radweg in einem 3,6 bis 4,4 Meter breiten Streifen gebündelt. Grund: Die Jahnstraße ist dort nicht breit genug für die Trennung von Rad- und Fußweg.
Halbritter bezeichnete die geplante Umgestaltung als eine "für jeden Verkehrsteilnehmer gute Lösung". Man habe sie in etlichen Gesprächen mit Polizei, Verkehrswacht und anderen Akteuren abgestimmt. Zwar führe der offizielle Schulweg gar nicht durch die Jahnstraße, sondern hinter dem Möbelhaus Jysk vorbei entlang des Nägelsee-Geländes zu den Schulen. Doch für diesen Weg fehle es an der Akzeptanz der Schüler. "Deswegen müssen wir reagieren", so Halbritter. Die Kosten der Jahnstraßen-Umgestaltung bezifferte Wolf auf insgesamt rund 80.000 Euro.
Paul spricht von einem Meilenstein
Bürgermeister Mario Paul sprach von einem "Meilenstein im Radverkehr der Stadt" und einem wichtigen Lückenschluss im Radwegnetz. Es handle sich um die "mit Abstand beste Lösung" bei vertretbaren Kosten. Mit ihr könne man Erfahrungen sammeln für eine womöglich umfassendere Umgestaltung der Jahnstraße zu einem späteren Zeitpunkt.
Mathilde Lembach (Grüne) indes befürchtete, dass die Schüler den Radweg nicht benutzen, sondern weiter auf der Straße fahren könnten. Dem hielt Halbritter entgegen, dass für den Radweg laut Straßenverkehrsordnung eine Benutzungspflicht gelten werde. Eine von Lembach vorgeschlagene Lösung mit zwei schmaleren Radstreifen an jeder Seite der Jahnstraße sei nicht möglich, so Halbritter weiter. Der Grund: Zum einen wäre dann die verbleibende Fahrbahn zu schmal, zum anderen gebe es auf der anderen Seite der Jahnstraße zu viele Gewerbebetriebe mit Zufahrten, was eine Gefahr für Radfahrer bedeuten würde.
Kein Zebrastreifen
Auch Lembachs Wunsch nach einem Zebrastreifen auf Höhe des Nägelsee-Schulzentrums sei wegen der zu geringen Fahrzeugfrequenz nicht umsetzbar. Das Gleiche gelte für eine Querungshilfe, so Halbritter. Für eine solche sei die Fahrbahn zu schmal. Überdies könne man Schülern "bei Tempo 30 zumuten, eine Fahrbahn zu queren". Bei der vorliegenden Planung handle es sich nach einhelliger Expertenmeinung um die beste Lösung, so Halbritter.
Mit Blick auf die wegfallenden Parkplätze und den an die Jahnstraße angrenzenden TSV Lohr mahnte Ulla Menzel (CSU) einen vertretbaren Ersatz an. Dazu sagte Paul, dass der Verein den geplanten Radweg grundsätzlich sehr begrüße. Es liefen jedoch Gespräche, ob Besucher der TSV-Anlage nicht den Freibadparkplatz stärker nutzen könnten – zwar nicht kostenfrei, aber zu einem attraktiven Tarif, so der Bürgermeister.
Lob von den Ratsmitgliedern
Karl-Hermann Hummel (Bürgerverein) sah in der Planung einen "richtig guten Kompromiss" für den das Wegfallen der Parkplätze am Fahrbahnrand verkraftbar sei. Torsten Ruf (ÖDP) sagte, dass eine bessere Lösung kaum vorstellbar sei. Auch für Brigitte Riedmann (Freie Wähler) handelt es sich um die beste Lösung für alle Beteiligten.
Sie mahnte eine schnelle Umsetzung an. Bürgermeister Paul kündigte dazu an, dass die Planung schnellstmöglich vom Gesamt-Stadtrat abgesegnet werden solle. Danach gehe es an die Umsetzung mit dem Ziel, dass der neue Radweg bis zum Beginn der Radsaison 2024 befahrbar ist.
Allerdings sollte dann auch die idiotische Tempo-30-Beschilderung wieder weichen. Als diese nur während der Schulzeiten galt und in den Ferien ganz verdeckt wurde, hatte sie Akzeptanz gefunden. Aber Tempo 30 rund um die Uhr und das ganze Jahr über ist nicht zu vermitteln und wird deshalb auch oft nicht eingehalten.