Detlev Meier und das Medienatelier des Nägelsee-Schulzentrums sind eng mit einander verknüpft: Seit 1977 hat Meier den Bestand des Infozentrums gepflegt, neue Bücher ausgewählt und Schüler und Lehrkräfte mit Recherchetricks und Lesetipps versorgt. Ende des Jahres geht er in den Ruhestand. Unsere Redakteurin Lena Schwaiger hat mit ihm über die Bücher und das Lesen gesprochen.
Das habe nicht gezählt. Ich dürfte 8000 bis 10000 in den Bestand eingearbeitet haben. Es waren aber auch noch Bücher aus dem alten Gymnasium da.
Viele leere Regale, viele volle Kisten. Meine Vorgängerin hatte das Nötigste ausgepackt, was die Oberstufe brauchte. Der Rest war noch verpackt. Heute dürfte davon nicht mehr viel da sein, der Bestand hat sich schnell erneuert.
Die, deren Handlung nicht mehr zeitgemäß war. Beispielsweise Coming-of-Age-Romane, in denen man in die Kneipe geht, einen Whiskey trinkt und eine Zigarre raucht. Oder die, bei denen in jedem dritten Satz "Nigger" vorkam.
Wir haben schnell gemerkt, dass wir mit der Erwachsenenliteratur nicht weiterkommen. Also habe ich mich auf die Jugendbibliothek beschränkt. Die geht immer noch.
Es ist alles dabei. Bei den Sachbüchern kommt Was-ist-Was gut an und jetzt die Minecraft-Bücher, die ich so furchtbar finde. Wir haben zehn Anleitungen für das Spiel und einen Minecraft-Roman von einem Youtuber – das haben wir auf speziellen Wunsch eines der Schüler angeschafft. Ansonsten ist der Renner allgemeine Fantasy.
Das ging mit Harry Potter los, hat sich inzwischen auf sämtliche andere Fantasy-Reihen verbreitet. Wir waren damals mit die ersten, die Harry Potter hatten. Das war eine Idee von Wolfgang Weismantel, der damals Verantwortlicher für die Bibliothek war. Ich habe es durchgelesen, sofort den zweiten Band gekauft. Ab dem dritten Band, als die Filme kamen, ging der Boom los. Ich habe dann immer gleich zwei gekauft – einen für uns zu Hause, einen für die Schule.
Das habe ich zusammen mit Andrea Pöschl, der Bibliotheksbeauftragten, gemacht. Wir sammeln beide, was es an Neuvorstellungen so gibt. Dann setzen wir uns zweimal im Jahr zusammen und beraten, was gekauft wird.
Besonders stolz sind wir, dass wir türkische Was-ist-was-Bücher haben. Die habe ich durch Zufall im Internet entdeckt. Ich konnte sie im Buchhandel über Ankara bestellen.
Meistens sitzen die Schüler hier und lesen darin. Ich habe das Gefühl, dass viele der türkischen Kinder gar keine Ausleihkarte geholt haben.
Den aus der Stadtbibliothek, wir haben seit vier Jahren eine Kooperation. Mir ging es dabei darum, dass auch die Realschüler an unseren Bestand rankommen, weil sie keine eigene Bibliothek haben. Das wird aber nicht besonders genutzt. Erwachsene Nutzer waren in diesem Jahr drei da.
Ich habe meine Leser, die jede Woche zwei- bis dreimal kommen und sich neue Bücher holen. Heute waren erst wieder fünf da, die sich Bücher über die Ferien ausgeliehen haben. Früher waren es mehr, aber heutzutage, durch die digitalen Angebote und E-Books sind es weniger geworden. Ich bin dankbar für jeden, der liest. Bei Erwachsenen habe ich eher das Gefühl, dass immer noch sehr viel gelesen wird.
Ich selber lese keine. Ich brauche mein Buch in der Hand, ich brauche was zum Umblättern.
Wir haben Computer, an denen die Schüler im Internet recherchieren können. Da kommen manchmal ganze Klassen rein, werden an die Computer gesetzt mit der Aufgabe, alles Mögliche zu einem Thema herauszufinden. Außerdem kann man kontrollieren, ob wir oder die Stadtbücherei ein Buch haben.
Von der Handlung her schon. Damals waren sie noch brav. Inzwischen ist die Jugend ein bisschen aufgeklärter. Außerdem ist mir aufgefallen, dass die fünf Freunde sich früher Dias angeschaut haben, heute gucken sie DVDs. Selbst die alten Sachen sind modernisiert worden.
Kann ich nicht behaupten. Mädchen sind klar in der Überzahl, aber es gibt auch viele Jungs, die gerne mal ein Buch lesen – und das nicht nur mit Minecraft. Jetzt haben sie den Thiemeyer entdeckt, der beim Literaturfestival dabei war.
Die Alyxa-Reihe von R. L. Ferguson, davon gibt es drei Bände. Anne Beckers »Die beste Bahn meines Lebens«, die Besprechung habe ich in der SZ gelesen und fand es toll. In dem Buch sind wunderschöne Grafiken. Und – wie immer – Gregs Tagebuch für die Jungs und Lottaleben für die Mädchen. Ich finde die Bücher furchtbar. Aber die Kinder lieben sie.
Ich mag Greg nicht. Er ist arrogant, rechthaberisch, die anderen haben überhaupt nichts zu sagen. Aber er lässt sich feiern. Die Kinder lieben ihn wahrscheinlich gerade, weil er so frech ist. Neulich kam nun Ruperts Tagebuch raus, von seinem besten Freund. Das hat mich gefreut. Rupert schreibt über alles – nur nicht über Greg. Und Greg ist stinkbeleidigt.
Mich um meine Briefmarkensammlung kümmern, meine CD-Sammlung ausbauen, reisen und lesen – ich habe gerade erst fünf neue Bücher gekauft.