Ein olympisches Schwimmbecken ist 50 Meter lang, 25 Meter breit und zwei Meter tief. Es fasst rund 2500 Kubikmeter. Die Steinbacher Firma TBG Lohr-Beton hat in ihrer Firmengeschichte so viel Beton produziert, dass man damit rund 600 olympische Schwimmbecken hätte füllen können: gut 1,5 Millionen Kubikmeter. In diesem Jahr feiert das Unternehmen sein 50-jähriges Bestehen.
Freilich wurde all der am Steinbacher Ortsrand produzierte Beton nicht in Schwimmbecken gefüllt, sondern in Fundamente, Bodenplatten und Verschalungen unzähliger Gebäude in Lohr und dem Umland. Brigitte Kuhn hat den besten Überblick über die mit Steinbacher Beton erschaffenen Gebäude. Die 72-jährige Tochter des Firmengründers Richard Kuhn ist seit der ersten Stunde dabei.
ICE-Projektstress in den 90ern
Kuhn erinnert sich an viele Großprojekte wie die Stadthalle, das Altstadtparkhaus oder das Brauereiareal, natürlich auch an Rexroth-Bauten wie das Mitte der 1980er-Jahre entstandene Indramat-Werk oder die neue Energiezentrale. Die stressigste Zeit, sagt Kuhn, sei jedoch um die 1990er-Jahre während des Neubaus der ICE-Schnellbahnstrecke Würzburg-Hannover mit ihren vielen Brücken und Tunnels gewesen.
In dieser Zeit verzeichnete die Firma die höchsten Jahresproduktionen. Die weithin sichtbare Mischanlage am Steinbacher Ortsrand sei damals nahezu rund um die Uhr gelaufen, erinnert sich Kuhn. Der hohe Preisdruck und die strengen Qualitätsanforderungen der Bahn hätten ihr jedoch so manche schlaflose Nacht beschert.
Dass das 1972 gegründete Unternehmen eine solche Entwicklung nehmen würde, war zu Beginn nicht unbedingt zu erahnen. Denn im wahrsten Wortsinn fing alles klein an: mit einem Küchensieb. Brigitte Kuhns Vater hatte sich das Utensil in den 1950er-Jahren von seiner Frau geliehen, um zu überprüfen, wie sich der am Steinbacher Ortsrand geschöpfte Sand sieben lässt. Die ersten Lkw seien mit Schaufeln beladen worden, erzählt Kuhn. Später gründete ihr Vater ein Kieswerk. Um den Absatz zu sichern, folgte 1968 der Einstieg ins Geschäft mit Transportbeton. 1972 führte die Kooperation mit Heidelberger Beton, einer Tochterfirma von HeidelbergCement, zur Gründung der "Transportbeton Gesellschaft mbH Lohr-Beton".
Mittelständler und Häuslebauer sind die wichtigsten Kunden
Großprojekte sind zwar markante Meilensteine in der Firmenhistorie, aber Kuhn nennt doch die mittelständischen Bauunternehmen bis hin zum kleinen Häuslebauer als wichtigste Partner. Der Aktionsradius ist begrenzt auf rund 30 Kilometer rund um Lohr. Als Grund nennt Co-Geschäftsführer Michael Becker Transportkosten und die umliegende Konkurrenz. Bei den aktuellen Diesel-Preisen und einem Verbrauch der Misch-Lkw von rund 45 Litern pro 100 Kilometer "fährt man den Beton nicht ewig", sagt Becker. Hinzu komme, dass der Baustoff 90 Minuten nach dem Anmischen verbaut sein müsse.
Rund 300 Betonsorten wurden in der Steinbacher Anlage laut Kuhn schon gemischt. Täglich verließen rund 20 verschiedene Mixturen den Hof. Die Zutaten kommen aus der Region, der Sand etwa aus den angrenzenden Gruben der Firma Richard Kuhn, der Zement von HeidelbergCement in Lengfurt, Flugasche aus Hanau. Rund 18.000 Kubikmeter Beton wurden so zuletzt pro Jahr produziert. Zu Spitzenzeiten war es deutlich mehr, teils das Dreieinhalbfache. Doch seit dem Jahrtausendwechsel gingen die Absatzmengen zurück, sagt Kuhn.
Holz wird als Baustoff immer häufiger verwendet
Eine Rolle spielt dabei sicher, dass andere Baustoffe wie Holz vermehrt Verwendung finden und Beton in Sachen Klimaschutz nicht den besten Ruf hat. Die Zementherstellung ist energieintensiv, der Kohlendioxidausstoß hoch. "Das ist ein Problem", räumt Becker ein. Jedoch gebe es in der Branche das intensive Bestreben, nachhaltiger zu werden. Als ein Beispiel nennt er ein im Steinbacher Werk vor eineinhalb Jahren etabliertes Recycling-Konzept. Ohnehin sei der Baustoff Beton "dauerhaft wiederverwertbar". Man könne Beton bei vielen Anwendungen "nicht eins zu eins ersetzen". Deswegen geht Becker davon aus, dass es bei der Produktionsmenge keine größeren Rückgänge mehr gibt.
Ziel von TBG Lohr-Beton sei es, die Rolle des lokalen Platzhirsches in Sachen Beton zu verteidigen. Angesichts sich anbahnender Großprojekte der Bosch-Rexroth AG oder auch dem Neubau der Zentralklinik in Lohr dürften die Aussichten nicht schlecht sein.