Insgesamt über 100.000 Euro im Jahr gibt der Markt Zellingen für Kinder- und Jugendarbeit an der Grund- und Mittelschule, die Ferienbetreuung und das Jugendzentrum aus. Die Zahlen kamen jetzt auf dem Tisch, weil es im Mai einen Antrag gab, dass einmal alle Kosten vorgestellt werden sollen. Der Gemeinderat diskutierte, ob davon alles noch Zukunft hat. So stellte Bürgermeister Stefan Wohlfart das Jugendzentrum grundsätzlich in Frage, "alles hat seine Zeit". Verfolgt wurde die Sitzung von sechs Zuschauern, die für die evangelische Diakonie und seit Jahren an den Schulen sowie im Jugendtreff arbeiten.
Vor rund einem Jahr hatte der Gemeinderat beschlossen, die Ferienbetreuungen und die Jugendarbeit im JutZe auszuschreiben. Bei der Ferienbetreuung gingen zwei Angebote ein. Hier wäre das Angebot der Arbeiterwohlfahrt für die Gemeinde wirtschaftlicher als das der Diakonie als langjähriger Vertragspartner, sofern mehr als zehn Kinder mitmachen.
Für den Jugendtreff machte nur die Diakonie als langjähriger Träger ein Angebot. Für 26 Wochenstunden einer Fachkraft müsste die Gemeinde nach Abzug von rund 14.500 Euro Zuschuss der Diakonie 2023 rund 44.000 Euro bezahlen, ein Jahr später 48.000 Euro. Dazu kommen fast 12.000 Euro Miet- und Reinigungskosten für Räume an der Mittelschule.
Kosten für Jugendsozialarbeit steigt
Der Gemeindeanteil für die Jugendsozialarbeit an der Grundschule steigt 2024 um 18 Prozent auf 51.000 Euro. Hier kann die Gemeinde nur indirekt mitreden, den Antrag stellt die Schule, den Beschluss trifft der Jugendhilfeausschuss des Landkreises, dafür zahlt der Landkreis wie der Freistaat Bayern 16.360 Euro Zuschuss je Vollzeitstelle, dieser Festbetragsförderung wurde seit Jahren nicht erhöht. Gleiches gilt für die Mittelschule Zellingen, wobei hier der Anteil des Schulverbandes auf die Mitgliedsgemeinden umgelegt wird. An beiden Schulen ist derzeit je eine Vollzeitstelle bewilligt. Nach Recherchen der Verwaltung haben vergleichbare Schulen oft nur halbe Stellen. Dem widersprach Gemeinderat Jürgen Keller, der beruflich bekanntlich den Jugendbereich bei der Diakonie leitet und auch im Jugendhilfeausschuss sitzt. Erst im September sei dort die Aufstockung an vielen Schulen im Landkreis befürwortet worden.
Weitgehend unstrittig waren in der Sitzung die offenen Ganztagsschulen und die vertiefte Berufsorientierung an der Mittelschule. Letztere kostet die Gemeinde rund 4300 Euro im Jahr. Die offene Ganztagsschule wird laut Keller jeweils von der Schule bei der Regierung von Unterfranken beantragt und jeder Träger bekommt das gleiche Budget für eine Gruppe.
Zwei Positionen prallten aufeinander
Zum Jugendtreff berichtete der dritte Bürgermeister Michael Zull, dass er bei rund 20 Besuchen nur jeweils rund fünf Jugendliche dort angetroffen habe. Bei über 1000 Euro Kosten je Woche gebe das zu denken.
Insgesamt prallten bei der Diskussion zwei Positionen aufeinander. So warnte Sonja Rupp auch aus Erfahrung ihrer Arbeit als Logopädin davor, die Arbeit mit Menschen zu sehr an Finanzen festzumachen. Wozu das führen kann, sehe man Ärzten und Pflegern, die kam mehr Zeit für ihre Patienten hätten. Es gebe Stimmen, Corona sei auf dem Rücken der Kinder ausgetragen worden. Zellingen habe derzeit ein gut funktionierendes System. Dem widersprach zum Beispiel Susanne Gehrig. Auch bei der Arbeit mit Menschen müsse über die Kosten geredet werden dürfen. Und auch überlegt werden, ob manches, wie das Jugendzentrum, noch zeitgemäß sei.
In der Diskussion stellte der Bürgermeister sogar einmal Nichtöffentlichkeit her. Danach gab es unter anderem den Vorschlag, mit den Betroffenen (Eltern, Schulen, Mitarbeitern) zu reden, etwa in Form eines Workshops. Daraus wurde am Ende der Beschluss, dass Bürgermeister und Verwaltung mit allen Beteiligten Gespräche über eine zukunftsfähige Jugendarbeit führen sollen. Jürgen Keller war bei der Abstimmung nicht im Raum.