Der Energieverbrauch je Bürger bei Strom und Wärme entspricht dem deutschlandweiten Schnitt, aber ungewöhnlich viele Haushalte und Firmen heizen mit Öl. Das sind zwei wesentliche Erkenntnisse aus dem Energienutzungsplan für Zellingen, den Mirjam Schumm von der Green-City-Energie (München) im Gemeinderat erläuterte.
Betrachtet wurden für das von Mai 2013 bis Dezember 2014 erstellte Gutachten der Energieverbrauch der Haushalte, Firmen und Verwaltung ohne den Bereich Mobilität. Generell setzen in Zellingen die privaten Haushalte 64 Prozent und die Firmen 30 Prozent der Energie um, Deutschlandweit ist das Verhältnis fast umgekehrt. Den Rest teilen sich Landwirtschaft und öffentliche Gebäude. Jeder Erwachsene der Marktgemeinde „verbraucht“ daheim drei Megawattstunden Strom (bundesweit 3,5 MWh) und 16,4 MWh Wärme (16 Mwh).
Erstaunlich ist für die Gutachterin, dass 39 Prozent der Haushalte mit Heizöl heizen und auch viele Firmen auf Öl setzen, trotz vorhandener Gasnetze. Sie bezeichnete Ölheizungen als „schlimme Dreckschleudern“. Ein Anteil von 50 Prozent Erdgas bei den privaten Haushalten und 94 Prozent in der Verwaltung zeige aber auch, wo der Schwerpunkt liegt. Die übrigen elf Prozent setzen auf Holz. Keine Optionen sind laut dem Energienutzungsplan Heizzentralen mit regenerativen Brennstoffen und Nahwärmenetzen. In Zellingen und Retzbach wäre das wegen der Erdgasversorgung nicht wirtschaftlich. In Duttenbrunn wäre die Wärmeabnahme zu gering.
Beim Stromverbrauch von 18 200 MWh sieht Mirjam Schumm Potenzial für erneuerbare Energien; rund die doppelte Menge lasse sich mit Photovoltaik erzeugen. Deshalb sei auch „Power to Heat“ eine Option: Statt Solarkollektoren für Warmwasser besser Photovoltaik aufs Dach und mit den Überschüssen elektrisch heizen. Insgesamt lasse sich im Markt 30 Prozent der Heizenergie und 16 Prozent des Stromes einsparen. Diese Prognosen basieren auf statistischen Werten nach Gebäudealter und Siedlungsstruktur.
„Energetische Sanierungen fördern, weg vom Öl, Solarzellen auf die Dächer und Machbarkeitsstudien für Freiflächen-Photovoltaik- sowie Biogasanlagen“ lauten die Handlungsvorschläge aus dem Energienutzungsplan. Damit auch etwas passiere, sollten dazu Ziele definiert und ein Maßnahmenplan mit Zeitplan und Budget verabschiedet werden. Eingebunden sollen dabei Politik, Verwaltung, Bürger und lokale Experten werden.
Gemeinderat Rudi Röder vermisste in dem Plan die Wasserkraft. Verwaltungsleiter Anton Rüb wusste von der Empfehlung, die kleinen Anlagen an früheren Mühlen wieder in Betrieb zu setzen. Angesichts von prognostizierten zwei Grad Erwärmung bis Ende des Jahrtausends müsse auch lokal gehandelt werden, fand Jürgen Keller. Besonders bei Gebäuden aus den 50er und 60er Jahren seien mit energetischen Sanierungen hohe Einsparungen möglich, das gelte auch für die Liegenschaften der Gemeinden.
„In Duttenbrunn werden auf über 50 Hektar Mais für Biogasanlagen in Rohrbach und Steinfeld angebaut“, so Philipp Kromczynski. Angesichts des Hungers in der Welt sei das für ihn moralisch inakzeptabel.
Andrea Heßdörfer überlegte, ob zentrale Holzheizzentralen vielleicht für die geplanten Baugebiete Klinge und Kapelle sinnvoll wären. Bürgermeister Wieland Gsell kündigte an, das Thema Anfang 2015 aufzugreifen und dazu auch Bürgerversammlungen einzuberufen.
Der Energienutzungsplan für Zellingen kostete 16 500 Euro, davon zahlte die Regierung von Unterfranken einen Zuschuss von 11 500 Euro.