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WOLFSMÜNSTER
Hundertjährige schmeißt den Pfarrhaushalt
In ihrem Element: Die 100-jährige Maria Rüb würzt in der Küche den Kartoffelsalat.
Foto: Wolfgang Schelbert | In ihrem Element: Die 100-jährige Maria Rüb würzt in der Küche den Kartoffelsalat.
Wolfgang Schelbert
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:22 Uhr

Ihre Augen strahlen. „Heute habe ich auch wieder gekocht“, sagt Maria Rüb. Sie feiert an diesem Dienstag in Wolfmünster, einem Ortsteil von Gräfendorf (Lkr. Main-Spessart) ihren 100. Geburtstag. Für sie ist das kein Grund zum Hände in den Schoß legen. Maria Rüb ist die älteste noch aktive Pfarrhaushälterin Deutschlands. Mit Vorfreude erwartet sie heute ihre Gäste.

Seit 21 Jahren kocht sie im Pfarrhaus von Wolfsmünster für ihren Adoptivsohn, Pfarrer Peter Rüb. Erst seit einem Jahr wird sie von Birgit Lutz von der Sozialstation in Gemünden unterstützt. Was wohl das Geheimnis ihres hohen Alters ist? Maria Rübs Antwort lautet: „Ich mache das, was die anderen Leute nicht so mögen. Ich esse jeden Morgen zwei Löffel Honig, dass muss einfach sein.“

Die Jubilarin wurde am 15. November 1916 als achtes von neun Geschwistern in Nantenbach, einem Ortsteil von Neuendorf am Main, geboren. Zu den Erinnerungen an ihre Kindheit gehört ihre geliebte Puppe. Sie lag jedoch meist in ihrer Schachtel, damit sie nicht kaputt geht, erzählte die Jubilärin einst in einem Gespräch mit dem Würzburger Sonntagsblatt. Nur wenn Maria ihrer Puppe neue, selbst genähte Kleider anzog, nahm sie sie aus der Schachtel. Damals entstand der Wunsch, Schneiderin zu werden. Daraus wurde nichts.

Maria Rüb hat immer im Garten gearbeitet.

Maria Rüb blickt auf ein arbeitsames Leben in der Landwirtschaft ihrer Eltern und in den Gärten zurück. „Ich habe schon immer im Garten gearbeitet und alles selbst gezogen und geerntet“, erzählt die Hundertjährige. Heute ist es noch der Garten um das Pfarrhaus, den sie mit Unterstützung von Pfarrer Peter Rüb, ihrer Nichte Rosamunde und einer Nachbarin bebaut.

Auch die Pflege bettlägeriger Angehöriger und das Kochen als Dorfköchin bei Familienfeierlichkeiten verlangten viel von Maria Rüb ab. Die Arbeit hielt sie jedoch fit. Schon als Kind umsorgte sie den kranken Vater Josef Rauch. Er starb, als sie acht Jahre alt war. Nach der siebten Klasse endete die Schulzeit, sie musste die Großfamilie unterstützen.

Im April 1938 heiratete sie den Konfektionsschneider Peter Rüb. Zwei Jahre später wurde dieser zur Wehrmacht eingezogen und kehrte erst acht Jahre später später abgemagert, aber unverwundet aus russischer Gefangenschaft zurück. Die Ehe blieb kinderlos.

Im Jahr 1962 nahm sie den jüngsten Sohn ihres Bruders Ludwig Rauch auf. Der kleine Peter war der Patensohn ihres Mannes. Als er in die Schule kam, adoptierte ihn das Ehepaar. Peter ging 1971 nach Würzburg ins Kilianeum und besuchte das Riemenschneider-Gymnasium, um seinem Cousin nachzueifern: Er wollte ebenfalls Pfarrer werden.

Fünf Jahre lang pflegte Maria Rüb ihren Mann, bis er 1993 starb. Danach pflegte sie zwei Jahre lang ihre Tante Therese bis zu deren Tod im Jahr 1995. Maria Rüb und ihre jüngere Schwester Hedwig entschieden sich damals, nach Wolfsmünster zu ziehen und den Pfarrhaushalt von Peter Rüb zu führen.

Zum Kirchgang fehlt ihr in letzter Zeit die Kraft.

Neben ihrer Leidenschaft Kochen und der Pflege der Blumen gehört auch das Zeitungslesen zu ihren Gepflogenheiten. Zum bisher üblichen Kirchgang fehlt ihr in letzter Zeit allerdings doch etwas die Kraft. Dafür bekommt sie regelmäßig von ihrem Adoptivsohn die Kommunion ins Haus gebracht und sie sieht sonntags den Fernsehgottesdienst. 2012 war sie sogar selbst einmal im Fernsehen. Der Bayerische Rundfunk zeigte von ihr ein Porträt wenige Wochen nach ihrem 95. Geburtstag.

Geistig rege bringt sie auch jetzt noch ihren Haushaltshilfen so einiges fürs Kochen bei. „Erst letzte Woche stand sie neben der Caritashelferin an der Anrichte und hat ihr gezeigt wie sie die Klöße besser zubereiten kann“, erzählt Pfarrer Peter Rüb. „Ich koche sehr gerne Klöße und einen guten Braten mit Salat oder Gemüse“, fällt Maria Rüb ihrem angenommenen Sohn ins Wort. Er bestätigt: „Ja, ein Braten kommt schon einmal in der Woche auf den Tisch, das lässt sie sich nicht nehmen.“ Am Sonntag trinkt Maria Rüb dazu auch mal ein Gläschen Wein. „Aber nur am Sonntag, zur Feier des Tages, sonst nicht“, betont die Jubilarin.

Zum Jubelfeste spielt an diesem Dienstag um 19 Uhr die Musikkapelle auf. Maria Rüb erwartet viele Gäste aus der Gemeinde Wolfsmünster. Auch die Verwandtschaft lässt es sich nicht nehmen zu kommen. Vom Bayerischen Ministerpräsidenten erhält sie eine Ehrenmedaille mit Urkunde, überreicht vom stellvertretenden Bürgermeister.

Ein persönliches Grußwort von Bischof Friedhelm Hoffmann.

Einen ganz persönlichen Geburtstagsgruß gibt es von Würzburgs Bischof Friedhelm Hofmann: „Der ältesten Pfarrhausfrau im Bistum Würzburg gratuliere ich von Herzen zum 100. Geburtstag und wünsche Gottes reichen Segen zu diesem seltenen Geburtsfest. Ich staune und freue mich sehr, dass Frau Rüb noch im hohen Alter als gute Seele im Pfarrhaus wirkt. Vergelt‘s Gott für den langjährigen Dienst als Pfarrhausfrau und für das familiäre Engagement als Adoptivmutter des Pfarrers.“ Diesen Wünschen zu Maria Rübs „besonderem Geburtstag“ schließt sich auch Generalvikar Thomas Keßler an. Mitarbeit: cj

Pfarrhaushälterinnen in der Diözese Würzburg

In der Diözese Würzburg gibt es 219 aktive Pfarrhausfrauen, von denen 175 in Teilzeit tätig sind; 190 Pfarrhausfrauen befinden sich im Ruhestand. Vertreten werden sie von der Berufsgemeinschaft der Pfarrhausfrauen. Vorsitzende sind Karin Weber aus Sulzbach am Main (Lkr. Miltenberg) und Angelika Schwarzkopf aus Johannesberg (Lkr. Aschaffenburg). Auch dem Vorstand des Landesverbandes der diözesanen Berufsgemeinschaften der Pfarrhaushälterinnen in Bayern steht eine Unterfränkin vor: Luise Mai aus Gerolzhofen (Lkr. Schweinfurt). Die Berufsgemeinschaft der Pfarrhausfrauen in der Diözese Würzburg wirkt auch bei der Regelung von Arbeitsbedingungen mit, die im Mantel- und Lohntarifvertrag geregelt sind. Darin steht zum Beispiel, dass die Pfarrhausfrau verantwortlich ist für die Gesamtheit der häuslichen Arbeiten, zudem leitet sie die Wirtschaft in Haus und Garten und gibt „sonstigen Dienstkräften, Handwerksleuten und ähnlichen Personen“ Anweisungen. Auch die Erledigung von Pfarramtsgeschäften in der Kirchengemeinde, etwa einfache Verwaltungsaufgaben oder Telefondienste, können zu den Aufgaben der Pfarrhausfrau gehören. Die Arbeitszeit beträgt laut Tarifvertrag in der Regel wöchentlich 39 Stunden, eine tägliche regelmäßige Arbeitszeit könne aber „auf Grund der speziellen Art des Arbeitsverhältnisses nicht vereinbart werden“. Der Verdienst einer Pfarrhausfrau beträgt je nach Einstufung, Berufserfahrung und Qualifikation, brutto ab etwa 1740 bis 2175 Euro. cj
 
 
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