Trotz einiger Schicksalsschläge in der Kindheit und Jugend feiert Schwester Agnes Müller im Gemündener Kreuzkloster mit viel optimistischem, lebensbejahendem Humor ihren 100. Geburtstag. "Sie ist glücklich und freut sich immer", sagte die Oberin der Gemeinschaft Elisabeth (Pflegekonvent), Schwester Renate Wolf, beim Besuch der Landrätin Sabine Sitter und des Gemündener stellvertretenden Bürgermeisters Werner Herrbach. Beide gratulierten Müller zu diesem besonderen Jubiläum.
Agnes Müller, mit Taufnamen Bertha, wurde am 16. August 1923 in Perlsberg im Egerland als drittes Kind von Johann und Emilie Müller geboren. Sie hatte noch drei jüngere Brüder. Bertha erlebte eine schwere Kindheit: Als sie acht Jahre alt war, starben ihre Eltern und sie, sowie ihre fünf Geschwister kamen getrennt in unterschiedliche Familien. Die älteren mussten dort teilweise schon mitarbeiten. So erzählte sie immer: "Es war kaum Zeit zum Lernen, weil die Arbeit Vorrang hatte."
Nach etlichen schweren Jahren setzte sich schließlich ein Onkel dafür ein, dass die Kinder untereinander wieder mehr in Kontakt kamen. Mit den Kreuzschwestern in Berührung kam Berta im Jahr 1940, als sie wegen einer schweren Erkrankung für vier Monate ins Krankenhaus Karlsbad musste. Nach ihrer Genesung arbeitete sie selbst bis zum Jahr 1946 in diesem Krankenhaus. Dabei fasste sie den Entschluss, auch Ordensschwester zu werden.
33 Jahre als Krankenschwester in Bad Kissingen
Wegen der unsicheren politischen Lage riet man ihr, auszusiedeln und dort in die Kongregation einzutreten. Sie kam im Zuge der Aussiedlung erst nach Hessen und fand 1947 Aufnahme bei den Kreuzschwestern in Regensburg. Zwei Jahre später erfolgte die Einkleidung in Spindlhof bei Regensburg, bei der Bertha den Namen "Schwester Agnes" erhielt. Ihre Erstprofess legte sie 1950 ebenfalls in Spindlhof ab.
Später erfolgte die Ausbildung zur diplomierten Krankenschwester an der Krankenpflegeschule St. Josef in Regensburg. Als kompetente und geschätzte Krankenschwester wirkte sie schließlich 33 Jahre lang in der orthopädischen Klinik in Werneck. Von 1988 bis 1993 betreute sie im Caritas-Altenheim Bad Kissingen die betagten Menschen. Dann führte sie ihr Weg in das Schwesternheim Mengkofen, wo sie 20 Jahre lang die pflegebedürftigen Mitschwestern versorgte.
"Nachdem im Kloster Gemünden 2017 eine neue Pflegestation für unsere betagten Mitschwestern eröffnet wurde, zog Schwester Agnes als eine der ersten Schwestern von Mengkofen hierher", sagte Oberin Renate Wolf.
Der Spruch: "ora et labora"- "Bete und arbeite" war für Schwester Agnes das Motto ihres Lebens und so versah sie auch hier im Ruhestand noch kleine Dienste auf der Station. In ihrer "freien Zeit" befand sie sich oft in der Kapelle, wo sie mit Gott Zwiesprache hielt.