Mit wichtigen Infrastrukturprojekten hat Josef Hart in knapp 15 Jahren Amtszeit die ehemals selbstständige Gemeinde Sackenbach vorangebracht. Der letzte Bürgermeister vor der Eingemeindung nach Lohr starb vor 50 Jahren am 3. April 1971. Als erster Toter wurde er im neuen Leichenhaus aufgebahrt, das auf sein Betreiben hin gebaut worden war.
Josef Hart kam am 27. April 1907 als drittes von fünf Kindern der Eheleute Peter und Josepha Hart zur Welt. Seit 1930 war er mit der Neuendorferin Maria Neuff (1906 bis 1990) verheiratet. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor. Sein Spitzname war in Anspielung auf seinen Beruf "Schneiders-Sepp". Dem Gemeinderat hatte er bereits von 1946 bis 1948 angehört.
Bauplätze erschlossen
Bei der Bürgermeisterwahl am 18. März 1956 bekam er 362 Stimmen, sein Gegenkandidat Edgar Werner 176 Stimmen. Mit der Zusammenkunft des neuen Gemeinderats am 3. Mai und seiner Vereidigung begann die Amtszeit. 1960 und 1966 wurde er wiedergewählt.
In Harts Zeit als Bürgermeister erschloss die Gemeinde Sackenbach zahlreiche Bauplätze, unter anderem am Zeiläckerweg (1959), am heutigen Sonnenrain (1964) und am Mühlackerweg (1969). Ferner wurden unter Hart die Gemeindestraßen und die Kanalisation ausgebaut.
1960 führte die Gemeinde Wasser- und Kanalbenutzungsgebühren ein. Alle angeschlossenen Einwohner ab 16 Jahren mussten 90 Pfennig bezahlen, 70 Pfennige für das Wasser und 20 Pfennig für die Kanalbenutzung. Ein Jahr später wurden Anschlussgebühren an Wasserleitung und Kanalisation eingeführt, jeweils 50 Mark für ein Einfamilienhaus.
1958 wurde der Dorfplatz gegenüber dem Gasthaus "Grüner Baum" neu gestaltet. Der Fußballplatz des 1957 gegründeten TSV Sackenbach wurde 1962 eingeweiht. Prominente Ehrengäste waren die Fußballspieler Heiner Stuhlfauth und Max Morlock vom "Club" in Nürnberg.
Straßennamen gab es ab 1962, eine Müllabfuhr ab 1964. Der Gemeinderat beauftragte damit die Firma Kirsch aus Frammersbach. Die kleinen Metalltonnen wurden alle zwei Wochen geleert.
Die Grundschule wurde 1965/66 durch einen Anbau vergrößert. Im Schuljahr 1966/67 wurden 118 Schülerinnen und Schüler in acht Klassen unterrichtet. Die Freiwillige Feuerwehr erhielt 1966 unterhalb der Schule ein neues Gerätehaus, der Altbau unter dem Brückenbogen hatte ausgedient und wurde abgerissen.
Touristen aus Berlin
1967 gründete sich in Sackenbach ein Fremdenverkehrsverein. Vorsitzender wurde Herbert Panter. Ziel des Vereins war es, Sackenbach zu einem attraktiven Urlaubsort zu machen. Panter knüpfte Kontakte zu einem Westberliner Reisebüro, so dass 1968 bereits 2000 Übernachtungen von Berlinern gezählt wurden. 1969 waren es schon 7000.
Der Kinderspielplatz hinter dem Jugendheim entstand 1970. Im selben Jahr wurden bei der Volkszählung 1014 Einwohner registriert, und es begannen die Arbeiten am letzten großen Projekt in Harts Amtszeit, dem Leichenhaus im Friedhof, das 1971 fertig wurde.
Im Sackenbacher Ortsverband der CSU war Hart stellvertretender Vorsitzender. Darüber hinaus gehörte er zahlreichen Vereinen im Ort an, wo er nicht nur passives Mitglied war, sondern aktiv mitarbeitete. Nach einer Amtszeit von 14 Jahren und elf Monaten starb er nach kurzer, schwerer Krankheit am 3. April 1971 im Lohrer Krankenhaus. Er wurde nur 64 Jahre alt. Das neu gebaute Leichenhaus musste rasch vom Baustaub gesäubert werden, um den Sarg hineinstellen zu können.
Zunächst übernahm Zweiter Bürgermeister Josef Albert das Ruder der Gemeinde. Als er sich im August 1971 aus beruflichen Gründen dazu nicht mehr in der Lage sah, wurde Gemeinderat Hermann Franz ab 1. September mit der Führung der Amtsgeschäfte beauftragt. Im Oktober stimmten 55 Prozent der Sackenbacher gegen die Eingemeindung nach Lohr, die wegen eines positiven Votums des Gemeinderats dennoch zum 1. Januar 1972 vollzogen wurde.