Igel sind wieder unterwegs. Um satt zu werden, müssen sie manchmal mehrere Kilometer zurücklegen. Dabei begegnen ihnen viele Gefahren. Eine davon kommt sehr leise daher: Mähroboter! Die automatischen Gartenwerkzeuge sind eine Gefahr für Kleintiere im Garten, verhindern die Entwicklung blühender Artenvielfalt und fördern den Ordnungswahn vieler Gartenbesitzer. Der BUND Naturschutz (BN) bittet deshalb um mehr Mut zur Wildnis: Je vielfältiger der Garten gestaltet ist und je mehr insektenfreundliche Pflanzen darin wachsen, umso wohler fühlt sich der Igel. Wer bereits einen Mähroboter besitzt, sollte die Geräte nur tagsüber arbeiten lassen und längere Zeitintervalle für den Einsatz wählen.
Sobald es dämmert, sind jetzt Igel auf Nahrungssuche unterwegs. „Manchmal müssen Igel weit laufen, um satt zu werden, gerne mal pro Nacht drei Kilometer und mehr“, erklärt Erwin Scheiner vom BN. Der Igel gilt als Insektenfresser, frisst aber auch gerne Regenwürmer. Und die findet er mit seiner feinen Nase leider auch auf Rasenflächen, die von einem Mähroboter gepflegt werden.
Die Durchquerung eines von Robotern gepflegten Rasens kann dem Igel gefährlich werden. „Igel sind keine Fluchttiere. Nähert sich ein Mähroboter, harren sie aus und warten ab. Einige rollen sich zusammen - doch auch diese Strategie hilft nur großen kräftigen Tieren, die von den Sensoren der automatischen Mäher erkannt werden“, sagt Scheiner. Kleinere Igel, Lurche und Reptilien werden nicht als Hindernis erkannt und deshalb überrollt, verletzt oder getötet. Der BN bittet deshalb alle Igelfreunde: Wer nicht auf den Mähroboter verzichten kann, die Mähzeiten unbedingt auf den Tag verlegen und vorab gründlich kontrollieren, ob Tiere gefährdet sein könnten. Denn Igel verstecken sich gerne in den "Parkhäusern" der Roboter um zu schlafen. Wenn dann die Maschine startet, können die Sensoren im Gerät das Tier nicht orten. Auch andere motorisierte Gartengeräte wie Fadenmäher oder Motorsensen sind in unübersichtlichen Ecken des Gartens eine Gefahr für Tiere.
Trotz Volksbegehren Artenvielfalt findet man in bayerischen Gärten eher normale Rasenflächen statt Blumenwiesen. Durch häufiges Mähen verschwinden Kräuter, Wildgräser oder Moose, der „Rasen“ bleibt für Kleinlebewesen eine grüne Wüste. „Insgesamt haben wir in Bayern eine Gartenfläche von 135 000 Hektar. Eine riesige Fläche, die wir als lebendigen attraktiven Lebensraum mit Futter für viele Insekten gestalten können“, erklärt Erich Perchermeier, der mit seiner Ortsgruppe Marktheidenfeld das Projekt „Lebendige Gärten“ initiiert hat. Mit Mut zu etwas mehr Wildnis im Garten und zunächst durch weniger Mähen könnte man der Artenvielfalt eine Chance geben. Mit Blührändern am gemähten Rasen, naturnahen heimischen Hecken, Trockenmauern, Teichen oder Totholzhaufen kann man den Garten in ein Naturparadies verwandeln.
Machen Sie mit: Verzichten Sie auf Mähroboter! Mit Sense oder Spindelmäher verbrauchen Sie zudem keine Fremdenergie. Gestalten Sie den Rest des Gartens naturfreundlich! Mehr Tipps für naturgemäße Gartenarbeit (bund-naturschutz.de) oder https://main-spessart.bund-naturschutz.de/lebendige-gaerten
Von: Conni Schlosser für den Bund Naturschutz Kreisgruppe Main-Spessart