Das große Tor zum Hof ist weit geöffnet, in den Abendstunden sind die Fenster erleuchtet – es ist wieder Leben ins sanierte Pfarrhaus in Höllrich eingekehrt. Rund 22 Monate nach dem Auszug der Pfarrer Christel und Friedrich Mebert ist am 1. März Kathrin Seeliger, die neue Pfarrerin, eingezogen. Sie ist künftig für die Kirchengemeinden Heßdorf, Höllrich und Weickersgrüben verantwortlich und übernimmt Sonderaufgaben im Dekanat.
Am Palmsonntag, 24. März, erfolgt die offizielle Einführung der neuen Pfarrerin. Regionalbischof Christian Schmidt wird sie zusammen mit dem derzeit beurlaubten Pfarrer Friedemann Barniske (Marktheidenfeld) um 14.30 Uhr in einem Festgottesdienst in der Pfarrkirche in Höllrich ordinieren.
„Wir sind unglaublich freudig, ja sogar überschwänglich aufgenommen worden“, berichtet die neue Pfarrerin über die ersten Tage in ihrem neuen Wirkungskreis. Schon am Abend des Einzugs ins Pfarrhaus hieß der Posaunenchor Heßdorf, Höllrich, Weickersgrüben sie und ihre Familie musikalisch willkommen. Auch am ersten Vorstellungsgottesdienst in Heßdorf begegneten die Gemeindemitglieder der 29-jährigen Pfarrerin mit großer Herzlichkeit, sagt Seeliger.
Geboren in Erlangen
Wer ist die Neue, die nach eigenem Bekunden mit „vielen Ideen und Plänen“ nach Höllrich gekommen ist? Geboren wurde Kathrin Seeliger am 19. Juni 1983 in Erlangen, wo sich auch der bisher größte Teil ihres Lebens abspielte. Kathrin Seeliger ist das jüngste von vier Kindern. Ihre Kindheit und Jugendzeit verbrachte sie in Großenseebach (Landkreis Erlangen-Höchstadt). „Ich komme also vom Dorf, kenne aber auch das Stadtleben.“ Das war einer der Gründe, weshalb sie sich auf eine Pfarrstelle in einer ländlich strukturierten Region bewarb. „Das Elternhaus war kirchlich geprägt“, erzählt Kathrin Seeliger. Gottesdienstbesuche waren selbstverständlich. Zudem spielt der Vater heute noch im Posaunenchor. Die Liebe zur Musik hat sie wohl von ihm geerbt. Sie nahm Klavierunterricht und lernte „etwas Kontrabass“ spielen und wirkte im Gymnasium im Schulorchester, im Chor und in der Theatergruppe mit. 1997 wurde die neue Pfarrerin in Erlangen konfirmiert.
In den folgenden zwei Jahren begleitete Kathrin Seeliger die folgenden Konfirmanden in Freizeiten und Jugendgruppentreffs. „In dieser Zeit liegt der Anfang meines Weges zur Pfarrerin“, sagt Seeliger heute.
Nach dem Schulabschluss in Erlangen absolvierte Kathrin Seeliger zunächst ein Freiwilliges Soziales Jahr in Augsburg in einer Caritas-Sozialstation für mobile Alten- und Krankenpflege. Die Jesuit-Europaen-Volunteers, eine jesuitische Organisation für Freiwilligendienste im In- und Ausland, begleitete sie dabei. „Das Jahr war auch eine Zeit des Suchens und Fragens im Glauben“, sagt Seeliger.
Die gewünschten Antworten fand sie nur bedingt. So begann sie im Oktober 2003 das Studium der evangelischen Theologie in Erlangen und legte im April 2006 die theologische Zwischenprüfung ab. Das Hauptstudium führte Kathrin Seeliger für zwei Semester nach Wien, wo sie außer den üblichen Vorlesungen zusätzliche Seminare besuchte. Unter anderem auch in Islamwissenschaft und in Judaistik. Seitdem gehört die Theologin der Organisation „Christen und Juden“ (BCJ) in Bayern an. Zurück an der Universität in Erlangen legte Kathrin Seeliger 2010 die theologische Abschlussprüfung ab, es schloss sich das Vikariat in der Martin-Luther-Kirche in Stein an.
Leidenschaftliche Sängerin
Auf die neue Aufgabe als Pfarrerin freut sich Kathrin Seeliger besonders. „Die Kinder- und Jugendarbeit“ liegt ihr am Herzen. Und eines werden die Mitglieder in den Kirchengemeinden Heßdorf, Höllrich und Weickersgrüben schon bald in den Gottesdiensten merken: „Ich predige und singe leidenschaftlich gerne.“
Eingelebt hat sie sich in der neuen Umgebung schon gut. Ehemann Florian Braunreuther hat als wissenschaftlicher Mitarbeiter eines Bundestagsabgeordneten einen Heimarbeitsplatz. Der dreijährige Sohn Paul besucht seit einer Woche den Kindergarten in Karsbach.