
"Freut euch im Herzen allezeit" – dieses biblische Thema ist seit vielen Jahren in Marktheidenfeld Anlass zu einem Konzert am dritten Adventssonntag "Gaudete". Dekan Hermann Becker erinnerte am Sonntag an den Marktheidenfelder Männerchor, der diese Tradition in der St.-Laurentius-Kirche in der Altstadt einst begründete. In diesem Jahr war das Gotteshaus wegen Renovierung aber verschlossen. Man musste in die moderne katholische Pfarrkirche St. Josef ausweichen.
Das Jahr 2019 war ein besonderes Jubiläumsjahr, denn vor 50 Jahren wurde in der Stadt die Lebenshilfe Marktheidenfeld gegründet, die sich seitdem um die Bildung von Kindern und Jugendlichen mit geistiger Behinderung kümmert. Darauf wies Altlandrat Armin Grein als Vorsitzender der Lebenshilfe bei seinem Rückblick auf den bunten und gelungenen Reigen der Veranstaltungen zu diesem Thema hin. Zum Abschluss reihte sich das Benefizkonzert als voller Erfolg ein. Die große Pfarrkirche füllte sich doch zusehends mit gespannten Zuhörern aus der Stadt und der Umgebung. In der St.-Laurentius-Kirche hätte man wohl kaum ausreichend Platz für die große Schar gefunden.
Damit war nach Greins Auffassung nicht unbedingt zu rechnen gewesen und so dankte er allen Gästen und Mitwirkenden nicht ohne Hintergedanken. Die Musiker traten kostenlos auf, der Eintritt war frei. Aber, wer es wolle, der dürfe gerne eine kleine Spende für die wichtige Arbeit der Einrichtungen der Lebenshilfe hinterlassen.

Nachdem zu Beginn Alexander Wolf an der Orgel zum gemeinsamen Singen des Lieds "Macht hoch die Tür" eingeladen hatte, zeigte sich mit dem Auftritt des Blas- und Zupfensembles der Lebenshilfe Marktheidenfeld unter Leitung von Silvia Klughardt und Theresa Ment, welche schönen Früchte das Thema Inklusion inzwischen in der Gesellschaft tragen kann.
Musik auf der Veeh-Harfe
Wie selbstverständlich wirkten Schüler der St.-Nikolaus-Schule auf ihren Veeh-Harfen in der großen Schar der Musiker mit. Sei es mit einer nur musikalisch etwas verrückten und ausgelassenen "Folia", dem Andachtsjodler oder bei Melodien bekannter Lieder zur Weihnacht wie "Es wird schon glei dumba", "Leise rieselt der Schnee" oder "Stille, Stille". Rudi Wukowich sorgte für die vertraut zuverlässige, technische Unterstützung, damit alles gut bis in die hinteren Reihen zu hören war
Marlies Grollmann hatte ein Ensemble mit vielen früheren Sängerinnen des Karbacher Kinderchors zusammengestellt. Man brachte mit hellen, jungen Frauenstimmen eher zeitgenössische Vokalkompositionen zur Wirkung: das "Kalenderlied" von Franz Grothe, "Weihnachten" (Johannes Bittner), John Rutters "The Lord Bless You and Keep You" oder "Weihnachtsfriede" (René Kollo).

Ein besinnlicher Höhepunkt gelang, als Marlies Grollmann beim traditionellen, englischen Weihnachtslied "The First Nowell" aus dem 19. Jahrhundert neben dem Chor als Solistin zu hören war. Am Klavier erwies sich Michael Zöller als stets zuverlässiger musikalischer Begleiter.
Jazzige Swingklänge
Klangwaltiger griff das Bläserensemble Marktheidenfeld unter Leitung von Thomas Grön in das Geschehen ein. Ganz festlich blieb noch der Auftakt mit den Kyrie des italienischen Renaissance-Meisters Palestrina. Aber schon bei der vertrauten Melodie von "Ihr Kinderlein kommet" mischten sich mitreißende, jazzige Swingklänge ein. Dies sollte sich bei einer Bearbeitung des Spirituals "Go, Tell It on the Mountain" fortsetzen und eine geniale Steigerung mit der Schöpfung "The Saint’s Hallelujah" des legendären kanadischen Bläserquintetts "Canadian Brass" finden.
Das so rhythmische und ungewöhnlich bewegte Weihnachtslied "Feliz Navidad" des Puertoricaners José Feliciano brachte alle Mitwirkenden vor dem Altar beim Musizieren zusammen und mit Händels Adventslied "Tochter Zion" klang das Programm im gemeinsamem Gesang zur Orgel aus. Großer Applaus der stehenden Zuhörer war allen Mitwirkenden sicher und so dürften sich die Spendenkörbchen für die Lebenshilfe am Ende auch respektabel gefüllt haben.