Otto Mergler war 28 Jahre bei den Stadtwerken Lohr, 20 Jahre davon als deren Leiter. Ende September hatte er dort seinen letzten Arbeitstag. Das ist ein Anlass, mit ihm einen Blick auf die Stadtwerke zu werfen, die in Lohr für die Trinkwasserversorgung, die Abwasserentsorgung, das Parken und den Stadtbus zuständig sind
Otto Mergler: Der damalige Bürgermeister Siegfried Selinger. Er wollte damals einen Stadtbus etablieren. Heute bin ich froh und dankbar für das nötige Vertrauen durch den Stadtrat, dass ich die Stadtwerke in ihrer heutigen Form aufbauen und leiten durfte.
Mergler: Es gab eine private Linie, die der Busunternehmer Goldmann gefahren hat. Diese sollte erweitert werden. Es war damals modern, Stadtbusse einzuführen. Deshalb hat er mich zu den Stadtwerken – damals noch Städtische Wasserwerke – geschickt, um so etwas aufzubauen im steuerlichen Querverbund.
Mergler: Ich bin gespannt und immer noch der Überzeugung, dass der Lohrliner eine sinnvolle Einrichtung ist. Allerdings muss er finanziell gut abgesichert sein. Das ist das Problem. Ich mache es immer daran fest, dass wir einen sehr hohen Anteil an Schwerbehinderten transportieren, die zwar nicht zahlen, aber für die wir eine Vergütung vom Staat bekommen. Da sind wir mit weit über 20 Prozent der Fahrgäste deutlich über dem Bundesdurchschnitt, der bei 4,5 Prozent liegt. Das ist ein Zeichen dafür, dass wir den Lohrliner richtig planen und diejenigen ihn nutzen, für die er gedacht ist.
Mergler: Genau. Insofern halte ich das Geld auch für gut angelegt. Man muss aber darauf achten, dass es finanziell nicht ins Endlose geht.
Mergler: Daran arbeiten wir seit 25 Jahren – mit mäßigem Erfolg. Früher gab es das Jobticket oder Zuschüsse von Arbeitgebern, die den Stadtbus mitfinanziert haben. Das ist mit der Zeit alles weggebrochen. Daher sieht es finanziell eher mau aus, wobei die Kosten steigen.
Mergler: Richtig. Aber da klaffen das Reden und Tun der Leute oft auseinander.
Mergler: In einer Kleinstadt wie Lohr ist das nicht mit Gewinn zu machen. Und wir stehen in Konkurrenz zum ÖPNV. Das heißt, wir sind mit den Parkgebühren günstiger als mit den Fahrkarten, was für mich etwas ärgerlich ist. Aber andernfalls findet eine Verdrängung statt.
Mergler: Ja. Das hat auch mit der Kleinstadt zu tun. Vieles ist fußläufig zu erreichen oder die Leute steigen aufs Fahrrad um.
Mergler: Wir kommen zumindest besser mit den Kosten klar. Wir müssen kostendeckend kalkulieren und das tun wir auch. Die Fixkosten sind sehr hoch.
Mergler: Ja. Pro Einheit – durch die hohen Fixkosten. Es gibt in der Branche auch andere Preismodelle: Fixe Kosten werden durch feste Einnahmen gedeckt. In Gänze kann man das sicher nicht erreichen. Das wäre ein Festpreis pro Einheit, also pro Nase oder pro Wohneinheit.
Mergler: Ja, genau.
Mergler: Klar. Der Energiebereich ist stark reguliert. Wie das in Zukunft aussieht, wissen wir noch nicht.
Mergler: Im Moment sehen sie noch sehr gut aus und sind auf dem geplanten Niveau. Das ist von der Prognose her aber nicht auf die nächsten zehn Jahre ausdehnbar.
Mergler: Ich sehe zurückgehende Gewinne und damit schrumpfende Beteiligungserträge, somit weniger Möglichkeiten, defizitäre Bereiche der Stadtwerke mitzufinanzieren.
Mergler: Durch kostendeckende Gebühren. Das ist unabhängig von der Beteiligung an der Energieversorgung zu sehen. Wir haben aber auch Investitionsstau bei den Parkeinrichtungen. Behoben wird er mit Einnahmen aus der Energieversorgung. Schwierigster anzunehmender Fall – von dem ich nicht ausgehe – aber mal angenommen, der Beteiligungsertrag der Energieversorgung würde komplett wegfallen: Dann hätten wir laufende Verluste in der Nahwärme, die nicht allzu hoch sind, aber die da sind. Wir haben laufende Verluste beim Parken und beim ÖPNV. Das könnten wir dann nicht finanzieren. Da müsste man sagen: Stopp! Entweder muss ich die Preise so stark anheben, dass keiner mehr die Angebote nutzt oder ich muss den Betrieb einstellen.
Mergler: Kaum. Es gab mal Zeiten, da hat die Stadt viel Geld gehabt und auf Kapitalzuschüsse aus den Stadtwerken verzichtet. Denn wir mussten keine Ausschüttung und Konzessionsabgaben an sie leisten. Das ist als Liquidität im Betrieb geblieben und hat uns geholfen, auch zum Schuldenabbau. Davon können wir die nächsten Jahre nicht ausgehen.
Mergler: Da wage ich keine Prognose mehr.
Mergler: Was keiner auf dem Schirm hatte, war Corona. Das hat viel ausgemacht. Corona hat den Umbau der Altstadt vorangetrieben mit entsprechenden Leerständen und vor allem arbeiten mehr Menschen von zu Hause aus. Das heißt, auch vom Gewerbe her ist der Druck auf die Parksituation sehr deutlich zurückgegangen. Das konnte niemand vorhersehen. Die Nachfrage hat sich inzwischen zwar wieder etwas stabilisiert. Aber der Parkdruck hat nachgelassen. So hoch wie 2017, sag' ich mal, ist er nicht mehr.
Mergler: Ja. Wir konnten unsere Ausgaben nur ausgleichen, indem wir auch die Preise deutlich erhöht haben.
Mergler: Nicht unbedingt. Wer dort parkt, kommt meist von auswärts und da ist Lohr vergleichsweise günstig. Nicht, wenn ich aus Halsbach komme, aber beispielsweise aus Gelnhausen. Oder wenn ich die Vergleiche habe mit Aschaffenburg oder Würzburg.
Mergler: Ja, aber wer will damit ein Geschäft machen? Das geht nur in Großstädten.
Mergler: Weil der gesetzlich vorgeschriebene Verknüpfungspunkt fehlt, um das im steuerlichen Querverbund zu betreiben. Nur dann würde es finanziell einen Sinn machen. Das könnte ein Blockheizkraftwerk sein, mit dem das Bad geheizt wird, dessen Strom aber auch ins Netz eingespeist würde.
Mergler: Die Zusammenfassung von Wasser und Abwasser. Das war eigentlich ein Beschluss aus finanzieller Not heraus, weil die Kläranlage saniert werden musste und jede Menge Kanäle, Regenrückhaltebecken und dergleichen gebaut werden mussten. Die Stadt hatte damals auch nicht die Mittel, weshalb man gesagt hat, wir lagern das auf die Stadtwerke aus, weil die sich selbst finanzieren können und müssen. Das ist heute im Verwaltungsvollzug nicht ganz einfach, weil wir einen hoheitlichen städtischen Betrieb in einen Gewerbebetrieb – die Stadtwerke – eingegliedert haben. Das ist steuertechnisch ein großer Rechenaufwand. In der praktischen Arbeit aber ist es ein großer Vorteil, weil wir von den Leitungen her im selben Graben arbeiten können. Dann, wie schon gesagt, das Stadtbussystem. Auch die Erweiterung des Wasserwerks Schwebberg gehört auf jeden Fall dazu. Die Sanierung in der Wasserversorgung mit der Ultrafiltration. Da waren wir der Zeit voraus. Später wurde sie fachlicher Standard bei so schwierigen geologischen Voraussetzungen wie bei uns.
Mergler: Hat es auch. Zehn Jahre ist das jetzt her. Die Erwartungen wurden sogar übertroffen. Die Mehrkosten, die durch den Plus-Energie-Standard angefallen sind, hatten wir schon nach fünf Jahren reingeholt. Berechnet waren für die Amortisierung 13 Jahre.
Mergler: Es ist der Baustil: keine abgehängten Decken, die Wände sind speziell aufgebaut, das Be- und Entlüftungssystem mit Wärmerückgewinnung und vieles mehr. Die einzelnen Dinge sind unspektakulär, aber alles zusammen macht es aus. Wichtige Voraussetzung für das Gelingen war damals, dass man uns hat machen lassen und wir das Vertrauen des Stadtrats hatten. Wenn man zum Spielball politischer Interessen wird, funktioniert es nicht.
Mergler: Sehen Sie dort die Glaskugel? (Mergler deutet auf seinen Schreibtisch und lacht.) Damit veranschauliche ich gerne, dass niemand in die Zukunft schauen kann. Es wird auch dann noch Abwasserbeseitigung geben und Trinkwasserversorgung. Über alles andere kann man reden und muss man auch reden, denke ich. Wir haben einen gesunden Betrieb und der wird auch in zehn Jahren noch gesund sein. Da habe ich keine Sorgen.
Mergler: Das hoffe ich nicht. Was ich mir ganz persönlich gut vorstellen kann, wäre eine verstärkte Zusammenarbeit mit den Kommunen über das hinaus, was wir jetzt schon machen – beispielsweise im personellen Bereich.
Mergler: Da haben wir ja schon Erfahrungen gemacht. Einmal mit einer Nahwärme GmbH, die wir wieder aufgelöst haben, weil keine Nutzer da waren. Wir haben schon früh verschiedene Gebiete untersucht. Der Bereich, der ausgesucht wurde, war damals nur zusammen mit dem Klinikum sinnvoll. Das Krankenhaus hat sich dann aber wegen eines zwischenzeitlich angelaufenen Zuschussprogramms abgetrennt und damit ist das Defizit bei uns. Ich sehe das als schwierig an. Wir haben voriges Jahr verschiedene Modelle angeschaut. Sinnvoll kann es dort sein, wo ein Gebiet neu geplant wird. Ein kommunales Wärmekonzept wird derzeit für Lohr erarbeitet. Vielleicht ergibt sich mit veränderten gesetzlichen Regelungen noch mal ein anderer Druck auf den Markt und die Hauseigentümer. Mit unseren bisherigen Einrichtungen konnten wir nicht punkten, weil wir viel zu teuer waren.
Mergler: Das ist stark konjunkturabhängig. Aber ich sehe das derzeit nicht. Nötig wäre eine kontinuierliche Wärmeabnahme über das ganze Jahr, nicht nur während der Heizperiode. Und das können wir derzeit nicht bieten mit unserem Netz. Es muss am Ende rentabel sein. Pro laufendem Meter Leitung braucht man dafür circa ein Megawatt Wärmeabnahme.
Mergler: Viel Zusammenhalt und dass sie selbstbewusst weiter agieren und wirtschaften. Ich war immer stolz auf die Kollegialität und den Zusammenhalt in den Stadtwerken, auf das Ärmel-Hochkrempeln. Das hat angespornt und Spaß gemacht.