
Im Stadtwald von Lohr gibt es einen besonderen Ort. Er dürfte vielen Waldbesuchern nicht bekannt sein und nur von Experten und Ortskundigen als solcher erkannt werden. Es handelt sich um ein kleines Waldmoor, ein sogenanntes Anmoor, und ist in einem relativ jungen Entwicklungsstadium.
Die typisch kleinflächige, bis zwei Hektar, spärlich mit Gehölz bewachsene Fläche ist allein in Abhängigkeit von der Intensität des Jahresniederschlags mal mehr oder weniger durchnässt und sumpfig. Die über mehrere Jahrzehnte abgestorbenen und wegen der Nässe schlecht zersetzten Pflanzenreste aus Gehölz, Heide und Moos bilden durch den Sauerstoffmangel die moorbildende Torfschicht. Die Torfschicht legt bei intaktem Nässezustand bis zu einen Millimeter pro Jahr zu. Momentan dürfte das Wachstum hier allerdings eher null sein.
Moore sind unsere größten natürlichen Kohlenstoffspeicher und haben somit wichtige Klimaschutzfunktion. Die Torfschicht hier im Stadtwald ist noch, wegen der bisher relativ kurzen Entwicklungszeit von wenigen Jahrzehnten, erst wenige Zentimeter bis örtlich 20 Zentimeter stark.
Für Forstmaschinen befahrbar
Nach großen Regenmengen sorgt der Wasserstau für mehr Wasserrückhalt und verzögerten Wasserabfluss. Nicht allzu weit zurück, Mitte des vorigen Jahrhunderts, wurde diese Fläche forstwirtschaftlich genutzt. Sie wurde mit Gräben für die Entwässerung durchzogen und somit für Forstmaschinen befahrbar gemacht und mit Nadelholzbäumen bepflanzt. Wertvolle Pflanzenarten verschwanden, Nadelwald schloss die Fläche, und das Moorwachstum wurde beendet. Ein Umdenken findet Ende der 1990er Jahre statt. Die Vorteile des kleinen Biotops zum Erhalt spezieller Pflanzen, der Kohlenstoffspeicherfunktion und des Wasserrückhalts wurden erkannt. Die Gräben wurden geschlossen, die forstliche Nutzung und die Befahrung wurden eingestellt und die Fläche immer wieder vom Nadelholz befreit. Ziel aller Maßnahmen ist die möglichst flächige Wiedervernässung und die Aktivierung des Moorwachstums.
Im Spessart sind Moore auch aufgrund der sandigen, geröllhaltigen und wasserdurchlässigen Böden eher selten und deshalb jeder Ansatz umso wertvoller. Sie speichern in ihrem Untergrund eine mehrfache Menge Kohlenstoff als Wald.
Ihr Wasserrückhalt verzögert den Wasserabfluss in die in den Tälern liegenden Siedlungen und schützt Stadt und Dörfer vor Hochwasser. Für die im Umfeld der Moorfläche wachsende Vegetation wirkt der Wasserspeicher ausgleichend, und Spezialisten unter ihr finden überlebenswichtige Rückzugsgebiete. Ein Ort, nicht nur besonders, sondern auch wichtig im Lohrer Stadtwald.