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IG Bau: Ein-Mann-Betriebe gefährden Handwerk
Fliesenleger sind immer häufiger als Solo-Selbstständige unterwegs. Dabei arbeiten sie oft zu schlechten Bedingungen, kritisiert die Gewerkschaft IG BAU.
Foto: IG Bau | Fliesenleger sind immer häufiger als Solo-Selbstständige unterwegs. Dabei arbeiten sie oft zu schlechten Bedingungen, kritisiert die Gewerkschaft IG BAU.
Bearbeitet von Andreas Köster
 |  aktualisiert: 02.04.2019 11:40 Uhr

Rollende Ein-Mann-Betriebe: Immer häufiger sind im Landkreis Main-Spessart Solo-Selbstständige unterwegs. Doch viele von ihnen arbeiten nach Einschätzung der IG BAU unter schlechten Bedingungen – ohne soziale Absicherung und mit einem Einkommen, das teils unter dem Mindestlohn liegt. „Gerade im Handwerk hat die Zahl der Ein-Mann-Firmen stark zugenommen – oft mit großen Abstrichen bei der Qualität“, sagt Michael Groha. Der IG BAU-Bezirksvorsitzende kritisiert in einer Pressemitteilung Online-Portale wie MyHammer oder Helpling, die ein solches Geschäftsmodell unterstützten. „Zwar scheint ein Fachmann dort nur ein paar Klicks entfernt. Doch ein Großteil dieser sogenannten ,Gig-Worker‘ arbeitet ohne Gesellenbrief und Renten- oder Sozialversicherung“, so Groha.

Die IG BAU Mainfranken macht für den Trend insbesondere den Wegfall der Zulassungspflicht in vielen Handwerksberufen verantwortlich. Seitdem können sich etwa Fliesenleger ohne abgeschlossene Lehre selbstständig machen. Die Folge: Die Zahl der Fliesenlegerbetriebe im Bereich der Handwerkskammer für Unterfranken ist kräftig angestiegen – von 518 im Jahr 2004 auf 962 im vergangenen Jahr. In der Gebäudereinigung – seit 2004 ebenfalls zulassungsfrei – zählt die Kammer im selben Zeitraum ein Plus bei den Betrieben von 137 Prozent.

Ein großes Problem sei die Selbstausbeutung der Solo-Unternehmer, so der Gewerkschafter. „Sie müssen ihre Arbeitszeiten nicht aufschreiben und arbeiten oft zu Mini-Löhnen. Das erhöht den Preisdruck für reguläre Firmen, die ihre Leute ordentlich bezahlen und Sozialabgaben abführen müssen“, sagt Groha.

Die IG BAU fordert die Politik dazu auf, für eine bessere Absicherung zu sorgen. So könnten Ein-Mann-Unternehmer etwa in die Altersversorgung der Bauwirtschaft einbezogen werden. Denkbar sei auch eine verpflichtende Unfallversicherung. Groha: „Am Ende brauchen wir aber wieder eine Meisterpflicht in allen Handwerksbereichen. Nur damit sind Qualität und Nachwuchs gesichert.“ Noch in dieser Legislaturperiode könne die große Koalition den Meisterbrief wieder in der Handwerksordnung vorschreiben.

 
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