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Büchold
Immer mehr Mitglieder beim Dialektverein und ein großes Ziel
Gerade wurden Blogs zum Dorfleben gestartet. Großer Wunsch ist das "Haus des Dialekts" in Büchold. Doch wann kann dieses fertig sein?
Lustige Aktion mit ernstem Hintergrund: Für die Sanierung des Dialekthauses wird viel Geld gebraucht. Am Faschingsdienstag legten 'russische Oligarchinnen' auf der Suche nach einem Sieben-Sterne-Hotel einen Zwischenstopp in Büchold ein und steckten dem Dialektvorsitzenden Benedikt Feser reichlich Geld zu. 
Foto: Nicole Feser | Lustige Aktion mit ernstem Hintergrund: Für die Sanierung des Dialekthauses wird viel Geld gebraucht. Am Faschingsdienstag legten "russische Oligarchinnen" auf der Suche nach einem Sieben-Sterne-Hotel einen ...
Karl-Heinz Haase
Karlheinz Haase
 |  aktualisiert: 01.04.2019 17:29 Uhr

1973 haben die "Thunderbirds" letztmals im Gasthaus "Schwarzer Adler" in Büchold zum Tanz gespielt. Es wäre doch toll, wenn das 50 Jahre später wieder möglich wäre. Damit gab der Schwebenrieder Musikant und Liedermacher Siggi Juhasz bei der Hauptversammlung des "Vereins zur Bewahrung des unterfränkischen Dialekts" ein ehrgeiziges Ziel vor. Er war damals der Schlagzeuger der "Thunderbirds".

Vor vier Jahren wurde der Verein gegründet. Gerade ist das 200. Mitglied beigetreten. Und bei der Hauptversammlung wurde deutlich, dass viel Schwung im Spiel ist.

Kürzlich wurden die ersten Blogs gestartet, also Beiträge zu bestimmten Themengebieten. Über die Internetseite des Vereins wird man dorthin weitergeleitet. Manuela Fuchs erklärte in der Versammlung, was ein Blog ist ("Da kummer gepoust") und stellte die acht unterschiedlichen Blogs vor. Sie selbst schreibt über Frauen im ländlichen Raum und im Spannungsfeld zwischen früher und heute, Familie und Beruf... Die Beiträge sind nicht nur rückwärtsgewandt in die "gute alte Zeit".

Bub unterm Zapfhahn

Tobias "Rob" Feser schreibt unter dem Motto "Frankentrank" über vergorene Getränke in Franken und ihre Verwandten in aller Welt. Ein Bild zeigt ihn als kleinen Bub mit ausgestreckter Zunge unter einem laufenden Zapfhahn. Er liefert auch Rezepte zum Selbermachen alkoholischer Getränke frei nach dem Bücholder Motto: "Hauptsach, es maicht schwindled."  

Die Köchin, Hauswirtschafterin und Kräuterführerin Margit Balling informiert über die fränkische, baurische Küche und ist gestartet mit dem inzwischen "hippen" Bärlauch. Natalie Dees betrachtet den spannenden Einfluss anderer Sprachen aufs Fränkische, früher vor allem das Französische, jetzt das Englische. Florian Gehrig - oder mit Dorfnamen "Ödeles Justus" - widmet sich dem "jungen Dorf". Den Laboringenieur zog es wieder zurück aufs Land. Er will die Vorzüge des Landlebens vor allem für die jüngere Generation darlegen. Daniela Stamm gibt weiter, was sie über Mundartmusik aufschnappt. Anneliese Max berichtet über alles, was grünt und blüht - gleich ob im Garten oder in der Flur. 

Filme auf Tour

Otto Weber berichtet unter der Überschrift "Bulldog-Liebe" über historische Landmaschinen. In der Hauptversammlung berichtete er über seine letztjährige "Tournee" mit dem Film "Bulldog-Liebe", aber auch mit dem "Brandners Kischper". Dabei nahm er rund 900 Euro Spenden für den Verein ein, indem er seine "Kappe rüm lass geh hat". Vorübergehend kam der Gedanke auf, die Filme mit Untertiteln zu versehen. Als Otto Weber die "Bulldog-Liebe" in Eußenheim auf dem Bauernhof Wolf vor 250 Gästen zeigte, waren darunter auch Landmaschinenvertreter. "Die von John Deere ham nit viel verstanne."

Das große Ziel aber des Vereins ist die Sanierung des "Schwarzen Adlers" und damit die Schaffung des "Hauses des Dialekts". Vorsitzender Benedikt Feser: "Das wird uns sehr beschäftigen, wenn's nit vorher zammfällt." Und: "Das Haus steht jetzt 500 Jahre. Muss das jetzt zusammenfallen - in der reichsten Zeit dieser 500 Jahre?" Es hat beispielsweise einen doppelstöckigen Keller - ganz unten war der Eiskeller -, ein barockes Treppenhaus und einen Tanzsaal mit Musikantenpodest.

Über den Dialekt hinaus

Das Gebäude soll kein statisches Museum werden, sondern ein lebendiger Treff mit Aktionen rund um den Dialekt und das ländliche Leben. Und nicht nur Büchold soll im Mittelpunkt stehen, sondern die gesamte Großgemeinde Arnstein und Unterfranken sollen sich dort wiederfinden. Feser: "Und je mehr ich mich damit beschäftige, desto deutlicher wird, dass es nicht nur um den Erhalt des Dialekts geht, sondern um die Dörfer." 

Bürgermeister Franz-Josef Sauer sagte, er habe ein gutes Gefühl. Rund 100 Mitglieder zeigten in der Hauptversammlung ihr Interesse an dem Verein und seinen Zielen. Jetzt gelte es bei Ämtern und Behörden Geldgeber für das Haus zu finden. Neben dem Nutzungskonzept ist dafür erst noch eine Kostenermittlung nötig, womit das Architekturbüro Gruber-Hettiger-Haus (Karlstadt) beauftragt ist. Sauer bat um Geduld. Das Tanzen werde 2023 möglich sein, sicherlich aber noch nicht im sanierten Dialekthaus.

Die Blogger des Dialektvereins Büchold. Von links Otto Weber, Margit Balling, Anneliese Max, Manuela Fuchs, Florian Gehrig, Tobias Feser, Natalie Dees, Daniela Stamm und Vorsitzender Benedikt Feser.
Foto: Karlheinz Haase | Die Blogger des Dialektvereins Büchold. Von links Otto Weber, Margit Balling, Anneliese Max, Manuela Fuchs, Florian Gehrig, Tobias Feser, Natalie Dees, Daniela Stamm und Vorsitzender Benedikt Feser.
Vorstand und Mundartkonzert
Für die nächsten vier Jahre setzt sich der Vorstand des Dialektvereins folgendermaßen zusammen: Vorsitzender Benedikt Feser, Stellvertreter Roland Metz, Kassierin Ramona Schaupp, Schriftführerin Nicole Feser, Beisitzer Marion Rexter, Sandra Keß, Henning Glawatz, Rolf Janiak und Manuela Fuchs. Kassenprüfer sind Martin Balling und Joachim Pröstler, Delegierte für den Vereinsring Rolf Janiak und Benedikt Feser.
Zum Programm in diesem Jahr: Unter anderem wird es am Samstag, 4. Mai, ein Mundartkonzert in der Stadthalle Arnstein geben unter dem Motto "Dahöm und daus". Es spielen Siggi Juhasz und die Dukes (Benedikt Feser, Tobias Feser, Thomas Stamm) und Frederik Raab. Mit einer Lesung zum Thema Dorfwirtshäuser. Beginn ist um 19.30 Uhr.
Der Verein im Internet: www.unterfränkisch.de
 
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