„Pflochsbach macht Laune, des is wohr, denn die Baustellen sind in Lohr.“ Mit karnevalistischem Spürsinn packte der Faschingsverein Pflochsbach (FVP) am Samstagabend offene Lohrer Baustellen in Verkehr und Politik an der Wurzel. Nach fünf Stunden „Baustellenlabyrinth“ erreichte man in vergnüglichen Umleitungen das Ziel. Sackgassen, Einbahnstraßen und Stopp-Schilder wurden elegant umfahren.
„Jeder, der hier mitmacht, ist ein harter Verrecker“, kündigte Präsident Matthias Haas an und machte neugierig auf die Pflochsbacher Deutung des „Baujahres 2012“. Versorgt mit dem Ökostrom der Duttenbrunner Windräder sei der Bürger vom Weltuntergang verschont geblieben. Lediglich ein „Metzgereiuntergang“ mache ihm zu schaffen.
Bis auf Stadtrat Richard Eyrich glänzte die Lohrer Polit-Prominenz durch Abwesenheit. Mit im vollbesetzten Pfarrheim waren Faschingsfreunde aus Wombach und Erlach. Für Überraschungseffekte sorgten die Tanzgruppen, die das Publikum gerne mit einer Zugabe belohnten.
Zum Auftakt stürmte die Kindergarde „Pflochsbich Galaxi“ als „American Footballer“ die Bühne. Ob „Rot“ oder „Blau“: Mit den „schönsten Beinen Pflochsbachs“ zeigten die Gardetänzerinnen Anmut und Präzision. „Ab in den Süden“ hieß es für acht gestandene Herren der Schöpfung, die im „Flossentanz“ die Stimmung im Saal anheizten. Besonders die Damen im Saal hatten ihre helle Freude an viel nackter Haut, dem verführerischen Sixpack und dem festen oder abnehmbaren Rettungsring.
„Über den Wolken“ scharte sich das Damenballett im Kostüm der Flugbegleiterin um Captain „Robin Fly“. Stürmischen Applaus genossen „PSY Max“ um Trainer Maximilian Gärtner mit einer hinreißenden Version des populären K-Pop-Songs „Gangnam Style“. Eine feste Größe im FVP ist das „Trio Hasch“ um Präsident Matthias Hass, das heuer im Quartett auftrat. „Probier's mal mit Gelassenheit, Ruhe und Verlässlichkeit“ riet es im Superwahljahr.
Seit dem „Superbaujahr 2012“ trage Prüße den Namen „Bob, der Baumeister“. Fazit: „In Lohr baut man alles außer Stadthallen“. „Und wie ich so ging durch den finsteren Wald, kam der Bürgermeister daher mit zwei Kisten Alt“, stand im Goldenen Buch des „Fastnachtsweihnachtsmannes“ Alfred Bils. Nur Lohrs zahlreiche Baustellen erklärten seinen verspäteten Auftritt am 7. Advent. Hart war die Strafe für das vierköpfige Präsidium in Form von zehn Kniebeugen. „Im Sack war gewiss was Schönes drin“: Das hieß für den Präsidenten eine Riesenviagra plus Salbe danach.
„Wir sind schon ganz fertig und ganz schlapp. Unser Papa macht Diät und wir nehmen ab“, klagten Philipp und Tobias Meier. Währenddessen versuchte die Mutter der zwei Nachwuchsbüttenredner als „Extremsportlerin“ ihr Glück. Die erfolglose „Punktefresserin“ (Tanja Meier) träumte von der 38er-Jeans, setzte auf die These „Fett schmilzt“ und badete im vielversprechenden Medikament.
Laut Angelika Brehm ist eine Seefahrt nicht immer lustig. Sie klebte als „Kreuzfahrer Schorsch“ das verdorbene Spiegelei ins Beschwerdebuch.
Auch „Dreggsagg“ Michl Müller war mit von der Partie: Zur Musik von „Ich hab nen Bulldog“ spielten Elisabeth Frankenberger und Helga Bartel mit der Kreissäge bewaffnet das Holz-Loblied nach. Ein volkstümliches „Servus, grüezi und hallo“ der „Hellwigs“ rief das Duo zu später Stunde in den Saal.
Wortakrobatik, Geist und Charme versprühte „Kinobesucher“ Mike Simon. In Ermangelung des Lohrer Kinos verknüpfte der Weltenbummler Filmtitel von „Dr. Schiwago“ über „Shrek“ bis hin zum „Rosenkrieg“ zur bühnenreifen Love-Story.
In die Rolle der „Putzfrau vom Rathaus“ schlüpfte Susanne Waschinger, die ihre amtliche Schweigepflicht und Schlüsselgewalt so deutete: „Alles, was ich erfahr', darf ich nicht verschweigen.“ Und so wurde Pikantes nicht unter den Teppich gekehrt. Aus erster Hand erfuhr das Publikum, dass Ernst Prüße samstags in der Lohrer Brauerei jobbt und Millionenentscheidungen im Schweinsgalopp kurz vor der Bierprobe fällt.
In eigener Sache meldeten sich die Kurzdialoger Andrea Herrmann und Steffi Haas zu Wort. Beiden gelang es vortrefflich, Lokalkolorit mit spitzer Zunge preiszugeben. Da pfiff ein kurender Pflochsbacher die streunende Katze durchs Telefon herbei. Gespöttelt wurde über den Pilzsucher mit Orientierungsproblem und das Leck im Wasserbett der Wiesners.
Mit der absoluten Lachnummer des Abends aber punktete Jürgen Wiesner in „Scheibenklar“. In bester Marktschreier-Manier pries er „Glos, den Wunderreiniger“ an. Im Sortiment war Glos für die Hos, für die Nos oder was is' los. „Das A und O is' der Lappe, ökumenisch aus Schweinsrüssel in der Blindenwerkstatt produziert.“ Ein dankbares Opfer fand er in „Kundin“ Elke Dildey, die staunend die Entfernung des Senf-Ketchup-Mayonnaise-Films auf der Fensterscheibe verfolgte.
Für die zweite Sitzung am kommenden Samstag gibt es noch Karten.
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Die Mitwirkenden
Präsidium: Matthias Haas (Präsident), Klemens Lurz (Vizepräsident), Steffen Wiesner (Azubipräsident), Robert Mühl (Mundschenk).
Pagen: Gloria Kunkel, Leonard Kunkel, Karl Kunkel, Lisa Parr, Jenny Christ (verantwortlich: Tanja Meier).
Kindertanz: Diana Kunkel, Luis Hescher, Tobias Meier, Melina Mühl, Marlon Mühl, David Schlensok, Gabriel Schlensok, Zora Heldt (Trainerinnen: Elke Dildey, Tanja Meier).
Rote Garde: Celine Christ, Antonia Valotis, Maike Lang, Vanessa Daiss, Johanna Schlensok, Chiara Röder (Trainerin: Jessica Wolf).
Blaue Garde: Alexandra Herrmann, Larissa Christ, Eva Leibbrandt (auch Trainerinnen), Justine Bils, Janina Wiesner, Emma Fietz, Celine Christ.
Herrenballett: Markus Schwab, Mike Simon, Gerald Christ, Hartmut Christ, Karl-Heinz Lammla, Alfred Bils, Harald Christ, Jürgen Wiesner (Trainerin: Annette Hofmann).
Damenballett: Tanja Meier, Steffi Simon (Trainerin), Miriam Christ, Elke Dildey, Rebekka Busse, Tanja Hescher.
PSY Max: Maximilian Gärtner (auch Trainer), Fabian Lurz, Christian Schmitt, Sebastian Völker, Alexandra Herrmann, Andreas Rack, Larissa Christ, Celine Christ, Eva Leibbrandt, Emma Fietz.
Quartett Hasch: Matthias Haas, Michaela Schmitt, Joachim Schmitt, Wolfgang Rücker.
In der Bütt: Alfred Bils, Philipp und Tobias Meier, Tanja Meier, Elisabeth Frankenberger und Helga Bartel, Angelika Brehm, Mike Simon, Susanne Waschinger, Andrea Herrmann und Steffi Haas, Elke Dildey und Jürgen Wiesner.
Bühne: Alfred Bils.
Musik: „Nightlife“ Frammersbach.