In eine frühere Drogerie in der Lohrer Kellereigasse ist der Tarin-Markt eingezogen. "Lust auf eine kulinarische Feinkostreise in den Orient?" steht auf dem Schild neben dem Eingang. In dem Geschäft verkaufen die beiden afghanischen Brüder Bezhad (28) und Ferdos (23) Lebensmittel und Spezialitäten aus ihrer Heimat, ebenso aus dem Iran, Syrien, Indien, Persien und der Türkei.
Im Sortiment finden sind unterschiedliche Sorten Tee und Reis, sieben verschiedene Sorten Rosinen, gezuckerte Mandeln, Maulbeer- und andere Trockenfrüchte, Süßigkeiten, Fertiggerichte in Dosen zum Aufwärmen und jede Menge orientalische Gewürze wie Safran, Kardamom, gemahlener Koriander oder die Gewürzmischung Garam Masala aus der indischen Küche. Es gibt Kaltgetränke und das Joghurt-Wasser Ayran, welches vornehmlich aus der Türkei und dem Kaukasus stammt.
Jeden Sonntag zum Großhandel
"Kunden, die sich für die Produkte interessieren, dürfen gerne probieren", sagen die fließend Deutsch sprechenden Brüder und schneiden eine Packung köstlicher grüner Rosinen auf. Probieren sei keinesfalls eine Verpflichtung zum Kauf. Bezhad fährt jeden Sonntag zum Großhandel nach Frankfurt-Griesheim, um neue Waren zu besorgen und Bestellungen seiner Kundinnen und Kunden mitzubringen. Mit der Nachfrage sei er bisher einigermaßen zufrieden, sagt er. Unter seinen Kunden seien hiesige Bürgerinnen und Touristen. Am meisten freue er sich, wenn Kinder hereinschauen und "Hallo, Bezi" rufen.
Der Umsatz hat auch mit dem zweiten Standbein im Geschäft zu tun. Direkt hinter der Verkaufstheke befindet sich ein Angebot an Mobiltelefonen und PC-Zubehör. Hier herrscht reger Betrieb. Gerade bittet ein Kunde, um das Aufladen der Karte seines Handys, ein anderer holt seine Bestellung ab, eine Frau ist auf der Suche nach einem passenden Adapter. "Vor allem ältere Kunden bitten um Hilfe bei Handys", sagt Bezhad. Er berate gerne und könne auch Reparaturen durchführen.
Bald soll es auch Gebäck und Obst geben
Weiter hinten im Raum erinnern Küchenbedarf, diverse Werkzeuge, Dekoartikel und Spielwaren an den direkten Vorgänger des Ladens. Bezhad möchte in Kürze das Sortiment um frische Backwaren, Obst, Gemüse und Mittagessen zum Abholen erweitern. Schritt für Schritt sei sein nächstes Ziel der Einbau eines Kühlraums zum Verkauf von Frischfleisch. "Außer Schweinefleisch natürlich, das ist im Islam tabu", sagt Bezhad.
Der 28-Jährige flüchtete vor sechs Jahren nach Deutschland, kam zuerst in zwei Camps und mit Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis 2019 nach Lohr. Ferdos kam vor zwei Jahren aus Berlin zu ihm. Beide wohnen zusammen in Lohr. Die Eltern, ihre Schwester und ihr jüngster Bruder sind im Iran. "Ich will arbeiten, um Geld zu verdienen und damit unsere Familie unterstützen, so gut ich kann", sagt Bezhad. Er ist der Älteste von vier Kindern. Die Familie sei das Wichtigste für ihn und Ferdos.