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"Ich lebe für die Firma"
Lohr Lange Ruhephasen sind nicht ihr Ding, 14-Stunden-Arbeitstage aber schon. Ingrid Hunger ist das, was man neudeutsch eine Powerfrau nennt. Sie ist Geschäftsführerin von vier Tochterunternehmen der von ihrem Vater gegründeten Walter Hunger KG.
Von unserem Redaktionsmitglied Johannes Ungemach
 |  aktualisiert: 03.12.2006 22:29 Uhr
Als Personal- und Finanzchefin spielt sie daneben auch im Lohrer Mutterhaus des Herstellers von Spezialzylindern eine wichtige Rolle. "Technik begeistert mich, in bin sehr handwerklich motiviert", erklärt Ingrid Hunger, weshalb für sie von Anfang an der berufliche Weg vorgezeichnet war. Sicher, die Leidenschaft für Pferde brachte sie bei der Berufswahl vorübergehend ins Wanken. 1979 war das, nach dem Abschluss ihres Betriebswirtschaftsstudiums. Damals plante ihr Vater Walter eine Ranch in Kentucky in den USA zu kaufen. Auf der wollte Ingrid Hunger eine Pferdezucht aufbauen; Hannoveraner sollten es sein. Sie hatte sich in den USA schon für ein Studium der Tiermedizin eingeschrieben, als die Pläne ein jähes Ende fanden: Es gab keine Einfuhrgenehmigung für die Zuchthengste; der Traum war geplatzt.

"Das war ein Wink des Schicksals", sagt Ingrid Hunger rückblickend. Die Pferdezucht ist heute ihr größtes Hobby, die berufliche Passion jedoch eine völlig andere. Verkauf, Koordination, Weiterentwicklung, Finanzen, Personal - Ingrid Hunger hält in der weltweit 350 Mitarbeiter zählenden Firmengruppe zusammen mit ihrem 79-jährigen Vater die Strippen in der Hand.

"In dieser Position muss man auf vieles verzichten"

Ingrid Hunger Prokuristin der Hunger KG

Dabei pendelt sie nahezu täglich zwischen Firmenstandorten in Würzburg und Lohr hin und her. An jedem der beiden Orte unterhält sie jeweils eine Wohnung. Trotzdem schläft sie häufig auswärts. Denn rund 150 Tage im Jahr reist sie geschäftlich durch Europa und die halbe Welt, besucht Geschäftspartner oder Niederlassungen in China, Indien oder Amerika.

Das hohe berufliche Engagement hat seinen Preis. "In dieser Position muss man auf vieles verzichten", sagt Ingrid Hunger. Und weiter: "Die berufliche Belastung nimmt mich hundertprozentig in Anspruch. Ich konnte das nie mit einer Familie vereinbaren." Dennoch habe sie sich nie die Frage gestellt, ob sie beruflich etwas kürzer treten sollte. Hunger: "Ich lebe für die Firma."

Entscheidungen treffen müssen und können, Verantwortung für die Mitarbeiter tragen, für die eigene Firma auch schon mal "hohes Risiko spielen" - das ist es, was für Ingrid Hunger die Faszination des Alltages ausmacht.

Freilich braucht auch die 52-Jährige einen Ausgleich, ein Hobby, bei dem sie abschalten und sich erholen kann. Das gelingt ihr am besten bei ihren Pferden. Auf den Wiesen rund um das Rodenbacher Schlösschen züchtet Ingrid Hunger edle Springpferde. In den Sattel steigen kann sie aus zeitlichen Gründen zumeist jedoch nur am Wochenende. Manchmal steht sie aber auch schon mal an einem Werktag früh um fünf Uhr eigens für einen Ausritt auf.

Die Leidenschaft für die Pferde hat Ingrid Hunger übrigens ebenso wie die Begeisterung für den Beruf von ihrem Vater Walter geerbt. Der hatte vor seiner Erfolgskarriere als Unternehmer zunächst das Schmiedehandwerk erlernt. Mit seinen 79 Jahren steigt er heute noch in den Sattel. Nicht nur in diesem Bereich ist Walter Hunger ein Vorbild für seine Tochter. In einem Punkt allerdings, da ist sich Ingrid Hunger sicher, wird sie ihrem Vater nicht nacheifern: "Bis 80 oder gar länger möchte ich nicht arbeiten."

 
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