
Einmal nicht ans immer knappe Geld denken, sondern nach Herzenslust Pläne schmieden – das gönnte sich der Gemündener Stadtrat am Montagabend. Es ging um den gewünschten Erlebnisweg „Wasser erleben“ zur Steigerung des Erholungswerts und der Attraktivität der Kernstadt. Das Schwelgen in Ideen machte den Räten sichtlich Laune, genauso wie sicherlich zuvor schon dem Planer Sebastian Schneider (Büro Toponeo, Burgsinn), der das Konzept vorgestellt hatte.
Was Sebastian Schneider präsentierte, war nach den Worten von Stadtrat Matthias Risser „ein Füllhorn“ an originellen, sinn- und reizvollen Ideen, die seiner Schätzung nach „alles zusammen eine Million Euro“ kosten könnten. Darauf antwortete der Landschaftsarchitekt, er werde sich hüten, Zahlen in die Welt zu setzen. Sein Vorschlag war, den Stadträten „erst einmal einen bunten Strauß Ideen an die Hand zu geben“, dann solle das Gremium einen Kostenrahmen setzen und das weiterentwickeln lassen, was von den Vorschlägen umgesetzt werden soll.
Förderfähiges Vorkonzept
60 Prozent (bis höchstens 200 000 Euro) der Nettokosten des Gesamtprojekts können durch die LAG Spessart bezuschusst werden, informierten Bürgermeister Jürgen Lippert und Sebastian Schneider, die Förderfähigkeit sei nach Vorlage des Konzepts bereits bestätigt. Sollten die 200 000 Euro voll ausgeschöpft werden, ergäbe sich ein Gesamtkostenrahmen von mindestens 390 000 Euro brutto. Weitere Fördermöglichkeiten seien möglich, und man könne die Verwirklichung des „Erlebniswegs Wasser“ auf zwei oder drei Jahre strecken, meinte Lippert.
Vor dem vergleichsweise unangenehmen Thema Finanzierung stand die Präsentation der mit Beifall bedachten Ideen. Das Büro Toponeo hat die vor zehn Jahren schon einmal von einer Arbeitsgruppe der Bürgerschaft entwickelte Idee eines Dreiflüsseerlebniswegs entlang der Ufer professionell ausgebaut. Der Verlauf ist gleich und führt in Form einer Acht mit dem Schnittpunkt Altstadtbrücke von den Tennisplätzen an Sinn und Saale entlang hinüber über den Campingplatzsteg zum Mühlgraben durch die Altstadt und an der Mainlände zurück zum Huttenschloss, insgesamt 2,4 Kilometer. Die Treppe dort zwischen Saalebrücke und Uferweg sei das einzige größere Problem, da der Weg barrierefrei werden soll.
Kunstvolle Beleuchtung
Probleme wie der unbeleuchtete Weg (Max-Josef-Straße) am Mühlgraben entlang, könnten mit dem Projekt elegant gelöst werden, zum Beispiel durch Projektionen oder angestrahlte Bilder von Fischen oder historischen Ansichten auf die Innenseiten der Unterführungen; sogar der Durchlass zur Mainlände an der Bundesstraße bekäme auf diese oder eine ansprechende Gestaltung. Geradezu ideal sind die acht über den ganzen Streckenverlauf verteilten Parkplätze, sodass Autofahrer an jeder Stelle den Weg beginnen können.
Grundsätzlich soll der Weg sowohl informativ als auch spielerisch das Thema Wasser/Flüsse in allen Facetten aufgreifen und vor allem Familien ansprechen. Theoretisch wären alle 50 Meter eine Spiel- oder eine Informationsstation möglich, 50 an der Zahl. Als lustiger Führer könnte ein stilisierter Aal dienen, Aalfred mit Namen. Diese Figur wäre auch in der Tourismuswerbung vielseitig verwendbar.
Potenzialflächen
Unabhängig vom Weg könnte man sich noch sogenannter Potenzialflächen annehmen, schlug Sebastian Schneider vor: das Gelände der ehemaligen Kläranlage (Main-Info-Zentrum mit Biergarten, Parkplatz und Promenade auf dem Deich), der Mündungsbereich von Sinn und Saale sowie der immer noch attraktive, aber sanierungsbedürftige Spielplatz auf der Lindenwiese.
Stellt der Stadtrat in den kommenden Haushaltsberatungen das Geld zur Verfügung, kann Toponeo an die Ausarbeitung der Planung gehen. Die Ausführung könnte Mitte bis Ende 2020 folgen.


