Die St.-Kilian-Schule Marktheidenfeld-Lohr hat am 12. Oktober vom bayerischen Kultusminister Ludwig Spaenle die Urkunde „Schule mit dem Schulprofil Inklusion“ überreicht bekommen. Damit ist sie in den Reigen von bisher 212 Profilschulen aufgenommen worden. Das Förderzentrum mit den Schwerpunkten Lernen, Sprachen und soziales/emotionales Verhalten zählte in diesem Jahr zu 32 ausgezeichneten Schulen, darunter fünf aus Unterfranken.
Neben der Schulleitung, Lehrern und Mitarbeitern waren im Mai auch zwei Schülervertreter zur Vorstellung vor einer Fachkommission nach München gereist, berichteten Rektorin Brigitte Krückel und ihre Stellvertreterinnen Sibylle Herrmann und Claudia Hermann. Um das Schulprofil zu erreichen, war die Erarbeitung eines umfassenden Konzepts einer inklusiven Schule mit der ganzen Schulfamilie notwendig.
Das Förderzentrum umfasst nicht nur die Schule mit gebundenem Ganztagszug, sondern auch einen mobilen sonderpädagogischen Dienst für allgemeinbildende Schulen und die mobile sonderpädagogische Hilfe an Kindergärten. Hinzu kommen die interdisziplinäre Frühförderung, die schulvorbereitende Einrichtung, eine heilpädagogische Tagesstätte und die Kompetenz als Beratungszentrum für Eltern.
Neubau schafft Räume
In einem umfassenden Papier wird der Leitgedanke von der Vielfalt als Chance zusammengefasst und die aktuelle Situation an der Schule beleuchtet. Entwicklungsfelder wurden festgehalten und dabei auch die Schüler und deren Eltern aktiv einbezogen. Die Zukunftsvisionen sollen auch Einfluss auf den soeben begonnenen Neubau der Schule in Marktheidenfeld an der Straße „Am Sportzentrum“ oberhalb der Mainfränkischen Werkstätten haben. Nach dessen Fertigstellung wird die schwierige Raum- und Arbeitssituation am bisherigen Standort an der früheren Landwirtschaftsschule in der Würzburger Straße der Vergangenheit angehören.
Inklusion sei an der Schule natürlich schon seit Langem ein Thema, verdeutlichten die drei Sonderpädagoginnen. Dies gelte nicht nur in rein technischem Sinn, wie etwa mittels bestimmter Hilfsmittel für körperlich beeinträchtigte Schüler. Man sei auch darum bemüht, das Selbstbewusstsein der Schüler zu fördern. Es sei deshalb wirklich positiv, dass die Schüler offen zu ihrer Schule stehen könnten und dies auch gegenüber Freunden bekennen.
Hilfreich sei dabei die regelmäßige Zusammenarbeit mit dem Schulamt sowie anderen Schulen und Einrichtungen an den Standorten in Marktheidenfeld und Lohr. Auch die kommunale Jugendarbeit zeige sich stets offen für das Thema Inklusion. Runde Tische und Arbeitsgruppen sorgten in vielerlei Weise für Begegnung, Nähe und Austausch.
Schulleiterin Brigitte Krückel betonte, dass Inklusion keine Einbahnstraße sei. Die Schule biete ein breites Spektrum an anerkannten Abschlüssen und Wechseln von sowie an die Regelschulen. Man dürfe auch nicht übersehen, dass man schon seit dem Jahr 2009 mit der Einführung des gebundenen Ganztagszugs auch Schüler ohne ausdrücklichen Förderbedarf an der St.-Kilian-Schule unterrichte. Rund 200 Kinder besuchen die Schule an beiden Standorten, hinzu kommen etwa 60 Kinder in der schulvorbereitenden Einrichtung.
Auch die Anzahl der an Regelschulen und Kindergärten mobil betreuten Schüler sei beachtlich. Vielleicht zehn Prozent der Kinder an der eigentlichen Förderschule seien von ihren Eltern wahlweise dort ohne Förderbedarf eingeschult worden.
Vielfalt als Lebenschance
Heute seien es nicht mehr so sehr die Ganztagsschule oder geringeren Klassenstärken, die Eltern zu diesem Schritt bewegten. Im Vordergrund stehe das pädagogische Konzept der Schule, die höchst individuell die Fähigkeiten ihrer Schüler fördere. Dabei stünden Dinge wie eigenständiges Lernen an Lerntheken, die Förderung von Sonderbegabungen oder eine besondere Wertschätzung des Andersseins und der Vielfalt als Lebenschance im Mittelpunkt der Erwägungen. Das Thema einer aktiven Willkommenskultur für Kinder an der Schule spielt ebenso eine wesentliche Rolle.
Insgesamt sei die ganze Schule natürlich stolz, das Schulprofil Inklusion erreicht zu haben. So habe man im Logo des sonderpädagogischen Förderzentrums, das ein Segelschiff darstellt, auf dem Mast sofort einen Wimpel mit den Worten „Profil Inklusion“ gehisst.