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WIESENFELD
Instrumentenbauer Josef Gopp: Von der Messingplatte zum Meisterstück
Handarbeit: Rund 40 Stunden braucht Josef Gopp für den Bau eines Instruments.
Foto: Foto (4): Gabi Nätscher | Handarbeit: Rund 40 Stunden braucht Josef Gopp für den Bau eines Instruments.
Von unserer Mitarbeiterin Gabi Nätscher
 |  aktualisiert: 05.09.2011 22:16 Uhr

Dass auch in unserer schnelllebigen und technisch modernen Zeit das Handwerk noch eine Bedeutung hat, davon kann der Metallblasinstrumentenbaumeister Josef Gopp aus Wiesenfeld erzählen. Immer mehr Musiker schätzen seine handgemachten Instrumente; mittlerweile hat er Kunden aus der ganzen Welt.

„Im Frühjahr ging sogar eine Jazzposaune in die USA; und das war nicht das erste Mal“, berichtet der Instrumentenbauer aus Leidenschaft über seine weltweiten Kontakte. Über zwei Trompeten, die kürzlich nach China gingen, kann er besonders schmunzeln: „Da kommt nicht nur deren Schrott zu uns, sondern es geht auch was Gescheites nüber“.

Der Preisträger

Den Boom, den seine Instrumente zur Zeit erleben, kann er sich sogar ganz gut erklären: „Profimusiker sind permanent unterwegs zu Gastspielen, Opern und dergleichen. Da treffen sie andere und reden natürlich über ihre Instrumente“ – schon gibt's wieder einen neuen Kunden. Auch dass er in diesem Jahr für eine seiner Basstrompeten den Deutschen Musikinstrumentenpreis vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie verliehen bekommen hat, habe sicher zur positiven Entwicklung beigetragen.

Die Mundpropaganda

„Alles Mundpropaganda“, weiß Gopp. „Kein Berufsmusiker kauft zum Beispiel nach der Internetseite, sondern nur nach Empfehlung“. Aus ganz Deutschland, Österreich, häufig aus der Schweiz, Frankreich, Spanien (Barcelona) – vom ganz normalen Blasmusiker über Jazzer bis zum Symphoniker geben sich bei ihm die Klinke in die Hand. Denn die Instrumente aus dem Landkreis Main-Spessart sind bis auf die gekauften Ventilblöcke komplett handgemacht. Sozusagen von der Messingplatte zum Meisterstück.

Der erste Arbeitsschritt sind die einzelnen Zuschnitte aus den Metallplatten, zum Beispiel für Schallbecher oder Rohre („Anstöße“), die dann weiterverarbeitet werden. Selbst die Messingplatten möchte Gopp in verschiedenen Stärken haben. „Das hat mit der Philosophie des Instrumentenbaus zu tun“, plaudert er aus dem Nähkästchen. Auch mit dem Material bleibe er deshalb vielseitig: Neusilber, Goldmessing oder auch mal Kupfer und Bronze – jedes Instrument aus verschiedenem Material klinge anders. Heller („obertonreicher“) oder dunkler („grundtöniger“) – auch der interessierte Laie versteht manchmal nur noch Bahnhof.

Rohre und Schallstücke werden vor der Bearbeitung und dem Formen mit Blei gefüllt, sonst würden sie ja knicken, dann mit Muskelkraft gebogen, dann wieder ausgeschmolzen, das heißt, das Blei wieder entfernt. Züge und Bögen werden mit den Ventilen verlötet – die einzelnen Arbeitsschritte und die Anzahl Kleinteile scheinen schier unendlich. Gopp fasst es einfach zusammen: „Ein Instrument besteht eigentlich nur aus Blechen und Drähten“. An einer selbst gebauten Schleifmaschine wird zum Schluss die Oberfläche bearbeitet. Das ist dann auch nochmals richtig zeitintensiv.

Für den schönsten Glanz gilt nämlich: „Polieren, Polieren, Polieren!“ Lackiert wird nur noch zur Oberflächenversiegelung, den Hochglanz bekommen die Instrumente durch Handarbeit.

Rund 40 Stunden braucht er dann für ein Instrument – könnte er dranbleiben. Nebenbei stehen noch rund 100 Instrumentenkoffer in seiner Werkstatt herum – alle gefüllt mit Reparaturen, zu denen Gopp auch noch Zeit finden muss. Und an manchen Tagen geht es in seiner Werkstatt zu wie in einem Taubenschlag, da kommt er irgendwie zu nichts.

Seine liebste Zeit allerdings verbringt er mit historischen Instrumenten. Manchmal sind's Stücke vom Dachboden – mit einem Blick kann Gopp erkennen, aus welchem Zeitraum es stammt und von welcher Qualität es ist. Auch für Museen hat er schon restauriert. Zur Zeit beschäftigt ihn ein besonderes Stück: Ein Naturhorn aus dem 18. Jahrhundert. „Von 1750“, schätzt Gopp mit einem Kennerblick. „Da gab's noch keine Ventile und ich seh's an der Machart“. Damals wurde noch nicht mit Lötflamme gearbeitet; in der Schmiede sei gelötet worden, weiß der Instrumentenbauer: „Eine echte Kunst.“

Ihm macht es total Spaß, wenn ihm so etwas gebracht wird, da kann er ins Schwärmen geraten: „Da könnte so mancher Instrumentenbauer vor Neid erblassen“, zollt er seinen Vorgängern höchsten Respekt.

Vor dem Biegen wird das Rohr, der sogenannte Anstoß, geglüht.
| Vor dem Biegen wird das Rohr, der sogenannte Anstoß, geglüht.
 
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