"Wo sind die Lohrer Schüler hin?" - diese Frage ergab sich bei der Vorstellung der (vorläufigen) Anmeldezahlen für die fünften Jahrgangsstufen der Realschulen und Gymnasien im Landkreis Main-Spessart im Ausschuss für Bildung, Sport und Kultur. In Lohr sind die Anmeldezahlen zum Stichtag 10. Mai – beide Schularten zusammengerechnet – um 60 Schüler oder über 36 Prozent eingebrochen. Das ist insgesamt der stärkste Rückgang. Sachgebietsleiter Sebastian Gehret konnte da nur ankündigen, er werde da nachforschen, erklären könne er es derzeit nicht.
Was die Realschulen im Landkreis angeht, sind es insgesamt 365 Anmeldungen – 63 weniger als vor einem Jahr, was rund 15 Prozent entspricht. Bis auf Gemünden, wo es eine Steigerung um fünf auf 60 Schüler gibt, gingen die Anmeldezahlen überall zurück: in Lohr am deutlichsten um 24 auf 50 Schüler, in Marktheidenfeld um 21 auf 85 Schüler, in Arnstein um elf auf 60 Schüler, in Karlstadt um fünf auf 92 Schüler und an der nicht in Trägerschaft des Kreises befindlichen Florentini-Schule Gemünden um fünf auf 18 Schüler.
Die Zahlen lassen sich unterschiedlich interpretieren: Die Realschule Gemünden hat sich von einem Einbruch vor vier Jahren gut erholt, an der Realschule Karlstadt hätte eine weitere Steigerung über die 97 Anmeldungen des Vorjahres hinaus zu Platzproblemen führen können. In Marktheidenfeld vermutet Sebastian Gehret Abwanderungen nach Würzburg, in Arnstein möglicherweise auch nach Schweinfurt. In Lohr ist er allerdings noch überfragt.
Noch differenzierter ist die Entwicklung bei den Anmeldezahlen der Gymnasien im Landkreis mit 317 Anmeldungen, ein Rückgang um 35 Schüler und knapp zehn Prozent. In Gemünden gibt es die größte Steigerung um acht auf 56 Anmeldungen, gefolgt von Marktheidenfeld mit sieben Anmeldungen mehr und insgesamt 97. Damit hat Gemünden die "Delle" von 2023 überwunden, in Marktheidenfeld waren es vor zwei Jahren nur 72 Anmeldungen. Am Gymnasium Karlstadt sanken die Anmeldungen um 14 auf 110, dabei sprach der Sachgebietsleiter von einem "positiven Ausreißer" vor einem Jahr. 36 Anmeldungen weniger und damit nur 54 neue Schüler am Gymnasium Lohr sind ein erheblicher Rückgang zum 40 Prozent.
In den Wortmeldungen zeigten sich die Kreisräte recht gelassen. "Ich halte keine Zahl für besorgniserregend", sagte Gemündens Bürgermeister Jürgen Lippert, "auf zehn Jahre gerechnet liegen wir da, wo wir schon immer waren." Niemand wisse, ob sich vielleicht zehn Schüler aus Lohr für das Gymnasium in Marktheidenfeld entschieden, was die Zahlen verzerren würde.
Die Zahlen seien nur eine Momentaufnahme, fand Ruth Steger. Belastbar wären erst Trends über mehrere Jahre hinweg. Wieland Gsell bemerkte, kritisch werde es erst, wenn die nötigen Schülerzahlen für die Schulen nicht mehr erreicht werden, ohne dass es Wegzüge (beziehungsweise einen negativen Wanderungsgewinn) der potenziellen Schüler gebe.
Bei den allgemeinen Informationen aus dem Bildungsbereich berichtete Sebastian Gehret von den Schulen, die sich am Pilotprojekt "Digitale Schule der Zukunft" beteiligen. Das sind die Gymnasien in Gemünden, Karlstadt und Marktheidenfeld und die Realschule Gemünden. Dabei sollen die Schüler vor allem mit mobilen Endgeräten – Tablets, Notebooks, Convertibles – innerhalb und außerhalb der Schule lernen. Die Geräte mussten die Eltern kaufen, wozu sie bis zu 300 Euro Zuschuss erhielten, was kürzlich auf 350 Euro aufgestockt wurde. Die Schulen seien grundsätzlich zufrieden. Es habe sich gezeigt, dass die älteren Schüler die Geräte besser als Lernmittel akzeptierten und dass es ergänzende Medien brauche – Heft und Stift blieben unverzichtbar.
Das Gymnasium Gemünden wird sich als dritte Kreisschule als Klimaschule bewerben, das Gymnasium Lohr ist hier schon anerkannt, die Realschule Lohr hat sich beworben.
Ein Lob gab es für die Schülerinnen und Schüler sowie ehemaliger Lehrkräfte des Gymnasiums Karlstadt für ihr Engagement für Geflüchtete: Wöchentlich werden in den Räumen der Schule mehrere Deutschkurse gehalten, Kunstkurse für Frauen angeboten und sportliche Aktivitäten wie ein Fußballturnier organisiert. Auch die Schulaktion "Keep on Rolling" im Juli wird den Geflüchteten offen stehen.