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Marktheidenfeld/Gemünden
Interview: expert-Geschäftsführer zu Elektromärkten in Main-Spessart
Was wird aus dem Lohrer expert-Markt? Wer wird den Marktheidenfelder übernehmen? Diese und weitere Fragen beantworten Thomas Stoll und Sascha Schlösser im exklusiven Interview.
Der Expert TVG Gemünden nach seinem Umbau Mitte vergangenen Jahres. Die Pläne für Marktheidenfeld sind ebenfalls stark vorangeschritten. 
Foto: Björn Kohlhepp | Der Expert TVG Gemünden nach seinem Umbau Mitte vergangenen Jahres. Die Pläne für Marktheidenfeld sind ebenfalls stark vorangeschritten. 
Joachim Spies
 und  Martin Hogger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:54 Uhr

Mitte vergangenes Jahr übernahm die expert Schlagenhauf GmbH aus Ellwangen (Baden-Württemberg) den TVG Elektronik-Markt in Gemünden. Mindestens ebenso lange schon gibt es Gerüchte darüber, dass sich die Firma Udo Lermann aus diesem Geschäftszweig zurückziehen möchte. Ihren expert-Markt in Lohr hat sie geschlossen, in Marktheidenfeld dagegen einen Neubau begonnen. Ein Fall für expert Schlagenhauf? Im exklusiven Interview verraten die beiden für Main-Spessart zuständigen Geschäftsführer, Thomas Stoll und Sascha Schlösser, was sie im Landkreis vorhaben.

Frage: Bevor wir über die Zukunft der expert-Märkte in MSP reden, würde ich gerne mit Ihnen die vergangenen Monate Revue passieren lassen. Sie haben Mitte des Jahres den Gemündener TVG- Markt übernommen. Wie schwierig ist es, so etwas mitten in einer Pandemie zu tun?

Thomas Stoll: Wir hatten erst einmal ganz zu. Da war es anspruchsvoll, überhaupt Geschäft zu generieren. Dann kam "Click & Collect", das hat bis zu einem gewissen Maße ganz gut funktioniert. 

Was bedeutet "bis zu einem gewissen Maße ganz gut" konkret? 

Stoll: Natürlich ist es etwas anderes, wenn Sie zwischen Tür und Angel verkaufen, als wenn sie beraten und der Kunde sich exklusive Produkte aussuchen kann. Trotzdem sind wir wirtschaftlich mit einem blauen Auge davon gekommen. Durch"Click & Collect" und dem Online-Geschäft haben wir unseren Umsatz auf 70 bis 80 Prozent des Vorjahresumsatzes gebracht.

Mussten Sie Kurzarbeit nutzen?

Stoll: Im Lockdown, ja. Die Zeit zwischen den ersten und zweiten Lockdown lief sehr, sehr gut. Wir konnten fast alle Ausfälle vom ersten Lockdown kompensieren und es hat uns einen leichten Vorsprung zum zweiten Lockdown gebracht, sodass wir immer noch gut da stehen. Es hat sich da noch die ein oder andere Überstunde angestaut. Deshalb sind wir erst jetzt nach einer kurzen Übergangsphase in Kurzarbeit. 

Glauben Sie, 2021 wird ähnlich laufen? 

Stoll: Wie lange der zweite Lockdown noch dauert, können wir alle nicht abschätzen. Wenn der sich zieht und zieht und zieht, wird die Situation natürlich nicht besser. Wir gehen davon aus, dass er durchaus nochmal verlängert wird. 

Aus vielen Branchen hört man, dass die Pandemie wie ein Brennglas bei der Digitalisierung gewirkt hat. Das Einkaufsverhalten soll sich verändert haben. Sehen Sie das in Main-Spessart auch? 

Schlösser: Ich würde sogar sagen, dass die Kunden sehr dankbar waren, dass wir in der Zwischenphase da waren und Serviceangebote hatten. Wenn im Lockdown die Kaffeemaschine kaputt war oder der Fernseher nicht wollte, hatten wir die Möglichkeit, das in Ordnung zu bringen. Das hat der Kunde honoriert und uns das als Feedback gegeben. 

Stoll: Wir haben unser Vertriebssystem für den Online-Handel verbessert. Das funktioniert und das werden wir auch weiterführen. Aber: Unsere Strategie für Main-Spessart ist zuallererst: 100 Prozent Fachmarktkunde.

Das bedeutet konkret? 

Stoll:  Unser Fokus ist, dass wir für die Kunden vor Ort da sind. Es hat sich in der Zwischenphase gezeigt, dass die Main-Spessarter in die Läden kommen möchten. Die Kunden möchten die Ware sehen, die möchten beraten werden, die möchten kaufen. Deswegen übernehmen wir den expert-Fachmarkt in Marktheidenfeld. 

Der Neubau des Expert-Marktes in Marktheidenfeld wird so aussehen.
Foto: Expert TVG | Der Neubau des Expert-Marktes in Marktheidenfeld wird so aussehen.
Wer ist "wir"?

Stoll: Die Firma heißt offiziell expert Mainland-Spessart und wird, Stand jetzt, vier Märkte betreiben. Den in Miltenberg, den in Elsenfeld, den wir zum 1. April übernehmen werden, sowie die beiden in Gemünden und Marktheidenfeld. Letztere werden übrigens unter expert TVG firmieren. Der Name ist bekannt und wir wollen ihn nicht aus der Region verbannen. 

Nicht in dieser Aufzählung ist der expert-Markt in Lohr.

Stoll: Wir hatten uns lange mit der Firma Udo Lermann unterhalten, welchen der beiden Fachmärkte wir übernehmen. Unsere Entscheidung fiel gegen den Standort Lohr.

Warum? 

Stoll: Drei expert-Fachmärkte wären für den Raum Main-Spessart einfach zu viel. Bei 127 000 Einwohnern kann man sich ausrechnen, wie viel da an Marktpotenzial da ist. Wir haben uns deshalb darauf beschränkt, den Job an diesen beiden Standorten richtig zu machen.

Warum schätzen Sie das Potenzial in Marktheidenfeld größer ein als in Lohr, das mehr Einwohner hat? 

Stoll: Wir  besetzen die linke und die rechte Ecke des Kreises und damit haben wir geographisch eine bessere Aufteilung. Lohr liegt einfach auch zu nah an Gemünden. 

Die Filiale des Elektronikfachmarkts von Udo Lermann in Lohr ist geschlossen.
Foto: Thomas Josef Möhler | Die Filiale des Elektronikfachmarkts von Udo Lermann in Lohr ist geschlossen.
Der Lohrer Markt schließt also?

Stoll: Ja, aber wir werden weiter für die Lohrer da sein. Nur ein Beispiel: Die Lieferung nach Lohr wird genauso viel kosten wie nach Marktheidenfeld oder Gemünden. Da sind alle gleichgestellt. 

War der expert-Markt in Wertheim mal zur Disposition gestanden?

Stoll: Der wurde von expert Beck gekauft.

Ich verstehe das so, dass sich die Firma Udo Lermann komplett aus dem Elektrofachmarkt-Geschäft zurückzieht?

Stoll: Ja. 

Bis vor wenigen Monaten galt als Option, dass der expert-Markt in einen Neubau auf dem Udo-Lermann-Areal zieht. 

Stoll: Das war ein Vor-Konzept der Firma Udo Lermann. Das hatte nichts mit uns zu tun.

Nehmen Sie uns mal mit in den neu geplanten expert-Markt. Was wird den auszeichnen?

Stoll: Wir wollen den Einwohnern von Main-Spessart einfach eine gute Einkaufsmöglichkeit im Bereich Haushaltselektronik und Elektrohaushaltsgeräte bieten. Der Markt wird ein Zugpferd werden für die Region. Er hat einen guten Platz, man kann ihn gut anfahren und findet ihn einfach. Zudem ist ein Zentrallager dabei, damit wir auch einen guten Lieferservice bieten können. Und: Durch die Übernahme von allen Mitarbeitern können wir die Service-Auslieferungen aufstocken, da ein eigenes Service-Team bei der Firma Lermann vorhanden ist. 

Am Äußeren Ring neben dem Edeka-Center entsteht ein neuer Elektronikmarkt, den im Herbst die expert Mainland-Spessart GmbH & Co. KG beziehen wird.
Foto: Joachim Spies | Am Äußeren Ring neben dem Edeka-Center entsteht ein neuer Elektronikmarkt, den im Herbst die expert Mainland-Spessart GmbH & Co. KG beziehen wird.
Wann eröffnen Sie denn in Marktheidenfeld? 

Stoll: Der expert-Markt wird erstmal auf alter Fläche weitergeführt, mit neuem Aussehen und neuen Produkten. Wir werden zum Beispiel mehr auf den Bereich Telekommunikation setzen. Der Neubau soll dann im Oktober fertig sein. Danach nutzen wir auch den alten Bau nicht mehr.

Mit wie viel Personal treten Sie in Marktheidenfeld an?

Stoll: Wir haben allen Mitarbeitern in Marktheidenfeld und Lohr das Angebot gemacht, sie zu übernehmen. Wir haben noch nicht schriftlich zurück, wer alles das Angebot angenommen hat, aber wir gehen davon aus, dass es die meisten sein werden.

Schlösser: Zum Start werden es 30 Mitarbeiter sein und dann hängt es davon ab, wie sich die Situation weiterentwickelt. Was mir persönlich sehr wichtig ist, ist, dass wir Ausbildungsmöglichkeiten bieten. Wir glauben an unsere Zukunft, wir glauben an die Zukunft der Branche und des Unternehmens.

Während Sie einen neuen Markt bauen, tun sich die Konkurrenten MediaMarkt und Saturn schwer.

Stoll: Die Branche expandiert nicht mehr. Das stimmt. Die Chance, dass Marktheidenfeld heutzutage einen anderen Elektro-Fachmarkt bekommt, geht gegen null.

Schlösser: Das mit Corona und dem Brennglas ist auf der einen Seite richtig, aber auf der anderen Seite merken wir, dass den Leuten der Kundendienst und die persönliche Beratung wieder mehr wert ist. Wenn wir diese Karte intelligent spielen, dann sehe ich uns in einer guten Zukunft.  

 
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