Lohr soll eine starke Marke werden, die zeigt, was die Identität der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger ausmacht. 150.000 Euro hat der Stadtrat bei den Haushaltsberatungen für die Entwicklung eines solchen Leitbilds vorgesehen. In der Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur hat Citymanagerin Simone Neubauer nun den Weg dorthin vorgestellt.
Läuft alles nach Plan, könnte die Stadtmarke in gut einem Jahr zumindest konzeptionell Gestalt annehmen. Die grafische Umsetzung in Broschüren und Beschilderungen wiederum könnte im Frühsommer 2026 präsentiert werden. Zuvor muss jedoch einiges an Vorarbeit geleistet werden – nach Neubauers Vorstellungen teils intern, teils mit Unterstützung von externen Dienstleistern.
Seit Februar auf Identitätssuche
Unterschiedliche Logos, uneinheitliche Dokumente, verwirrende Beschilderungen in der Stadt: "Wir stoßen immer wieder an den Punkt, an dem wir sagen, wir brauchen einen Stadtmarkenprozess", rief Neubauer in Erinnerung, warum sich der Stadtrat im Februar entschlossen hat, auf Lohrer Identitätssuche zu gehen. Und zwar nicht von oben herab übergestülpt. "Nur wenn die Bürger hinter der Marke stehen, ist sie glaubwürdig."
Neben dem Sachgebiet Stadtmarketing im Rathaus, das den Prozess federführend leiten soll, will Neubauer deshalb zahlreiche andere Akteure mitnehmen. Dazu zählen eine Rathaus-interne Projektgruppe und ein Steuerungskreis, dem auch Stadträte angehören. Über Workshops sollen weitere wichtige Standbeine der Stadtgesellschaft beteiligt werden, wie die Vereine, die Werbegemeinschaft, Kulturschaffende, Unternehmen, soziale Einrichtungen und auch die Presse. Für diese "Stakeholder" sei wichtig, "dass die Stadtmarke dem entspricht, womit sie sich identifizieren", so Neubauer.
Den Weg zur Stadtmarke gliedert sie in fünf Schritte: Zunächst solle eine Projektgruppe die Ziele des Prozesses ausarbeiten. Einen Dienstleister brauche man dazu nicht. "Wo wir hinwollen, können wir sehr gut selbst definieren." Darauf aufbauend könne ein Dienstleister eine Situations- und Identitätsanalyse erstellen. Als Werkzeuge dafür sind Bürgerbefragungen, Expertengespräche und Online-Befragungen in einer weiteren Region vorgesehen. Hier gehe es unter anderem darum, Selbst- und Fremdbild abzugleichen.
"Für was stehen wir?"
In einem dritten Schritt soll die "Essenz der Marke" herausgearbeitet werden. Die Frage sei: "Für was stehen wir?" Hier sei ein guter Moderationsprozess entscheidend. Auch diesen Schritt soll, in einem zweiten Paket, ein externer Dienstleister begleiten. Diese Marke wird in einem vierten Schritt in konkrete Maßnahmen umgesetzt, beispielsweise ein neues Beschilderungskonzept für die Innenstadt. Auch hier kommt ein externer Dienstleister zum Einsatz. Zuletzt steht die fortlaufende Evaluation im Programm, beispielsweise über weitere Befragungen und Image-Analysen.
Die Aufteilung der externen Dienstleistungen in drei Pakete beschäftigte Eric Schürr (Bürgerverein). Er fragte, ob es sinnvoll sei, das so zu teilen, weil sich die Dienstleister immer wieder neu einarbeiten müssten. Das sei so üblich, manche Agenturen würden auch nur einzelne Bereiche bearbeiten, erläuterte Neubauer. Den Prozess müsse die Stadt steuern.
Die anschließende Debatte drehte sich schnell wieder um die Grundsatzfrage, was eine Marke eigentlich für die Stadt bringen kann und was der richtige Zeitpunkt dafür ist. Sie glaube nicht, dass eine Stadtmarke Firmen nach Lohr locke, merkte beispielsweise Ulla Menzel (CSU) an. Bürgermeister Mario Paul erinnerte daran, dass es nicht darum gehe, den Prozess an sich zu diskutieren. Darüber habe der Stadtrat bereits gesprochen. Der Vorschlag zur Vorgehensweise wurde letztlich mit sieben zu drei Stimmen angenommen.