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Gemünden
Inkontinenz ist kein Grund zu verzweifeln
Anschaulich und gut verständlich sprach Dr. Swoboda über das Tabuthema Inkontinenz im Gemündener Kreisseniorenzentrum.
Foto: Rosemarie Knechtel | Anschaulich und gut verständlich sprach Dr. Swoboda über das Tabuthema Inkontinenz im Gemündener Kreisseniorenzentrum.
Rosemarie Knechtel
 |  aktualisiert: 16.09.2019 02:11 Uhr

Kaum 20 Zuhörer folgten dem Vortrag, als es am Mittwochabend im Gemündener Kreisseniorenzentrum um das Tabuthema Inkontinenz ging. Wie wichtig die Information darüber ist, legte Dr. Walter Swoboda (64) vom Klinikum Marktheidenfeld sehr anschaulich dar, weil Inkontinenz zu sozialer Isolation führen kann und viele Inkontinenz-Kranke aus Scham sogar die Konsultation eines Arztes scheuen.  Aus diesem Grund muss von einer hohen Dunkelziffer bei den Betroffenen ausgegangen werden. "Dabei gibt es keinen Grund zu verzweifeln, auch wenn der Körper den Blasen- und/oder Darminhalt nicht mehr sicher speichert."

Inkontinenz sei die am meisten gefürchtete Krankheit des Alters, begann der Chefarzt und zählte die verschiedenen Formen auf. Belastungsinkontinenz wegen geschwächter Beckenbodenmuskulatur ist bei Frauen durch Schwangerschaft, Geburt und Hormonumstellung während der Wechseljahre verursacht; bei Männern kann eine Prostata-Operation dazu führen. Als Therapie eignet sich meist schon eine Gewichtsreduktion und Beckenbodentraining mit einem Physiotherapeuten. Je nach Schweregrad kommt auch Elektrotherapie oder Nervenstimulation mit eingebauten Implantaten in Frage, so Swoboda.

Besuch beim Arzt

"Dranginkontinenz aufgrund überaktiver Blase ist medikamentös sehr gut behandelbar, die Entscheidung für das richtige Medikament trifft ein Facharzt. Da Belastungs- und Dranginkontinenz als Mischform auftreten können, wird bei einer Untersuchung festgestellt, welche Behandlung zum Erfolg führt." Überlaufinkontinenz wegen blockierter Harnröhre kann durch Diabetes mellitus, Harnsteine oder gutartige Prostatavergrößerung ausgelöst werden und auch in diesem Fall verweist Swoboda auf den Besuch beim Arzt.

Nykturie, also mehr als zweimal nachts zur Toilette zu gehen, kann der Hinweis auf eine Herzinsuffizienz sein. Wenn ein Kind nach dem fünften Lebensjahr öfter als zweimal im Monat einnässt, kann Enuresis die Ursache sein. In diesen Fällen weiß ein Facharzt ebenfalls Rat.

Oft hilft Beckenbodentraining

Stuhlinkontinenz, verursacht durch Schädigung des Schließmuskels oder der Analhaut, geht häufig auf eine Verletzung durch Dammriss oder Dammschnitt bei Geburten zurück, oder auf einen Organvorfall der Gebärmutter beispielsweise, weil Überbelastung – auch Übergewicht – zu Beckenbodeninsuffizienz führt. Therapie ist Beckenbodenschulung unter Anleitung, oder Muskelstimulation durch Elektroden. Wenn Nervenschädigungen vorliegen nach Schlaganfall oder Tumoroperation, wegen multipler Sklerose oder seniler Demenz, hilft sowohl Muskeltraining als auch ein Schrittmacher zur Stimulation des Schließmuskels.

Swoboda warnte vor jahrelangem Missbrauch von Abführmitteln, ballaststoffarmer Fehlernährung und zu geringer Trinkmenge, wodurch es trotz Verstopfung zu unkontrolliertem Stuhl- oder Schleimabgang kommt: "Neben einer Basistherapie zur Kräftigung der Beckenbodenmuskulatur trägt ausgewogene Ernährung und ausreichend Flüssigkeit zur Gesundheit bei. Sprechen sie über Inkontinenz, suchen sie aktiv Beratung und Hilfe."

Dr. Walter Swoboda (64), Chefarzt für Geriatrie und Innere Medizin im Klinikum Marktheidenfeld.
Foto: Rosemarie Knechtel | Dr. Walter Swoboda (64), Chefarzt für Geriatrie und Innere Medizin im Klinikum Marktheidenfeld.
 
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