
Über die Hälfte der Straßen im Lohrer Kernbereich befindet sich in einem mittelmäßigen oder schlechten Zustand. Das ist das Ergebnis eines Straßenmonitorings, über das der Stadtrat am Mittwoch informiert wurde. Allein für den baulichen Unterhalt müssten jährlich 750.000 Euro vorgesehen werden – weit mehr, als im Haushaltsentwurf für 2025 stehen.
Nach Angaben von Bauamtsleiter Ingo Schmitt wurden knapp 70 von 115 Kilometern des Lohrer Straßennetzes in der Kernstadt, Sendelbach, Wombach und der Lindig-Siedlung untersucht. Für die anderen Stadtteile habe das Budget nicht gereicht. Für sie sei ein Haushaltsansatz 2025 vorgesehen.
Für die Zustandserfassung war im Juni vorigen Jahres ein Messfahrzeug der Erfurter Firma Lehmann + Partner mit vier Kameras unterwegs, die die Straßen aufnahmen. Dabei wurden nach Angaben von Firmenvertreter Kai Weltzien 2880 Straßenverkehrszeichen erfasst, die unterhalten werden müssen, ein Beispiel für den deutschen Schilderwald.
Bedenklicher Zustand
Bei der Sichtung der Aufnahmen wurden laut Weltzien 8,9 Prozent der Straßen in die Zustandsbewertung "sehr gut" eingestuft, 29 Prozent in "gut". Auf einer Skala von eins bis fünf beginnt ab 2,5 der Zustand "mittelmäßig", in den ebenfalls 29 Prozent der Straßen fallen. Ab dem Wert von 3,5 ändert sich der Zustand in "schlecht", der auf 24,6 Prozent der befahrenen Straßen zutrifft.
Dieser Warnwert verweise auf einen bedenklichen Zustand, bei dem eine Sanierung nicht mehr genüge, sondern ein Neuaufbau der Straße nötig sei, sagte Weltzien. Ab dem Schwellenwert von 4,5 sei eine Kommune eigentlich handlungspflichtig, denn der Zustand sei "sehr schlecht". Darunter fallen 8,3 Prozent der untersuchten Straßen.
Der Firmenvertreter berichtete, nicht der gesamte Straßenzug sei jeweils bewertet worden, sondern es sei ein Zehn-Meter-Raster angewandt worden. So könne das Bauamt punktuell eingreifen, um weiteren Schäden vorzubeugen. Auf diese Weise seien 906 "homogene Zustandsabschnitte" gebildet worden, von denen 486 einen Erhaltungsbedarf hätten.
Die Kosten dafür schätzte Weltzien auf 9,1 Millionen Euro nur für die Straßen – ohne Brücken und Nebenanlagen. Der jährliche Finanzbedarf allein für die bauliche Unterhaltung liege bei 750.000 Euro, "eine immense Summe". Im Lohrer Haushaltsentwurf für 2025 stehen 300.000 Euro für den Unterhalt plus 100.000 Euro im Vermögenshaushalt für größere Maßnahmen.
Konkrete Zahlen fehlten
Als nächste Schritte kündigte Weltzien die Befahrung und Auswertung weiterer Stadtteile an. Wenn alle Daten vorlägen, müsse man Priorisierungsparameter festlegen, um ein operatives Bauprogramm für die Lohrer Straßen aufzustellen. Bürgermeister Mario Paul sah die Ergebnisse als Mahnung, nicht die Augen zu verschließen. Lohr brauche ein priorisiertes und vor allem machbares Sanierungs- und Unterhaltungsprogramm.
Darüber, was machbar ist, gingen anschließend die Meinungen auseinander. Frank Seubert und Ernst Herr (CSU) meinten, sie seien bei den Haushaltsberatungen in der vergangenen Woche auf den Arm genommen worden. Denn diese konkreten Zahlen seien dem Stadtrat vorenthalten worden, sodass sie vergeblich für mehr Geld für den Straßenunterhalt gekämpft hätten.
Bürgermeister Mario Paul versicherte, niemand habe vorgehabt, etwas in der Schublade verschwinden zu lassen. Über die von Weltzien genannten Zahlen habe auch er in der vergangenen Woche "keine detaillierten Kenntnisse" gehabt. Ulla Menzel (CSU) meinte, wenn diese Zahlen bekannt gewesen wären, hätte der eine oder andere Stadtrat womöglich anders über das Geld für den Straßenunterhalt abgestimmt, was Wolfgang Weis (Grüne) zurückwies.
Gibt es genug Personal?
Ernst Herr kündigte an, bei der Haushaltsverabschiedung (voraussichtlich am 12. Februar) einen Änderungsantrag vorzulegen, dass wenigstens 500.000 Euro für 2025 eingestellt werden sollten. Das könne er tun, so der Bürgermeister, "sie müssen dann aber auch sagen, wo sie das Geld hernehmen wollen". Zudem dürfe man nicht vergessen, dass das Bauamt auch das Personal für die Umsetzung brauche.
Karl-Hermann Hummel (Bürgerverein) forderte, die Priorisierungspläne für den Straßenunterhalt mit den Stadtwerken und Partnern wie der Energie und Telekom und deren Bauplänen abzustimmen. Stadtwerke und Partner müssten aber auch die entsprechenden Mittel zur Verfügung haben, meinte Weltzien. Laut Bauamtsleiter Schmitt erfolgte die Abstimmung mit den Stadtwerken bislang "nach Gefühl und Augenmaß". Jetzt gebe es hierfür eine verlässlichere Grundlage.
Das Bauamt sei jetzt schon mit den vorgesehenen Maßnahmen ausgelastet, meinte Thomas Nischalke (SPD). Brigitte Riedmann (FW) betonte: "Schuldzuweisungen machen keinen Meter Straße besser." Für die Umsetzung eines höheren Budgets brauche es nicht nur die personellen Kapazitäten des Bauamts, sondern auch Baufirmen.
Die Straßen sind doch nicht von heute auf morgen schlechter geworden , hat man da in den letzten Jahren etwas versäumt . Wenn man zum Beispiel 2880 Schilder hat , sollte man doch überprüfen ob man diese alle benötigt . Die Stadträte sollten nicht stundenlang diskutieren sondern endlich einmal handeln und dies in Angriff nehmen . Man hört von der Stadt Lohr nur was nicht geht usw. aber nichts was auch einmal nach vorne und zu Ende gebracht wird !