Die Bahn holzt aus. Seit Wochen laufen an der Strecke zwischen Lohr und Partenstein die Sägen. Grund: Die Bahn will sicherer werden und vermeiden, dass umgestürzte Bäume den Zugverkehr behindern.
Dafür wurde 2018 der "Aktionsplan Vegetation" in Gang gesetzt. Man müsse nicht nur die Züge regelmäßig warten, sondern auch Gleise und Gleisanlagen, so ein Bahnsprecher auf Anfrage unseres Medienhauses.
Dazu gehöre vor allem, regelmäßig Pflanzen zu entfernen, "damit diese mit ihren Wurzeln nicht den Schotterunterbau beeinträchtigen, ins Gleis fallen oder die Sicht auf Signale und Bahnübergänge versperren".
Die Bahn reagiert damit auf zunehmende Extremwetterlagen mit Auswirkungen auf die Schiene. Bei Sturm werden immer wieder Bahnstrecken blockiert, weil Bäume auf Oberleitungen und Gleise fallen. Das verursache "millionenhohe Schäden an Gleisen und Anlagen sowie Zugausfälle oder Verspätungen", so die Bahn auf ihrer Internetseite. Für Fahrgäste und Güterverkehr seien solche Vorkommnisse "verständlicherweise ein großes Ärgernis".
Um das Thema in den Griff zu bekommen, hat die Deutsche Bahn ein "Vegetationsmanagement" geschaffen. Ziel sei es, die Schiene sturmsicherer zu machen. Nach einer Lernphase im Jahr 2018 werde das Vorgehen weiterentwickelt und ausgebaut. Die Strategie werde mit Behörden und Waldeigentümern entlang der Trassen sowie dem Umwelt- und Naturschutz abgestimmt.
Die Maßnahmen können ziemlich rigoros ausfallen, wie gerade zwischen Lohr und Partenstein zu sehen ist. An der teils sehr steilen Böschung zwischen Bahndamm und Bundesstraße 276 wird abgeholzt, weshalb in der Bevölkerung beklagt wird, dass es einem Kahlschlag gleiche.
Doch die Bahn verweist auf ihr Sicherheitskonzept. Das betreffe jeweils sechs Meter links und rechts der Gleise. Außerdem sollen Waldbestände, die an die Sechs-Meter-Zone grenzen, regelmäßig durchforstet und dort Bäume entnommen werden, die nicht standfest sind und bei Sturm auf die Gleise kippen könnten.
Laut dem Faktenblatt "Vegetationsrückschnitt an Bahnstrecken" sind rund 1000 Mitarbeiter der Bahn damit beschäftigt, das deutsche Streckennetz möglichst unwetterfest zu machen. Für die Inspektion seien weitere bis zu 150 neue Fahrwegpfleger und Förster im Einsatz. Zusätzlich habe man ein neues Expertenteam gebildet, das sich mit Naturgefahren und deren Auswirkungen auf den Zugverkehr befasse.
Das Konzept für Bewuchs an Bahnstrecken sieht vor, dass stabile, standortgerechte Baumarten gefördert werden; ebenso Sträucher und Gehölze mit niedriger Wuchshöhe. Zurückgeschnitten und entnommen werden hingegen besonders Weichlaubhölzer, Robinie und Lärche; ferner Bäume, die zu einem instabilen Ast- und Kronenaufbau neigen oder die auf unsicherem Untergrund stehen.
Die Arbeiten für den "Aktionsplan Vegetation" laufen bis Ende Februar 2019 bundesweit an rund 2000 Kilometern Bahnstrecke. Ab März darf nicht mehr zurückgeschnitten werden, weil dann die Brutzeit der Vögel beginnt.