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Inka Mayer gewinnt Vorrunde des Fränkischen Kabarettpreises
Mit einem spritzigen Programm gewann Inka Mayer die zweite Vorrunde des Fränkischen Kabarettpreises.
Foto: Günter Roth | Mit einem spritzigen Programm gewann Inka Mayer die zweite Vorrunde des Fränkischen Kabarettpreises.
Günter Roth
 |  aktualisiert: 24.05.2022 10:10 Uhr

Eine abwechslungsreiche, ansprechende zweite Vorrunde zum Fränkischen Kabarettpreis erlebten die Besucher in der Arnsteiner Stadthalle. Dabei setzte sich Inka Mayer klar gegen ihre Konkurrenten durch und wird somit im Finale am 19. Oktober um den "Schaffer 2019" antreten.

Inka Mayer wetterte gegen die Kosmetikindustrie.
Foto: Günter Roth | Inka Mayer wetterte gegen die Kosmetikindustrie.

Letztendlich war Meyers Sieg keine Überraschung, denn die junge Frau, die sich selbst als "wandelnder Ostfriesenwitz" bezeichnet hatte, bot einen pfiffigen Rundumschlag gegen Schönheitswahn und Ernährungstrends. Ganz klar zog sich ihre Botschaft durch das zwanzigminütige Programm: Gegen die Zeit gibt es kein Mittel und der Feind der Schönheit ist der Pragmatismus. Das beginne bei der "Mutter aller Schönheitsqualen", den High Heels. Auch wenn es viele nicht wahrhaben wollten: "Fette Beine bleiben auch in Stöckelschuhen fett", so Mayer, und "wenn High Heels so geil sind, warum tragen Männer keine?"

Für Collagen, den Beautytrunk aus der Ampulle, fand Meyer harte Worte: Das teure Produkt aus Schlachtabfällen gebe es beim Metzger als Schweinskopfsülze wesentlich billiger. Wieso sollte man Schönheitsfehler kaschieren, wenn doch gerade der Makel das Zeichen der Einzigartigkeit ist, fragte Mayer. Sie beobachte, dass jetzt auch die Männer ins Visier der Kosmetikindustrie gerieten – beispielsweise mit der ausführlichen Anleitung "Duschen in Five Steps". "Männer sind doch nicht zu doof zum Duschen – zu faul vielleicht schon!", so die bissige Kabarettistin.

Inka Meyer sprang fröhlich, frech und blitzgescheit durch ihr Programm, macht sich über alles Mögliche lustig, auch über sich selbst, und versteckt hinter allem Blödsinn auch unangenehme Wahrheiten. So zwang sie das Publikum, sein Konsumverhalten zu hinterfragen und auch an die neunjährige Näherin in Bangladesch zu denken. Insgesamt aber plädierte sie für mehr entspannte Weiblich- und Natürlichkeit – und das kam beim Publikum bestens an.

Roter Faden fehlte bei Tom Ehrlich

Tom Ehrlich belegte den zweiten Platz.
Foto: Günter Roth | Tom Ehrlich belegte den zweiten Platz.

"Hi Folks! Isch bin von die NSA", begrüßte Tom Ehrlich die Gäste mit amerikanischem Akzent und stellte sich als Geheimdienstagent vor. "Ihr kennt uns nicht, aber wir kennen euch!" Drastisch nahm er unseren Umgang mit persönlichen Daten aufs Korn: die Kontakte bei Whatsapp, bezahlen mit Kreditkarte, die Nutzung von Facebook und Smartphone. Wer früher gegen die Volkszählung protestiert hat, liefert heute freiwillig jede Menge Daten.

Ehrlich überzeugte durch kluge Gedanken und manch prächtigen Witz. Doch ließ er insgesamt den "roten Faden" missen und zeigte sich schon ein wenig zu brav, auch wenn er Vegetarier von "dahin vegetieren" ableitete und das "Dobrindt" als Maßeinheit für politische Unfähigkeit erfand. Letztendlich landete er beim Publikum und auch bei der Fachjury auf Platz zwei.

Kleine und große Kunst

Zeha Schmidtke bot zwar viele gute Gedanken, konnte aber in der Performance nicht voll überzeugen.
Foto: Günter Roth | Zeha Schmidtke bot zwar viele gute Gedanken, konnte aber in der Performance nicht voll überzeugen.

Reichlich "strange" im Auftritt und in seinen Ideen präsentierte sich der Wahlberliner Zeha Schmidtke, mit wirrer Frisur etwas nachlässig mit offener Fliege gekleidet. Doch obwohl er dann unentwegt scheinbar ohne Konzept losquasselte, sprach er dabei ernsthafte, nachdenklich stimmende Gedanken an. Er sinnierte über die Bürokratie als deutsche Leitkultur, die beispielsweise in der Brandschutzverordnung so viel Kreatives verhindere.

Köstlich waren seine Betrachtungen über kleine und große Kunst. "Wenn sich Marina Abramovic im Museum of Modern Arts in New York auf einen Stuhl setzt, ist das Kunst. Wenn aber ich das daheim mache, weiß jeder, dass das keine Kunst ist", so Schmidtke.

Bestens moderiert wurde die zweite Vorrunde zum Fränkischen Kabarettpreis von Oti Schmelzer, der sich über diese Aufgabe "ganz arch" freute und vor allem eine brillante Laudatio auf Wolfgang Krebs hielt, der den diesjährigen Sonderpreis bekam.

 
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