Bühne frei für Ingo Appelt. Der Comedian, der seine Jugend in Würzburg verbrachte, forderte am Montag auf der Bühne der Scherenburg, bei bestem Wetter rund 120 Minuten die Lachmuskeln des Publikums mit seinem Programm "Der Staats-Trainer". Zwar waren lediglich 70 der 100 Plätze besetzt, dem Spielspaß Appelts als "Bundesarschtreter" tat dies keinen Abbruch. Er freue sich nach der langen Corona-Pause wieder vor einem echten Publikum zu stehen, um nach eigenen Angaben "der allgemeinen Miesepetrigkeit den Rest" zu geben, "zur Not mit einem gezielten Tritt in den Arsch".
Provokante Gags gegen alle Bevölkerungsgruppen
Das Programm erwies sich als wildes Potpourri und bediente verschiedene Geschmäcker. Auf das Publikum unterschiedlichen Alters wartete bitterböse politische Satire über die ewigen Machtkämpfe von Abgeordneten, die bei Appelt nur einen Schluss zulassen: "Laschet doch einfach sein" und weiter "Merkel sollte im Amt bleiben. 32 Jahre Merkel: Ich fänds gut". Als SPD-Mitglied ließ er aber auch den Abstieg seiner Partei nicht unkommentiert, die eher einem "Affenladen" oder einem "roten Tod" gleiche. Dazwischen schoben sich regionale Anekdoten des Comedians aus seiner Jugend in Franken sowie eine gnadenlose Abrechnung mit den Geschlechterrollen ("Männer müssen Krieger sein") und der Gesellschaft als Ganzes, beispielsweise ihren "Fitness-Nazis", die einen selbst im Urlaub mit Sport die Laune vermiesen würden.
Seine Show sei "betreutes Hassen", denn es werde eh alles kaputt gehasst, etwas was sich wie ein roter Faden durch den Abend zog. Egal ob Männer, Frauen, Politiker und Politikerinnen, Prominente, Junge und Alte oder aber auch Veganer und Veganerinnen: Niemand blieb verschont und Appelt hatte für alle einen flotten Spruch auf Lager getreu nach seinem Moto "Alles scheiße – Laune super!". Den Nörglern wurde kabarettistisch der Kampf angesagt.
Besonders beliebt: Parodien
Überzeugende Parodien bekannter Persönlichkeiten (Angela Merkel, Herbert Grönemeyer, Till Schweiger oder Udo Lindenberg) sorgten beim Gemündener Publikum für besonders viel Erheiterung und schallendes Gelächter. Etwas verhaltener reagierte der eine oder andere Gast auf die anzüglichen, teils auch unter die Gürtellinie gehenden Witze. Appelt ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen, er peitschte sein Programm in sprachlich rasendem Tempo weiter durch, auch wenn die Frauen manchmal etwas lauter lachten als die Männer, aber am Ende des Abends erwarteten ihn tosender Applaus und Jubelrufe. Zurück blieb ein zufriedenes Publikum, dass nach dem Bühnenprogram noch mit Appelt plaudern konnte und dann euphorisch und begeistert die Scherenburg verließ.
Das nächste Gastspiel auf der Scherenburg folgt am 26. Juli. Dann gibt es mit dem Gräfendorfer Marco Weber (Programm: "Warum nett") ein Heimspiel. Weitere Informationen und Karten im Internet unter www.scherenburgfestspiele.de