
Digitalisierung kann für manche Berufsgruppen ein Schreckgespenst sein. Gerade kaufmännische Berufe sind von dieser Angst beseelt. Ganz anders das Handwerk. "Digitalisierung wird uns unseren Job nicht nehmen, sie kann uns nur entlasten", fasste es Kreishandwerksmeister Thomas Heusslein bei der Impulsveranstaltung "Handwerk wird digital" zusammen. Rund 35 Personen waren der Einladung der Handwerkskammer, des Starthouse Spessart und der Gemeinde Frammersbach gefolgt.
Zuhörer ermutigt
Den Auftakt machte ein Podiumsgespräch zwischen Heusslein, Michael Pfister von der Handwerkskammer Unterfranken, Frammersbachs Bürgermeister Christian Holzemer und Landrätin Sabine Sitter. Durch das Gespräch führten Lorena Rüppel, Geschäftsführerin der Frammersbacher Marketinggesellschaft (Framag), und Anja Güll vom Starthouse Spessart. Dem Abend vorausgegangen war der "Tag der Ausbildung".
Handwerksbetriebe seien eine wichtige Säule des Wohlstands im Landkreis und mindestens genauso wichtig wie die Industrie, betonte Sitter. Und "ein Meister kann mehr verdienen als ein Bachelor-Absolvent", ergänzte Pfister. Gemeinsam hoben die Podiumsredner die Bedeutung der Handwerksberufe hervor und ermutigten die zuhörenden Vertreter aus Handwerksberufen zur Digitalisierung. In der Praxis hätten viele Betriebe das bereits getan, es sei nur nicht nach außen sichtbar, ergänzte er. Dieser Tenor war auch im Anschluss an die Veranstaltung bei den Gesprächen unter den Zuhörern festzustellen.
"In den Betrieben ist das Thema Digitalisierung schon da, es ist nur vielleicht nicht so offensichtlich", meinte auch Seven Rüppel von WM-Küchen. Als positiver Impuls wurde die Präsentation dreier Startups aus dem Starthouse Spessart wahrgenommen. Während Agnar Musa von "vertrimo – einfach Glas" und Chinmay Doctor von "Surya Solar" punktuelle Firmenkonzepte präsentierten, richtete sich das Angebot von Julian Lübeck mit seiner Videoproduktionsfirma "media-scope" an alle Firmeninhaber. Sein Motto: Wer Auszubildende finden möchte, muss auf deren Kanälen unterwegs sein. Das sind Instagram und TikTok. Das ist sein Arbeitsfeld.
"Was macht ihr überhaupt"
Die Idee kam im Publikum gut an. Denn "das Handwerk hat Zukunft" und das müsse den Schulabgängern gezeigt werden. Aber: "Man braucht einen Profi, um eine entsprechende Kampagne zu starten", ist Marcus Staub vom Steuerbüro Staub überzeugt. Lübeck setzt mit seinem Angebot genau dort an. Der Tag der Ausbildung habe auch gezeigt, dass viele Schüler gar keine Vorstellung von den einzelnen Berufen hätten. "Was macht ihr überhaupt", sei eine häufig gestellte Frage gewesen, ergänzte Manuel Blank von der Malerfirma Blank.
600 Auszubildende und 9000 Beschäftigte zählt das Handwerk im Landkreis, bilanzierte Heusslein. "Im Handwerk kann man weiterkommen", auch das müsse den Schulabsolventen deutlich gemacht werden, sagte Pfister.