Egal ob aus ökologischen Gründen, Schonung für den Geldbeutel oder weil Kinder ihre Kleidung einfach zu schnell verwachsen – Second Hand steht für Individualität statt Mode von der Stange und Nachhaltigkeit.
Auch Lohr hat eine lange Second-Hand-Tradition die 1998 mit dem Kinder-Second-Hand- Laden „Pumuckl“ in der Vorstadtstraße/Untere Brückenstraße begann. Kurz darauf veränderten sich Besitzerin und Name. Das Geschäft „Sternschnuppe“ wurde daraus und führte über fast 20 Jahre die Second-Hand-Tradition in Lohr fort. Doch jetzt nimmt die Tradition in den Räumen bald ein Ende: Der kultige, sympathische Laden, in dem Tausende von Kindern eingekleidet wurden, schließt zum Ende des Monats. Die Besitzerin möchte sich der Redaktion gegenüber nicht zu ihren Beweggründen äußern, warum ihr beliebter Laden in Zukunft geschlossen bleibt.
Mit dem Sozialkaufhaus Intakt, dem Sozialladen des Roten Kreuzes und dem im Mai neu eröffneten „stück-gut“ gibt es noch drei weitere Läden mit Waren aus zweiter Hand in Lohr, die die immer beliebter werdende Szene beleben.
Wunsch nach eigenem Laden
Die Inhaberin von „stück-gut“ Verena Bogar wusste bereits, dass die „Sternschnuppe“ schließt, als sie sich intensiver mit dem Gedanken befasste, ihren eigenen Second-Hand-Laden zu eröffnen. Sie war selbst viele Jahre Kundin in der Vorstadtstraße und hatte immer den Wunsch, ihren eigenen Laden zu besitzen, gibt sie an.
„Ich wollte selbstständig und nur für mich arbeiten“ erklärt Bogar die Gründe für die Neueröffnung. Über 20 Jahre saß sie am Schreibtisch. „Es war Zeit für einen Neuanfang“ erklärt sie. Vom Konzept des Second Hand war sie schon immer überzeugt. Das Bewusstsein der Lohrer zu wecken, dass nicht immer alles neu sein muss und dass Ressourcen gespart werden können, ist ihr wichtig.
Seit der Eröffnung von „stück-gut“ habe sie bereits viele positive Rückmeldungen von Kunden erhalten. „Ich würde mir wünschen, dass sich die Leute vom Gedanken frei machen, Second Hand sei schmuddelig“ erklärt die gebürtige Sendelbacherin, die jetzt in Partenstein lebt. Neben gebrauchten Kleidungsstücken bietet die 38-jährige in ihrem Laden auch Outletware von Markenprodukten an.
Zehn ehrenamtliche BRK-Helfer
Seine neuen Räume in der Lohrer Ludwigstraße bezog der Rotkreuzladen bereits Ende des vergangenen Jahres. Insgesamt gibt es den Laden seit dreieinhalb Jahren. Die Leiterin Gisela Schröpfer, die von weiteren zehn ehrenamtlichen Helfern unterstützt wird, erklärt, dass ihr Second-Hand-Geschäft mit diversen Kleidungsstücken, Spielsachen und Haushaltsgeräten gut angenommen wird: „Wir sind wunschlos glücklich.“
Die Philosophie des Roten Kreuzes ist es, bedürftigen Menschen mit niedrigen Budget den Einkauf von Grundgütern zu ermöglichen. Doch nur wenige sozial schwächer gestellte Menschen kaufen im Lohrer Laden ein, erklärt die Leiterin. Deren primäre Beweggründe für einen Einkauf seien die Wiederverwertung der Produkte, Umweltschutz und ein Schnäppchen einzufahren.
Vor neun Jahren hat das Sozialkaufhaus Intakt in der Lohrer Vorstadtstraße seine Pforten geöffnet. Projektleiter Michael Porzelt, der die vier Gebrauchtwarenzentren im Landkreis Main-Spessart betreut, war auf einer Reise nur kurz telefonisch zu erreichen und konnte sich nicht umfangreich zur Entwicklung äußern. Nach den Aussagen der Verkäufer werde der Lohrer Laden jedoch gut angenommen und habe sich etabliert.
Indes werden die Räumlichkeiten der „Sternschnuppe“ gegenwärtig nicht weiter vermietet, wie die Besitzer Sieglinde und Josef Emmert mitteilten. Erst einmal werde von Grund auf renoviert und „dann sehen wir weiter“, äußerte sich Siglinde Emmert.