Warum wählen Schülerinnen und Schüler den Zweig Agrarwirtschaft, Bio- und Umwelttechnologie, kurz ABU, an der FOS BOS Marktheidenfeld? Den Zweig gibt es nur einmal in ganz Unterfranken. Wir haben bei den jungen Leuten, die aktuell die 11. Klasse besuchen, nachgefragt und erfahren, dass die Gründe durchaus unterschiedlich sind.
Helene Thauer aus Esselbach macht ihr Praktikum bei der Bäckerei Frischmuth in Wertheim. Sie hilft im Verkaufsraum und in der Backstube, knetet den Brotteig, rollt die Brötchen und glasiert die süßen Backwaren. Ihr zweites Praktikum wird sie auf dem Schwalbenhof in Marienbrunn absolvieren. Was sie später einmal werden möchte, weiß sie noch nicht: "Aber auf jeden Fall etwas, wo ich mich bewegen kann und am Ende sehe, was ich gemacht habe", sagt sie.
Ganz sicher, was er machen möchte, ist sich Johann Trüb aus Oberndorf im Jossgrund. Er möchte Forstwirtschaft studieren und macht sein Praktikum bei Hessen Forst, wo er viel pflanzt und bei der Holzaufnahme hilft. Er war auch schon bei einer Treibjagd dabei und hat Hochsitze gebaut. Während der Schulwoche hat er ein Zimmer im Wohnheim, das sich auf dem Schulgelände befindet.
Lena Arndt wählte den ABU-Zweig, weil sie sich für Biologie interessiert. Ihr Praktikum macht sie bei der Gärtnerei Hamberger in Marktheidenfeld. Ihr gefällt es dort sehr gut, aber später möchte sie etwas anderes machen. Am liebsten ein Medizinstudium: "Weil ich aber weiß, dass ich den Schnitt wahrscheinlich nicht schaffe, werde ich vielleicht erst mal Krankenschwester und arbeite mich dann hoch", sagt sie.
Praktikumswoche ist "wie Urlaub"
Bei der Firma BayWa in Marktheidenfeld macht Linda Niedermüller ihr Praktikum. Ihr gefällt besonders der Kundenkontakt im Verkauf, aber sie arbeitet auch gerne im Lager. "Ich kenne die BayWa von klein auf, denn wir haben selbst Landwirtschaft", erzählt sie. Trotzdem war sie anfangs etwas skeptisch, ob das der richtige Praktikumsplatz für sie ist. "Ich hatte schon Vorurteile. Ich dachte, hier arbeiten nur alte Männer", verrät sie lachend. Jetzt fühlt sie sich in der jungen Truppe aber sichtlich wohl. "Die Praktikumswoche ist für mich wie Urlaub. Dafür ist die Schulwoche echt stressig."
Ausbilder und Betriebsleiter Michael Zehnter ist von seiner Praktikantin begeistert: "Linda ist die erste von der FOS und macht ihre Sache richtig gut." Er hätte sie gerne überregional eingesetzt, aber das ist wegen Corona gerade schwierig.
Was Linda später machen will, weiß sie noch nicht. "Da bin ich noch völlig offen, aber ich interessiere mich schon für Umwelt und Agrar", sagt sie. Sie findet gut, dass es den Zweig gibt. Auch damit andere sehen, dass Nachhaltigkeit zwar einfach klingt, aber eben nicht immer so einfach ist. "Gerade in der Landwirtschaft muss man auf vieles achten." Sie kann sich auch einen beratenden Job vorstellen oder etwas in der Politik oder auch Journalismus. "Aber dafür ist die FOS ja da, dass man sich orientieren kann."
Zweig wird immer beliebter
Das findet auch Betreuungslehrer Michael Dümig. Er erzählt, dass sich gerade der Zweig ABU steigender Beliebtheit erfreue. Waren es 2018 noch 22 Schülerinnen und Schüler, sind es in diesem Jahr bereits 36. Sie sind aufgeteilt in zwei Klassen und haben in der 11. Klasse jeweils eine Woche Schule und eine Woche Praktikum. Es sollen nach Möglichkeit zwei Praktika in verschiedenen Bereichen besucht werden, damit die Jugendlichen viele Erfahrungen sammeln können. "Es ist gar nicht so einfach, geeignete Betriebe zu finden, die bereit sind, Praktikanten aufzunehmen. Immerhin brauchen wir pro Schuljahr rund 50 Plätze", so Dümig. Die jungen Leute sind beispielsweise bei Tierärzten, Kläranlagen, Forstbetrieben und auf Pferde- oder Bauernhöfen.
Wer mehr über den ABU-Zweig, aber auch über alle anderen Zweige der FOS BOS Marktheidenfeld wissen möchte, der kann sich am Samstag, 12. Februar, ab 10 Uhr beim Online-Infotag unter www.fosbos-marktheidenfeld.de informieren.