Lebendig, multifunktional und zukunftsfähig soll die Gräfendorfer Dorfmitte werden. Das Bundesinnenministerium leistet mit 2,6 Millionen Euro Förderung einen wesentlichen Beitrag zu diesem Projekt "Saaletaler Höfe". Das ist geplant: Zwischen jetzigem Dorfladen, evangelischer und katholischer Kirche entsteht ein neues Dorfzentrum mit Ärztehaus und sozialer Begegnungsstätte, ein neuer Hofladen mit Café, ein multifunktionaler Kubus mit Aussichtsplattform und eine gläserne und begrünte Überdachung als verbindendes Element zwischen den Gebäuden und dem Kubus.
In der Auflistung der "Nationalen Projekte des Städtebaus 2021" erscheint neben Bremen, Landshut und München auch Gräfendorf. Am 16. März verkündete Horst Seehofer die 24 Förderprojekte des Bundesministeriums. Bürgermeister Johannes Wagenpfahl zeigte sich sichtlich stolz angesichts von 98 eingereichten Projektvorschlägen mit zu den auserwählten Projekten zur Förderung der Baumaßnahmen zu gehören. Auf der mittlerweile gähnenden Baulücke der ehemaligen Anwesen Marquardt und Reusch zwischen dem Dorfladen und der Einfahrt ins Schondratal wird für rund 3,9 Millionen Euro ein neues Dorfzentrum entstehen.
Vorbildwirkung für Orte im ländlichen Raum
"Das neue Dorfzentrum in der kleinen Gemeinde soll einem innovativen, gesamtheitlichen Anspruch an die soziale Infrastruktur in der Region Rechnung tragen. Mit hoher baukultureller Qualität soll hier Vorbildwirkung für zahlreiche Orte im ländlichen Raum erzeugt werden", heißt es in der Begründung für die Auswahl des Projektes und der Bewilligung von 2,6 Millionen Euro. Die müssen jetzt nach der Zusage der Förderwürdigkeit erst noch beim zuständigen Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung beantragt werden. "Wenige haben uns das Projekt zugetraut, als wir uns im Oktober letzten Jahren darum beworben haben", sagt Bürgermeister Johannes Wagenpfahl mit Genugtuung.
Mit "Wir" meint er die Architekten Winfried und Katrin Spahn aus Rieneck sowie die örtliche Arbeitsgruppe, bestehend aus den Gemeinderäten Hildegard Müller, Ernst Reinhardt, Ralf Schwarz, Johannes Wagenpfahl und Philipp Wagenpfahl, den Mitgliedern der Teilnehmergemeinschaft Dorferneuerung 3 mit Alfred Frank, Winfried Herch, Gerhard Müller und Johannes Schmelz sowie Bezirksrat a. D. und Altbürgermeister Johannes Sitter. In kurzer Zeit wurde in intensiven Arbeitssitzungen das Projekt erarbeitet und zu Papier gebracht.
Bürger können sich noch einbringen
Politisch wurde die Idee, ausgehend von Johannes Wagenpfahl, von den Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner (Kulmbach) und Alexander Hoffmann unterstützt. Nach den Planentwürfen und dem eingereichten Ablauf- und Zeitplan soll es jetzt, nachdem die Abrissarbeiten erledigt sind, noch heuer in die konkrete Umsetzung gehen. Dazu bedarf es nach den Worten des Bürgermeisters aber jetzt erst einmal der Meinung der Gräfendorfer. "Wir müssen trotz Corona den Bürgern die Möglichkeit geben, das Konzept zu verinnerlichen und natürlich sich auch mit Ideen und Vorschlägen einzubringen."
Dazu plant Wagenpfahl in der Turnhalle einen Infoabend. Nach der bisherigen Planung soll im Jahr 2022 die Erstellung des Zentrums für Gesundheit und Soziales (Ärztehaus im Obergeschoss, Räume für Vereine, Bürgerbüro, kirchliche und soziale Gruppen im Erdgeschoss) erfolgen. Im Jahr darauf sollen der Bau des neuen Hofladens mit 330 Quadratmetern und die Anlage der Freiflächen um die Gebäude folgen. "Die Höfe und die Freiflächen können künftig als zentraler Anlaufpunkt der örtlichen Vereine für kulturelle und gesellige Veranstaltungen genutzt werden. Dies stärkt die öffentliche Wahrnehmung des Ehrenamtes und fördert das gemeindliche Zusammenleben", hatte der Bürgermeister in die Bewerbung geschrieben.
Kubus als letztes Bauteil wird 2024 errichtet
Im Jahr 2024 wird dann der Kubus, ein quadratisches Gebilde als Ausstellungraum oder Raum für Feierlichkeiten für bis zu 50 Personen mit begrüntem Flachdach und Aussichtsterrasse im hinteren Bereich zwischen den beiden neuen Gebäuden errichtet. Beide Gebäude erhalten nach den Projektentwürfen ein Satteldach mit Merkmalen fränkischer Bauweise und ausgeprägten Gauben. "Städtebaulich betrachtet, wird hier die klassisch fränkische Typologie des Hofes aufgegriffen und durch die Überdachung des Innenbereichs zusätzlich noch hervorgehoben", erläuterte Architektin Katrin Spahn in der Bewerbung die Bauweise. Dazu werden Materialien aus Buntsandstein und Holz verwendet.
Neben dem Ärztehaus werden Parkplätze für Patienten entstehen. Weitere Parkplätze stehen dann vor dem Hofladen und hinter dem Kubus auf dem Parkplatz der katholischen Kirche zur Verfügung. Geplant ist mit einem Nahwärmenetz (Hauptenergieträger Hackschnitzel) die neuen Gebäude, das bisherige Dorfladengebäude und die katholische Kirche zu verbinden. Dieses Projekt verändert den Ortskern nachhaltig von der bäuerlichen Struktur im Zentrum hin zu einem modernen Erscheinungsbild.