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Erlenbach
In Erlenbach stürzten während des Krieges drei Flugzeuge ab
Heimatforscher Kurt Schüll recherchiert seit vielen Jahren zu Ereignissen in der Region, um die Opfer vor dem Vergessen zu bewahren. Nun kann er über drei weitere Fälle berichten.
Ein Flugzeug des Typs He 111-H. Beim Absturz in Erlenbach sind Bug und Rumpf bis auf wenige Gestell- und Rahmenteile bei Temperaturen um die 1000 Grad Celius verbrannt
Foto: Archiv Kurt Schüll | Ein Flugzeug des Typs He 111-H. Beim Absturz in Erlenbach sind Bug und Rumpf bis auf wenige Gestell- und Rahmenteile bei Temperaturen um die 1000 Grad Celius verbrannt
Susanne Feistle
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:26 Uhr

In den ersten Kriegsjahren war in unserer Heimat ein häufiger militärischer Flugverkehr zu beobachten, sagt Kurt Schüll. Versorgungsflüge, Überführungsflüge und Übungsflüge waren an der Tagesordnung. Die Fliegerhorste Giebelstadt, Würzburg und Wertheim wurden von vielen für Starts und Landungen genutzt, weiß der Marktheidenfelder. Luftkämpfe über unseren Dörfern gab es 1940/41 so gut wie gar nicht, obwohl 1940 bereits die Engländer deutsche Städte bombardierten. Abstürze gab es freilich schon damals, unter anderem bei Erlenbach.

Am 7. August 1940 gegen 9.30 Uhr ereignete sich in Erlenbach ein schweres Flugzeugunglück, bei dem vier junge Soldaten ums Leben kamen. Alle verbrannten an der Absturzstelle bis zur Unkenntlichkeit, berichtet Schüll. Die beiden Unteroffiziere Georg Kinzel (23 Jahre alt) und Erich Seguin (22) flogen das Flugzeug. Die Gefreiten Hans Kappes und Rudolf Christian Hansen, beide 23 Jahre alt, waren die beiden Flugschüler.

Sie waren die Besatzungsmitglieder einer He 111-H (Heinkel) Maschine. Das war ein zweimotoriges Bombenflugzeug – ein Tiefdecker. Die He 111 war bereits in Spanien bei der Legion Condor im Einsatz erprobt worden. Die Regelbesatzung waren fünf Mann. Die Maschine fand beinahe für alles Verwendung: Aufklärung, Zielerkennung, Transport und vieles mehr. Es war ein erprobtes und gern geflogenes Flugzeug.

Beim Tiefflug einen Birnbaum gestreift

Am Unglückstag 1940 kam die He 111 aus östlicher Richtung über Erlenbach. Sie flog über einen Berg (Sau-Bäumle) mit Flugrichtung Westen. In der Nähe des Berges streifte das Flugzeug einen Birnbaum. Die Flughöhe wurde immer niedriger. Nur einige hundert Meter weiter, in der Flurabteilung "First" schlug die Maschine auf dem Boden auf. Ein riesiger Feuerball umhüllte das Flugzeug, wobei ein Bodenbrand entstand. Alle vier Besatzungsmitglieder verbrannten.

Ein Fallschirmabsprung war in dieser Flughöhe nicht mehr möglich gewesen. Vermutlich hatte das Flugzeug einen Motorschaden. Der Abflughorst muss Giebelstadt gewesen sein, denn dort waren alle vier Soldaten dienstlich eingesetzt. Da die Unteroffiziere und zwei Gefreite in der Maschine waren, welche in der Fliegerausbildung standen, ist es möglich, dass sie einen Ausbildungsflug durchführten, vermutet Schüll.

Der Zeitzeuge Robert Volk
Foto: Archiv Kurt Schüll | Der Zeitzeuge Robert Volk

Der Unfallort wurde zunächst durch die Gendarmerie abgesperrt, die Landwacht wurde zur Bewachung eingesetzt und der Brand durch die Feuerwehr gelöscht. Einheiten der Wehrmacht, die noch am selben Tag eintrafen, übernahmen die Aufräumarbeiten.

Heute leben nur noch wenige Zeitzeugen, welche nach dem Absturz zur Unfallstelle pilgerten. Aus Erlenbach war es damals Karl Müller und aus Marktheidenfeld Robert Volk. Schüll hofft, dass die Gemeinde den vier so tragisch ums Leben gekommenen jungen Soldaten einen Gedenkstein errichtet, um ihr Schicksal vor dem Vergessen zu bewahren.

Am 7. Juli 1944 um 19.30 Uhr gab es in Erlenbach einen weiteren Flugzeugabsturz, so Schüll. Aus einem Waldstück stiegen starke Rauchschwaden hoch, verbunden mit kleineren Detonationen. Aus dem Gendarmeriekreis Marktheidenfeld fuhren der Ortsgruppenleiter der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) und ein Gendarm mit dem Auto zur Brandstelle in der Waldabteilung "Hinterloch". Dort fand man eine noch brennende Bodenstelle und das durch eine Explosion in Trümmer gerissenes deutsches Flugzeug.

Das Bild zeigt ein Flugzeug des Typs Me 109
Foto: Archiv Kurt Schüll | Das Bild zeigt ein Flugzeug des Typs Me 109

Me 109 hatte während des Fluges Feuer gefangen

Es war eine Me 109, welche von dem Unteroffizier Paul Klingelhöfer geflogen worden war. Der Motor der Maschine hatte während des Fluges durch einen Ölleitungsbruch Feuer gefangen. Die Me 109 gehörte zum Fliegerhorst Neubiburg bei München. Der Pilot konnte mit dem Fallschirm unverletzt aussteigen und begab sich zu Fuß zum Bürgermeisteramt, um Meldung zu machen. Der Fliegerhorst Würzburg wurde verständigt, die Landwacht bewachte die Absturzstelle und die Feuerwehr von Erlenbach verhinderte das Entstehen eines Waldbrandes.

Auch in Tiefenthal gab es, laut Recherche von Schüll, einen Flugzeugabsturz. Am 2. September 1943 stürzte eine Do 217 N1 (Dornier) in der Waldabteilung "Tiefenthaler Eichholz" ab. Das Flugzeug war ein zweimotoriger schwerer Langstreckenbomber mit Nachtflug- und Sturzflugeigenschaften. Die Do 217 wurde normalerweise von einer vierköpfigen Besatzung geflogen.

Ein Flugzeug des Typs Do 217
Foto: Archiv Kurt Schüll | Ein Flugzeug des Typs Do 217

Bomber krachte führerlos ins Eichholz

Da die Besatzung an der Unfallstelle nicht zu finden war, beauftragte man die Landwacht unter Führung des NSDAP-Kreisleiters Sorg, die umliegenden Wälder abzusuchen. Das blieb jedoch ohne Erfolg. Erst Tage später erfuhr man, dass in der Maschine nur drei Besatzungsmitglieder waren, welchen allen der Absprung mit dem Fallschirm schon einige Kilometer vor der Aufschlagsstelle gelang. Die Maschine flog führerlos weiter und stürzte dann ab.

Die Abgesprungenen blieben unverletzt. Valentin Müller gehört zu den wenigen Tiefenthaler Zeitzeugen, welcher über die damaligen Ereignisse noch einiges erzählen kann, schildert Kurt Schüll.

 
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