Abschied nehmen heißt es am kommenden Sonntag, 22. Juli, von Pfarrerin Kathrin Seeliger. Die 35-jährige beliebte Seelsorgerin verlässt nach nur rund fünfeinhalb Jahren die Pfarrstelle in Höllrich. Bereits am 1. September übernimmt sie ihre neue Pfarrei in Mühlhausen, zwischen Erlangen und Bamberg gelegen.
„Es war sehr kalt gewesen“, erinnert sich Kathrin Seeliger daran, als sie im Winter 2013 mit ihrer kleinen Familie in das Pfarrhaus in Höllrich einzog. Der Posaunenchor Heßdorf, Höllrich, Weickersgrüben hatte an diesem frostigen Abend im Pfarrhof Aufstellung bezogen, um die neue Pfarrersfamilie musikalisch willkommen zu heißen. Erinnerungen, die für die junge Pfarrerin unauslöschlich bleiben werden. Zudem Höllrich ihre erste Pfarrstelle war.
„Erste Stelle ist etwas Besonderes“
„Die erste Pfarrstelle ist im Leben eines Pfarrers oder einer Pfarrerin immer etwas Besonderes“, betont Kathrin Seeliger im Gespräch. Und die in Höllrich hebt sich noch einmal besonders heraus, denn „es ist eine sehr gute Pfarrstelle für den Anfang, den Einstieg ins Berufsleben“. „Ich habe hier sehr viel gelernt“, bekennt sie.
Denn neben den seelsorgerischen Aufgaben haben Pfarrer noch viele organisatorische und verwaltungstechnische Arbeiten zu erledigen. Dazu kommt auch noch, dass jede Pfarrgemeinde, jede Kirchengemeinde ihre Besonderheiten hat. Dies wird dann im Gespräch mit den Gemeindemitgliedern oder in den Sitzungen der Kirchenvorstände deutlich.
Gleich mehrere „glückliche Umstände“ machten ihr hierbei die Arbeit leichter. Da war bei ihr „die Euphorie des Neuen“, mit der Kathrin Seeliger ihr Amt begann. Dann waren die drei Kirchenvorstände in Heßdorf, Höllrich und Weickersgrüben äußerst kooperativ in der Zusammenarbeit mit der neuen Pfarrerin und haben sie nach Kräften unterstützt. „Und dann war ja noch die langjährige Pfarramtssekretärin Elke Nabernik, die mich sehr unterstützt hat“, lobt die scheidende Pfarrerin ihre Mitarbeiterin.
Einen großen Vorteil sah Seeliger aber auch darin: „Ich passe aufs Dorf, fühlte mich hier zu Hause“. Zwar wurde sie in Erlangen inmitten der Metropolregion Nürnberg geboren, doch hatte sie eine besondere Verbindung zum ländlichen Raum. Auch ihre neue Pfarrstelle mit den evangelischen Kirchengemeinden Maria und Kilian Mühlhausen und der Schlosskirche Weingartsgreuth mit über 1700 Gläubigen ist weitgehend ländlich geprägt.
Wenn Kathrin Seeliger am kommenden Sonntag um 14 Uhr in der Kirche in Heßdorf offiziell von Dekan Til Roth verabschiedet wird, bleiben Spuren ihres Wirkens zurück. So hat sie die Feier der Osternacht in ihren Kirchengemeinden eingeführt und zusammen mit den Kirchenvorständen eine modernere Gottesdienstgestaltung entworfen. Auch die Vorbereitung der Konfirmanden wurde neu gestaltet.
Ihre besondere Liebe gehört der Musik. Mit ihrer sehr schönen Stimme hat sie die Kirchenmusik belebt. Zudem hat sich der örtliche Posaunenchor der drei Kirchengemeinden mit Magdalena Braun als Leiterin weiter entwickelt, mit großer Unterstützung durch Kathrin Seeliger.
„Ein gutes Stück vorangekommen“ ist in ihren mehr als fünf Jahren die Ökumene. Gemeinsam mit den katholischen Pfarrgemeinden wurden „die Einheit der Christen“ sowie das Reformationsjahr gefeiert. Unvergessen bleiben auch die gemeinsam mit dem katholischen Geistlichen Pfarrer Norbert Thoma gefeierten ökumenischen Gottesdienste am Pfingstmontag im Innenhof der Burgruine Homburg.
Familiäre Gründe für Wechsel
„Rein familiäre Gründe“, sind es, die Kathrin Seeliger den Kirchengemeinden hier den Rücken kehren lassen. „Ich wäre gerne noch länger als Pfarrerin hier geblieben“, fällt auch ihr der Abschied nicht leicht. Jedoch ist ihr Mann beruflich im Raum Erlangen tätig und pendelt jetzt zweimal in der Woche zwischen Höllrich und Erlangen. Zudem erwartet sie in diesem Jahr ihr zweites Kind. Dann kann sie auch die Unterstützung ihrer gesamten Familie, die in dieser Region lebt, gut gebrauchen.
Nicht leicht fällt der Abschied nun auch dem achtjährigen Sohn Paul, der hier viele Freunde gefunden hat. „Für ihn wird es von den Mitschülern in der Grundschule in Gössenheim eine Abschiedsparty geben“, weiß die Mutter und Pfarrerin.
In ihre neue Pfarrstelle wird Kathrin Seeliger am Nachmittag des 9. September eingeführt. Ihren letzten Gottesdienst hier feiert sie am Sonntag, 29. Juli, um 10.15 Uhr als Open-Air Festgottesdienst am Schützenhaus in Höllrich.
Kathrin Seeliger
Im Jahr 1983 erblickte Kathrin Seeliger in Erlangen das Licht der Welt. Nach ihrer Schulzeit absolvierte sie ein Soziales Jahr in der mobilen Alten- und Krankenpflege in Augsburg. Anschließend studierte sie evangelische Theologie in Erlangen und Wien. Als Vikarin verbrachte sie zweieinhalb Jahre in Stein bei Nürnberg.
Seit 1. März 2013 war sie vom damaligen Dekan Michael Wehrwein ordiniert worden und ist seitdem mit einer Dreiviertel-Stelle Pfarrerin der Gemeinden Heßdorf, Höllrich und Weickersgrüben mit Zuständigkeiten für die beiden Seniorenheime in Gemünden. Im Dekanat Lohr übernahm sie die Aufgabe der Dekanats-Jugendpfarrerin. Nach dreijähriger Probezeit war es Dekan Til Roth, der sie im Amt installiert und zur „Pfarrerin auf Lebenszeit“ ernannt hat. (HN)