"Das war ein Wink des Schicksals", sagt Ingrid Hunger rückblickend. Die Pferdezucht ist heute ihr größtes Hobby, die berufliche Passion jedoch eine völlig andere. Verkauf, Koordination, Weiterentwicklung, Finanzen, Personal - Ingrid Hunger hält in der weltweit 350 Mitarbeiter zählenden Firmengruppe zusammen mit ihrem 79-jährigen Vater die Strippen in der Hand.
"In dieser Position muss man auf vieles verzichten"
Ingrid Hunger Prokuristin der Hunger KG
Dabei pendelt sie nahezu täglich zwischen Firmenstandorten in Würzburg und Lohr hin und her. An jedem der beiden Orte unterhält sie jeweils eine Wohnung. Trotzdem schläft sie häufig auswärts. Denn rund 150 Tage im Jahr reist sie geschäftlich durch Europa und die halbe Welt, besucht Geschäftspartner oder Niederlassungen in China, Indien oder Amerika.
Das hohe berufliche Engagement hat seinen Preis. "In dieser Position muss man auf vieles verzichten", sagt Ingrid Hunger. Und weiter: "Die berufliche Belastung nimmt mich hundertprozentig in Anspruch. Ich konnte das nie mit einer Familie vereinbaren." Dennoch habe sie sich nie die Frage gestellt, ob sie beruflich etwas kürzer treten sollte. Hunger: "Ich lebe für die Firma."
Entscheidungen treffen müssen und können, Verantwortung für die Mitarbeiter tragen, für die eigene Firma auch schon mal "hohes Risiko spielen" - das ist es, was für Ingrid Hunger die Faszination des Alltages ausmacht.
Freilich braucht auch die 52-Jährige einen Ausgleich, ein Hobby, bei dem sie abschalten und sich erholen kann. Das gelingt ihr am besten bei ihren Pferden. Auf den Wiesen rund um das Rodenbacher Schlösschen züchtet Ingrid Hunger edle Springpferde. In den Sattel steigen kann sie aus zeitlichen Gründen zumeist jedoch nur am Wochenende. Manchmal steht sie aber auch schon mal an einem Werktag früh um fünf Uhr eigens für einen Ausritt auf.
Die Leidenschaft für die Pferde hat Ingrid Hunger übrigens ebenso wie die Begeisterung für den Beruf von ihrem Vater Walter geerbt. Der hatte vor seiner Erfolgskarriere als Unternehmer zunächst das Schmiedehandwerk erlernt. Mit seinen 79 Jahren steigt er heute noch in den Sattel. Nicht nur in diesem Bereich ist Walter Hunger ein Vorbild für seine Tochter. In einem Punkt allerdings, da ist sich Ingrid Hunger sicher, wird sie ihrem Vater nicht nacheifern: "Bis 80 oder gar länger möchte ich nicht arbeiten."