Für die Marktgemeinde Triefenstein insgesamt ist es ein Grund zur Freude; manche Anwohner in Trennfeld sind noch skeptisch: Ab Ende des Jahres werden nach und nach 450 Mitarbeiter der Druckhaus Mainfranken GmbH auf dem stillgelegten Firmengelände von Koenig & Bauer Einzug halten. Das Druckhaus hat den Komplex samt Brachflächen mit insgesamt 160 000 Quadratmetern im April gekauft.
Während sich die Kommune auf die dringend benötigten neuen Gewerbesteuereinnahmen freut, wollen die Anwohner wissen, wer da in ihre Nachbarschaft zieht. Und auch nicht alle Mitarbeiter des Druckhauses sind begeistert über die Verlagerung ihrer Arbeitsplätze, wie jüngste Betriebsversammlungen zeigten. Ulrich Stetter, Geschäftsführer des Unternehmens, erklärt der Main-Post auf Anfrage, was geplant ist. Das Druckhaus Mainfranken stellt Druckerzeugnisse für die Online-Druckerei Flyeralarm her und verarbeitet sie weiter bis zum Versand. Von den 1150 Mitarbeitern in der Region sind 200 in Greußenheim und 250 im Würzburger Stadtteil Heuchelhof beschäftigt. Ihre Arbeitsplätze werden ab Jahresende nach Trennfeld verlagert.
Neue Jobs werden zunächst nicht entstehen, weil eine Vergrößerung nicht ansteht, allerdings wird das Druckhaus einige Beschäftigte von Koenig & Bauer übernehmen, wie zum Beispiel Techniker und Hausmeister, kündigt Stetter an. In der Branche kennt man sich; KBA ist Lieferant für das Druckhaus.
Den Anwohnern sagt Stetter zu, dass die Belastung für sie nicht höher sein wird als zu den Glanzzeiten von KBA, als ebenfalls mehrere 100 Mitarbeiter im Werk arbeiteten. Stetter hat hochgerechnet, dass etwa 15 Laster pro Tag Trennfeld anfahren werden. Der Betrieb ist zunächst in zwei Schichten geplant, soll aber auf drei ausgebaut werden. Bei den vielen Mitarbeitern von außerhalb rechnet er mit einigen Fahrgemeinschaften. Was den Lärm angeht, glaubt Stetter, dass man von der Produktion außerhalb der Hallen nichts hören wird.
Von den KBA-Gebäuden ist der Geschäftsführer angetan; bis auf kleinere Umbauten, zum Beispiel für Lkw-Andockstationen, sei in den nächsten Monaten nicht viel zu verändern. Und über die schönen Sozialräume wie die Kantine könnten sich die Mitarbeiter freuen.
Außerdem will das Unternehmen ihnen den Weg zum neuen Arbeitsplatz mit sozialverträglichen Begleitmaßnahmen, wie der zeitweisen Übernahme von Fahrtkosten, schmackhaft machen. Erfahrungen damit hat das Druckhaus schon gesammelt, als es 2013 zwei Würzburger Standorte auf den Marktheidenfelder Dillberg umsiedelte.
Marktheidenfeld bleibt
Wenn der Betrieb die Standorte Greußenheim und Würzburg-Heuchelhof verlagert haben wird, bleiben in Trennfeld nur noch etwa 1500 Quadratmeter Nutzfläche ungenutzt. Deswegen denkt die Geschäftsführung nicht daran, auch die Verwaltungszentrale am Marktheidenfelder Nordring (3700 qm), gegenüber von Schleunungdruck, und die Produktion vom Dillberg (8000 qm) ebenfalls nach Trennfeld zu verlagern.
Bürgermeister Norbert Endres und der Triefensteiner Gemeinderat haben die Botschaft von der Stellenverlagerung in ihre Kommune mit Freude aufgenommen. „Wir sind alle froh, dass es mit dem KBA-Gelände gut weitergeht“, fasst das Gemeindeoberhaupt die Erleichterung in Worte. Man habe das Vorhaben im Rat deshalb „sehr, sehr wohlwollend“ aufgenommen.
Keine Frage: Die Marktgemeinde erwartet sich angesichts der Investitionen des Unternehmens im Ort zumindest mittelfristig steigende Steuereinnahmen.
Druckhaus Mainfranken
Gegründet worden ist die Druckhaus Mainfranken GmbH 2006 in Marktheidenfeld. Inhaber sind die Unternehmer Christoph Schleunung (Schleunungdruck Marktheidenfeld) und Thorsten Fischer (Flyeralarm Würzburg). Das Druckhaus beschäftigt insgesamt 1150 Mitarbeiter am Stammsitz in Marktheidenfeld, in Würzburg, Greußenheim und Dresden. Es produziert weitgehend standardisierte Druckerzeugnisse wie Visitenkarten, Briefbögen, Faltblätter, Magazine, Blöcke und Aufkleber.
Circa 15 000 Aufträge verarbeitet die Druckerei Tag für Tag. 2014 erzielte sie damit 150 Millionen Euro Umsatz.