Im Jahr 2015 beendete die Lohrer Polizei 36 Fahrten unter Alkoholeinfluss. Eine beachtliche Zahl. Was vielen nicht bewusst sein dürfte: Fast genau so hoch ist die Zahl der Fälle, in denen die Lohrer Gesetzeshüter Autofahrer stoppte, die illegale Drogen im Blut hatten. Haschisch, Marihuana, Heroin, Ecstasy und sonstige. Ein untrüglicher Beleg dafür, dass Drogen auch in der Kleinstadtidylle beinahe allgegenwärtig sind.
Nur die Spitze des Eisbergs
Volker Fischer spricht von der „Spitze des Eisberges“, die durch die Treffer bei Verkehrskontrollen zutage trete. Der 43-Jährige ist seit 25 Jahren bei der Polizei, seit 2009 in Lohr. Er ist einer der in jeder Schicht vorhandenen Beamten mit speziellen Kenntnissen zum Thema Drogen.
Der Polizeihauptmeister möchte nicht dramatisieren. Es sei ja nicht so, dass der Raum Lohr von Drogen überschwemmt werde. Doch die illegalen Betäubungsmittel seien überall. In vielen Orten gebe es auch Dealer, die die Suchtmittel an die Konsumenten verkaufen: „Egal ob in Lohr, Frammersbach, Partenstein oder Rechtenbach – alles ist dabei“, erzählt Fischer aus seinem Erfahrungsschatz.
Sobald ein Dealer einen größeren Kundenstamm habe, könne man jedoch davon ausgehen, dass er früher oder später auffliege. Denn irgendein Endabnehmer plaudere immer, beispielsweise dann, wenn er selbst mit Drogen erwischt worden sei.
Dealer ausgehoben
Erst jüngst hat die Polizei einen Dealer im Lohrtal ausgehoben. Diverse in der Wohnung sichergestellten Utensilien wie beispielsweise eine Feinwaage und natürlich auch verschiedene Drogen warten noch in der Asservatenkammer darauf, an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet und irgendwann vernichtet zu werden.
Einfallschneise: Bahnlinie
Die Einfallsschneise für die Drogen ist laut Fischer häufig die Bahnlinie nach Frankfurt. In der Hessenmetropole deckten sich Konsumenten und Dealer mit dem Stoff ein. Die Vertriebswege sind mitunter direkter als man denkt. Fischer selber ist es schon passiert, dass ihm als Privatperson auf dem Heimweg von der Spessartfestwoche in der Lohrer Fischergasse Drogen angeboten wurden. Da sei der Dealer natürlich an den Falschen geraten, erinnert sich der Polizist schmunzelnd.
In der Regel sind es es Kleinstmengen, auf die die Polizei bei Kontrollen stößt, häufig am Wochenende. Meist handelt es sich um Zufallsfunde, wie eben bei Fahrzeugkontrollen. Polizisten hätten einen Blick für drogentypische Ausfallerscheinungen, sagt Fischer. Als typische Anzeichen für Drogenkonsum nennt er auffällige Trägheit oder das Gegenteil davon, beispielsweise aufgeputschtes Zucken der Augen.
Zeigt ein Verkehrsteilnehmer solche Anzeichen, ist meist noch vor Ort ein Urintest der nächste Schritt. Ein Messstäbchen verrät sofort, ob der Proband Drogen konsumiert hat – und das für die vergangenen drei bis vier Tage. Letztendlich ausschlaggebend ist jedoch wie beim Alkohol ein Bluttest. Fällt dieser positiv aus, gibt es nicht nur eine Anzeige, sondern auch eine Mitteilung der Polizei an die Führerscheinbehörde. Die kann bei illegalen Drogen sogar dann die Fahrerlaubnis entziehen, wenn der Betreffende zum Zeitpunkt der Kontrolle gar nicht am Steuer eines Fahrzeuges saß.
Junge wie alte Konsumenten
Den klassischen Drogenkonsumenten gibt es laut Fischer übrigens nicht. Zwar liege der Schwerpunkt schon bei Menschen zwischen 18 und 25 Jahren, jedoch gebe es auch „Altdrogenabhängige“, die schon über 50 seien. Gerade die fünf bis zehn Heroinsüchtigen aus dem Raum Lohr, die im Suchtprogramm seien, kenne man schon über Jahre, schildert der Polizist. Die Konsumenten dieser harten Droge fielen früher oder später auf: „Der Konsum zehrt am Körper.“ Teilweise führe er zu einem starken Kontrollverlust, was sich auch in Lohr schon dadurch gezeigt habe, dass ein Süchtiger sich in einem öffentlichen Café einen Schuss gesetzt hat.
Drogen statt Komasaufen?
Fischers Befürchtung ist, dass gerade junge Leute zunehmend zu Drogen greifen. Es gebe Anzeichen dafür, dass diese dem „Komasaufen“ den Rang ablaufen. Im Jahr 2015 registrierte die Lohrer Polizei 86 Rauschgiftdelikte, 20 mehr als im Jahr davor. Damit wurde – nach einem statistischen Knick im Jahr 2015 – wieder das Niveau der Vorjahre erreicht.
Dabei war bei 36 Fällen Cannabis im Spiel, also Haschisch oder Marihuana, in 30 Fällen Amphetamine wie Ecstasy. In 15 Fällen stieß die Polizei auf sonstige Betäubungsmittel wie Pilze oder Spice, eine Kombination aus synthetischen Drogen und getrockneten Pflanzenteilen. In fünf Fällen ging es um Heroin.
Crystal Meth ist (noch) rar
Die noch recht neue synthetische Droge Crystal Meth, die beispielsweise aus tschechischen Labors nach Deutschland schwappt, ist laut Fischer hingegen im Landkreis noch kaum angekommen. Für 2015 registriert die Polizei hier in Main-Spessart 15 Fälle. Mit schwindender Entfernung zur tschechischen Grenze steige diese Zahl deutlich an, so Fischer. Er hofft, dass diese Welle der neuen Droge nicht oder zumindest nicht so schnell bis Lohr gelangt.
In den US-Bundesstaaten, wo Cannabis für medizinische oder auch Genusszwecke legalisiert wurde, sank die Zahl der Überdosierungen mit Medikamenten, sank die Zahl tödlicher Autounfälle und die Zahl konsumierender Jugendlicher nahm nicht zu. Ja, dass dort öfters Kleinkinder damit in Berührung kommen, da müssen die Eltern mehr Verantwortung zeigen und die Utensilien wie Arznei wegschließen.
"Die noch recht neue Droge Crystal Meth" Hallo2? Metamphetamine wurden unter Adolf erfunden und als Pervitin "Panzerschokolade" zum Durchhalten bis zum Endsieg, der eine Katastrophe wurde, gegeben. Bis zur Wiedervereinigung auf Rezept und in beiden Armeen, tauchte Crystal, jetzt dreckig, erst nach dem Verbot mit seiner zerstörerischen Wirkung auf. Ein Schelm, wer...
ACK June.