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MARKTHEIDENFELD
In Homburg blühten Primeln, Rosen und Lilien
Ein musikalisches Quartett mit Rose in Schloss Homburg (von links): Tenor Maximilian Argmann, Pianist und Musikforscher Michael Günther, Autor Wolf Wiechert und Komponist Alexander Wolf.
Foto: Martin Harth | Ein musikalisches Quartett mit Rose in Schloss Homburg (von links): Tenor Maximilian Argmann, Pianist und Musikforscher Michael Günther, Autor Wolf Wiechert und Komponist Alexander Wolf.
Martin Harth
Martin Harth
 |  aktualisiert: 25.03.2017 03:43 Uhr

Es war mehr als der übliche wie beliebte „Strauß bunter Melodien“ zum Frühling, als man sich am Sonntagabend im Rahmen eines knapp dreistündigen literarisch-musikalischen Salons auf Schloss Homburg dem Thema „Die Blumen“ zuwandte.

Mit Klavierwerken und Liedern warfen Hausherr Michael Günther (Cembalo, Hammerklavier), Maximilian Argmann (Gesang), Wolf Wiechert (Rezitation und Gedichte) und Alexander Wolf (Fortepiano und Komposition) aussagekräftige Schlaglichter auf den sich über die musikalischen und literarischen Epochen vollziehende Bedeutungswandel des Blumenmotivs.

Vor dem Konzert auf historischen Instrumenten aus der Homburger Sammlung, würdigte Michael Günther kurz die Münchner Mäzenin und Malerin Sybille Höller, die einer bayerischen Musikerfamilie entstammt. Sie hatte, nachdem sie nicht persönlich zu dem Konzert kommen konnte, eine Auswahl ihrer Blumengemälde an den Main geschickt. Sie leisteten für die Augen der Zuhörer ihren Beitrag zur anregenden Illustration des Themas.

Michael Günther begann am Cembalo mit stimmungsvollen Kompositionen des englischen Renaissance-Meisters Martin Peerson (1572-1650) über die zarte Primel „The Primerose“ und den Fall der Blätter. Der Franzose Francois Couperin (1668-1733) hatte sich im Zeitalter des Absolutismus bei der Geburt eines Thronfolgers den französischen Wappenlilien „Les Lis naissans“ und dem sich symbolträchtig im Wind wiegenden Röhricht nach dem biblischen Motiv des Moses als Baby im Weidenkörbchen zugewandt.

Zwischen Günthers konzentrierten und virtuosen Klaviervorträgen trug Wolf Wiechert das Gedicht „Ohne Warum“ des mystisch-religiösen, schlesischen Dichters Angelus Silesius (1624-1677) über die zwecklos schöne Rosenblüte vor.

Eine sehr angenehme Überraschung bot der erstmalige Auftritt des jungen, am Würzburger Mainfrankentheater tätigen, Tenors Maximilian Argmann.

Mit jugendlich-charmantem Timbre und hervorzuhebendem Artikulationsvermögen stellte er zunächst zu Günthers Begleitung am Hammerklavier Gedichte von Schiller („Die Blumen“), Friedrich von Matthison („Das Feenland“) und Goethe („Ich ging im Walde“) vor. Sie sind einst von dem Aschaffenburger Hofmusiker Franz Xaver Sterkel (1750-1817) vertont worden. Wolf Wiechert lieferte erklärende Einleitungen zu den jeweiligen Liedvorträgen.

Argmann stellte akzentuiert die beiden Liedkompositionen von Karl Siegmund von Seckendorff (1744-1791) und Mozart zu Goethes berühmten Gedicht „Das Veilchen“ gegenüber. Das Scharnier zwischen dem ersten und zweiten Konzertteil bildete Robert Schumanns Heine-Lied „Am leuchtenden Morgen“ und sein Klavierstück „Einsame Blumen“. Am großen Giraffen-Hammerflügel hatte inzwischen der Marktheidenfelder Alexander Wolf Platz genommen, der sich bisher in erster Linie einen Namen als Kirchenmusiker gemacht hat.

Mit dem von Argmann vorgetragenen Lied „Vergissmeinnicht“ des zeitgenössischen Musikpädagogen Dietmar Jürgens zu einem Gedicht des nicht völlig unumstritten gebliebenen österreichischen Erfolgsautors Karl-Heinrich Waggerl (1897- 1973) wurde der Übergang zur musikalischen Jetztzeit gewagt.

Von nun an sollten Kompositionen des am Klavier sitzenden Alexander Wolf zu modernen Gedichten des Wertheimer Autors Wolf Wiechert im Mittelpunkt stehen. Der Sänger Maximilian Argmann verstand es den Werken der beiden Leben zu verleihen und den unterschiedlichen Stilen bis zu Sprechgesang, Dissonanz oder jazziger Rhythmik glaubwürdigen Charakter zu verleihen. Man wandte sich dem „Frühling“, der „Akelei“, der „Rose“, dem „Nachmittag“, der menschlichen Vergänglichkeit („Vergiss“) und der Liebe („Muse“) zu und fand mit den modernen Liedern den nachhaltigen Beifall der rund 70 Gäste.

 
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