
Der TSV Lohr hat seine Hausaufgaben gemacht. Die gesamten Lastschrifteinzugsverfahren der Mitglieder sind bereits auf das neue, europäisch einheitliche Zahlungssystem SEPA umgestellt. „Es war schon viel Arbeit, aber dafür sind wir ja da“, sagt Geschäftsstellenleiterin Carmen Burk gegenüber der Main-Post. Sie macht den Eindruck, als habe sie die Umstellung nicht viel Nerven gekostet.
Dabei kursieren Schreckensmeldungen durch die Zeitungen. Arbeiter bekommen keinen Lohn mehr, wenn die Umstellung nicht rechtzeitig vorgenommen worden ist, hieß es. Von „IBAN – die Schreckliche“ ist die Rede. Vereine könnten zahlungsunfähig sein und der Arbeitsaufwand sei immens.
Beim TSV Lohr habe es keinen Ärger gegeben – bis jetzt jedenfalls nicht, meint Carmen Burk. Dies liege daran, dass sich der Verein zur Umstellung eines Umwandlungsprogramms bedient hat, dass gut funktioniert hatte. Darüber ist Burk dankbar. Der TSV Lohr ist mit zirka 2600 Mitgliedern der größte Verein im Landkreis Main-Spessart. Nicht auszudenken, wenn sie für jedes Mitglied die IBAN – die 22-stellige Mammut-Kontonummer – hätte heraussuchen müssen. Von den Fehlern, die dabei passieren können, ganz zu schweigen.
Gläubiger-ID nötig
Zur SEPA-Umstellung gehört auch, dass sich der Verein von der Bundesbank eine sogenannte Gläubiger-ID besorgt. Diese berechtigt den Verein, Geldbeträge im Lastschriftverfahren von anderen einzuziehen. Da gab es beim TSV Lohr auch keine Probleme. „Das war eine der leichtesten Übungen“, sagt Carmen Burk. Das habe sie schon im vergangenen Juli erledigt. Die Gläubiger-ID wurde per E-Mail beantragt, ein paar Tage später kam sie schon per Post.
So vorbildlich wie beim TSV Lohr lief es nicht überall. In der gesamten Europäischen Union sollten zum 1. Februar die Zahlungsströme mit SEPA vereinheitlicht werden. Doch in den vergangenen Wochen erreichten die EU-Kommission immer mehr Hilferufe aus den 33 teilnehmenden Ländern.
Zahlreiche kleine und mittelständische Firmen und Vereine hätten die Umstellung wohl nicht rechtzeitig geschafft. Die Kommission zog die Notbremse und verschob die SEPA-Umstellung um ein halbes Jahr auf den 1. August. Es sind dabei wohl eher nicht die Großunternehmen, die Gefahr laufen, in die SEPA-Falle zu tappen. Dort gibt es professionelle Abteilungen, die sich um die Abwicklungen kümmern. Es wären eher die Klein- und Mittelbetriebe und Vereine gewesen, die die Umstellung bis zum 1. Februar nicht schaffen. „Doch dies wäre beherrschbar gewesen“, meint Stefan Hebig, Pressesprecher der Sparkasse Mainfranken. Daher bedauert er die Verschiebung.
Zeit für Nachzügler
Mit Sicherheit lasse sich nicht beantworten, ob die Umstellung reibungslos funktioniert hätte, so Hebig. Seiner Überzeugung nach seien die Kunden in Mainfranken gut informiert. In Fällen, in denen die Umstellung noch nicht erfolgt ist, hätte es eine Lösung gegeben, ist Hebig überzeugt. Für die Nachzügler gebe es jetzt mehr Zeit. Niemand sollte aber darauf spekulieren, dass es eine weitere Verlängerung gebe, meint er.
Die Privatkunden müssen sich nur an die neue IBAN gewöhnen, sonst müssen sie nicht aktiv werden. Die Umstellung von Daueraufträgen übernimmt die Bank.
IBAN, SEPA und BIC
Kontonummer und Bankleitzahl werden in Zukunft europaweit durch die IBAN („International Bank Account Number“) ersetzt. Die IBAN ist je nach Land unterschiedlich lang – in Deutschland hat sie 22 Stellen. Vom Prinzip ist die IBAN immer gleich aufgebaut: Sie besteht aus einem internationalen Teil, der sich aus einem Länderkennzeichen (DE für Deutschland) und einer Prüfziffer zusammensetzt sowie einem nationalen Teil, der individuelle Kontodetails enthält. In Deutschland sind das Bankleitzahl und die Kontonummer.
SEPA ist der einheitliche Zahlungsraum von 33 Ländern für Banktransaktionen in Euro.
BIC steht für „Bank Identifier Code“ und ist der neue Bankcode, der nur bei länderübergreifenden Zahlungen angegeben werden muss. gi